Cotacachi

Anderntags machten wir uns auf nach Cotacachi. Flo hat über das Allrad-Lkw-Forum Bekanntschaft mit Jens gemacht, der uns zu sich eingeladen hat. Jens und seine Frau Kristine haben sich vor 12 Jahren nach ihrer Südamerikareise entschieden (erstmal) in Ecuador zu bleiben. Jens ist talentierter Zimmermann und baut und verkauft Häuser. Die beiden haben uns gleich nach Ankunft zum ersten deutschen Stammtisch in Cotacachi mitgenommen, wo wir auf ca. 5 andere deutschen Familien trafen,  die seit 2-20 Jahren in Cotacachi leben.  Der Organisator verdient sich seine Brötchen als Bäcker und hat uns zum Abschied noch zwei Sauerteig-Baguettes zugesteckt. Die haben klasse geschmeckt. Danke!

Jens und Kristine sind super herzliche Menschen. Sie haben sich die nächsten 3 Tage viel Zeit genommen und mit uns die Stadt besichtigt und den Markt in Otavalo und Kristine hat mit den Kindern Feuer machen geübt (mit Feuerstein und Eisen) und Perlen gefilzt. Außerdem haben wir den Gringomarkt besucht, noch mehr Brot gekauft und eine Wanderung an der Lagune Guicocha oberhalb von Cotacachi unternommen.  Cotacachi liegt bei ca. 2450m Höhe und die Lagune und der Kraterrand sind bei 3000-3500m Höhe. Unser bisheriger Höhenrekord.

Vielen Dank an Jens und Kristine für die tolle Zeit, die netten Gespräche und etwas Normalität in unserem Vagabundendasein.

Auf nach Ecuador!

Irgendwann fühlten wir, dass es an der Zeit war ein neues Land zu erkunden und machten uns auf zur ecuadorianischen Grenze bei Ipiales.

Jens hatte uns eine Liste geschickt welche Schritte man nacheinander durchlaufen muss und welche Dokumente man wo benötigt. Damit war der Grenzübertritt ein Klacks und in 3,5-4 Stunden waren wir und das Auto aus- und eingecheckt. Danke Jens! Unsere restlichen kolumbianischen Pesos haben wir bei den etwas dubiosen Geldtauschern in Dollar gewechselt und eine neue Telefonkarte haben wir auch registriert. Da es ca. 17 Uhr war als wir endlich mit dem Prozedere durch waren, suchten wir recht bald einen Standplatz nahe der Panamericana. Fündig wurden wir bei einem Haus eines älteren Ehepaares, das uns freundlicherweise auf dem Parkplatz vor dem Haus stehen lies. Was weder sie noch wir wußten war, dass in dem oktagonähnlichen Nachbargebäude heute die Nacht zum Tag gemacht werden sollte. Als wir gerade in die Koje verschwunden waren, fing die Musik an zu wummern und hörte bis um 9 Uhr am nächsten Morgen nicht auf. Zum Frühstück sahen wir eine handvoll Leute aus dem Gebäude wanken. Der eine war so bedüdelt, dass er rückwärts über einen Zaun flog.

Wir telefonierten mit Hagen und Albertine, die unser Haus mieten und machten uns dann auf den Weg zur Laguna de Yahuarcocha. Eigentlich nur eine Stunde Fahrt entfernt in der Nähe von Ibarra.

Allerdings gerieten wir nach 10 Minuten in San Gabriel in ein Radrennen. Für große Fahrzeuge wie unseren Bus gab es leider keine Umfahrung und so mussten wir 3 Stunden warten bis die Strecke wieder frei war. Während wir warteten wurden wir von einem Berliner Pärchen auf Rädern angesprochen. Emelie und Alexander sind seit 2,5 Jahren mit ihren Rädern in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs. Ich bewundere die beiden, wie sie das bergige Kolumbien gemeistert haben. 

Irgendwann nachmittags kamen wir auf der Finca Sommerwind an. Das ist ein Campingplatz, der von Hans, einem deutschen Auswanderer, geführt wird.

Dort gibt es Schwarzwälder-Kirschtorte, diverse Kuchen, Marmeladen, selbstgebackenes Brot und deutsche Biere – außerdem kann man im Biergarten Würstchen mit Sauerkraut und Wiener Schnitzel essen.

Die übrigen Gäste waren fast ausschließlich Deutsche oder Schweizer und wir unterhielten uns ein wenig mit Bernhard und Maria aus der Schweiz, die schon seit 3 Jahren Südamerika bereisen. 

Für den nächsten Tag waren wir mit den Noacks auf dem Platz verabredet. Wir nutzten den Vormittag um mal wieder zu Wäsche zu Waschen und machten einen kurzen Stadtbummel in Ibarra, das uns allerdings nicht so umgehauen hat.

Zurück bei Hans, waren die Noack schon eingetroffen und wir setzten uns für ein paar Stücke Kuchen in den Biergarten.  Gerade als wir Jens fragten ob er die verrückten deutschen Radler gesehen hatte,  bogen diese zum Tor herein.

Ein lustiger Abend in deutschsprachiger Runde war vorprogrammiert…

Roadtrip und Laguna de la Cocha

Vom Valle de Cocora zur Laguna de la Cocha sind es 613km durch mehrere Gebirgsfalten mit unglaublichen Ausblicken. Wir haben diese Strecke in drei Tagen absolviert mit Übernachtung an einer Terpel-Tankstelle und einem Parador mit wahnsinnig toller Aussicht und quälten uns am letzten Tag über einen Pass mit 3250m Höhe um zur Lagune de la Cocha zu kommen. Die Lagune liegt auf 2800m Höhe und es gibt nur einige vereinzelte Hotels hier. Ein wahrhaft naturbelassener Ort.

Wir entschieden uns für das Chalet Guamuez als Stellplatz. Der Reiseführer versprach ein schweizer Chalet mit Sauna und Fondue auf der Speisekarte. Ich wollte schon mit einem „Grüezi“ hineinspazieren, aber hier war niemand anzutreffen, der Schwitzerdütsch sprach. Auch die Sauna war außer Betrieb und Fondue gab es leider auch keines mehr. Das Schweizer Ehepaar (Walter und Edith Sülzer), das dieses Kleinod 1965 aufgebaut hatte, sind schon seit ettlichen Jahren Tod und, da sie ohne Nachfahren geblieben sind, wurde das Chalet verkauft – an eine österreicher Familie. Die Einrichtung erzählt noch von früheren Zeiten, aber der Schweizer Esprit scheint abhanden gekommen zu sein.

Immerhin durften wir fabelhaft heiß duschen und haben uns hier einen Tag lang ausgeruht bevor es auf zur ecuadorianischen Grenze ging.

Valle de Cocora

Bei Salento gibt es ein auf 2200m Höhe das Valle de Cocora. Ein Gebiet, das für seinen Urwald und seine Wachspalmen bekannt ist. Die Palmen werden bis zu 60m hoch und sind das Wahrzeichen Kolumbiens.

Wir parkten direkt am Eingang zum Wachspalmental und konnten dort ein wunderbares Lagerfeuer machen. Am nächsten Morgen brachen wir zu einer 4-stündigen Wanderung durch den Jungle und das Wachspalmental auf. Wir kraxelten auf 2800m Höhe zur Finca de la Montana, wo wir Kolibris beobachten konnten. Auf dem Rückweg durch das Wachspalmental fing es wieder an zu regnen und die Palmen verschwanden in den Wolken. Gespenstisch schön!

Jardin

Auf dem Weg von Medellin ins Cafetero benötigten wir eine Zwischenstation, da die Straße No. 25 kurz hinter Medellin angeblich gesperrt war. Wir entschieden uns für Jardin, was laut Reiseführer ein sehr schönes beschauliches Städtchen sein sollte und weil wir dort unsere deutschen Freunde wieder sehen konnten.

Die Stadt hatte durchaus einen entspannten Charme und ein paar Naturhighlights zu bieten. Wir besuchten die Cueva del Esplendor, die 9km von Jardin entfernt in den Bergen liegt. Da wir keine Lust auf die 2,5 h einfachen Fußweg hatten, haben wir uns eine Jeeptour gegönnt. Allerdings mussten wir uns den Genuß der Höhle dann mit 12 anderen Personen teilen, aber beeindruckend war es trotzdem. Durch ein Loch in der Höhlendecke strömt ein 10m hoher Wasserfall mit ordentlich Getöse in die Höhle. Hartgesottene können sogar im kalten Wasser baden.

Ein zweites Highlight war die Vogelbeobachtung beim Naturreservat Gallito de Roca, das dierkt an die Stadt anschließt. Hier kann man zu Sonnenauf- und untergang den knallroten Andenklippenvogel beim Balzen bewundern. Er gluckert fröhlich vor sich hin und wir konnten sogar mehrere Exemplare aus nächster Nähe beobachten. Zurück am Bus sahen wir sogar noch einen hellblauen Vogel. Wie sich herausstellte ein blau-grauer Tanager.

El Penol

Vom Rio Claro aus fuhren wir Richtung El Penol, einem riesigen Felsen mit 200m Höhe, der sich über eine Seenlandschaft erhebt. Man kann ihn über 708 Stufen erklimmen, was eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit ist. Allerdings wird man mit einer sehr schönen Aussicht belohnt. Der Penol hat in der Geschichte der U´wa eine besondere Bedeutung. Um der Bekehrung zum Christentum zu entgehen, hat wohl fast der gesamte Stamm Selbstmord betrieben und sich vom Felsen gestürzt.

Medellin

Danach ging es weiter zu einem Campingplatz nordöstlich von Medellin, wo wir uns mit unseren deutschen Freunden getroffen haben. Diese waren mit der 8km entfernten Seilbahn nach Medellin hinunter gefahren und hatten nichts Schönes zu berichten. Sie waren schockiert vom sichtbar praktizierten Drogenkonsum und seinen Folgen und von Prostitution. Daraufhin haben wir auf einen Besuch Medellins mit den Kindern verzichtet. Zur Weiterfahrt mussten wir ohnehin ein kurzes Stück durch die Stadt fahren.

Rio Claro

Nach einer enormen Fahretappe über die Berge kommen wir zum Einbruch der Dunkelheit am Eingang des Naturschutzgebietes Rio Claro an. Leider schließt der Eingang um 18 Uhr und wir waren um 18:30 da. So konnten wir die Nacht nicht im Naturpark verbringen sondern wieder mal auf einer Terpel-Tankstelle.

Am nächsten Morgen durften wir allerdings rein und uns erwartete ein Paradies. Ein kritsllklarer Fluß schlängelt sich hier in einem marmornen Flußbett durch den Dschungel. Das ist so idyllisch, dass selbst die Kinder des öfteren sagen: „Wow, ist es hier schön.“ Entzückt probieren wir jede Badestelle aus und wandern die Schlucht entlang bis es keinen Weg mehr durchs Dickicht gibt.

Der Reiseführer hatte gewarnt, dass es an Wochenenden sehr voll werden könnte, aber wir scheinen Glück zu haben. Wir kamen an einem Samstag an und das Besucheraufkommen war erstaunlich moderat. Es werden hier auch verschiedene Aktivitäten angeboten, wie Klettersteig, Seilbahnfahren über den Fluß, Rafting, Tubing, eine Höhle mit Wasser besichtigen. Die Höhle wurde uns empfohlen, aber die Kinder sind noch zu jung dazu und so etscheiden sich Mara und ich dazu die Seilbahntour auszuprobieren. Es sind drei Bahnen. Die längste 200m lang. Es ist wunderschön noch mal eine andere Perspektive einzunehmen, aber in einer halben Stunde ist der Spaß auch vorbei. Das eigentlich Schöne hier ist das Baden im glasklaren Wasser – das auch gar nicht kalt ist.

Zipaquira

Als wir am nächsten Tag durch Chiqinquira fahren, erblickt Flo auf einmal einen Batterieladen. Wir halten an und können dort tatsächlich unsere Batterien tauschen. Glücklicherweise hatten wir gestern noch Geld geholt, denn wir müssen bar bezahlen – wie so oft…

Es geht weiter nach Zipaquira, das berühmt ist für seine unterirdische Salzkathedrale. Davon soll es nur 3 Stück auf der welt geben. Die zwei anderen sind in Polen. Wir schaffen es noch vor dem Abendessen die zweistündige Besichtungstour zu absolvieren. Die Kirche ist erst vor wenigen Jahren, nach nur 2,5 Jahren Bauzeit fertig gestellt worden, nachdem die vorherige Kathedrale 2016 wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde. Die neue Kathedrale besteht aus einem recht modern gehaltenen Kreuzweg mit bunt illuminierten Kreuzen und einem immensen Kirchenschiff mit beeindruckenden Säulen.

Raquira

Die Baustellen scheinen uns zu verfolgen. als wir heute morgen aufwachten wurden gerade hinter unserem Bus auf der Straße die Schilder zur Straßensperrung aufgestellt. Wir frühstückten in aller Eile und fuhren die restlichen 25km, die wir gestern wegen Dunkelheit und Erschöpfung nicht mehr geschafft haben – nach Raquira. Kurz vor der Ortschaft suchten wir uns einen netten Campingplatz und erkundeten die Stadt.

Raquira gilt als kolumbianische Hauptstadt der Töpferei und so waren die Gassen von Töpferwaren (und Ponchos und Hängematten) gesäumt. Da unsere Reise jedoch gerade erst anfängt und etwaiges Töpfergut die Schläglöcher, die noch kommen werden, vermutlich nicht aushalten wird, schauen wir hier nur, aber kaufen nichts.

Außerdem gilt es sich um neue Starterbatterien zu kümmern. Eine davon ist nämlich kaputt gegangen und wir sollten beide bald ersetzen. Der Besitzer des Campingplatzes ist total hilfsbereit und telefoniert für uns herum und fährt sogar in die nächste Ortschaft um für uns neue Batterien zu finden. Leider ohne Erfolg. Wir haben uns das für die morgige Fahrt auf. Da kommen wir durch größere Städte und werden sicher etwas finden.

Gescheiterte Navigation

Man, was für ein Tag. Wir sind heute nicht dort angekommen wo wir wollten und ich nehme das zum Anlaß etwas über unsere Navigation zu schreiben. Wir benutzen die Openstreetmaps und Googlemaps um unsere Route zu finden und iOverlander um Stellplätze oder beispielsweise Gasunternehmen zu finden, die unseren Tank befüllen können. 

Manchmal sind google und osm unterschiedlicher Meinung welcher Weg der Beste ist. Dann muss man abwägen. Bei osm haben wir keine Höhenlinien ( die sind nur im kostenpflichtigen Abo enthalten, das wir noch nicht geschafft haben zu kaufen), aber man kann immerhin einstellen, dass man ein Lkw ist und kein Pkw und man sieht die Art der Straße farblich dargestellt. Rot ist Autobahn, orange Bundesstraße, gelb Landstraße, weiß Nebenstraße und weiß mit braunen Strichen Feldweg.

Andererseits hat google aktuellere Informationen zu Staus, Unfällen etc. und wenn das Netz gut genug ist, sieht man das Relief auch ein bisschen.

Meist orientiere ich mich jedoch an der größeren Straße, also der Farbmarkierung.

Heute fuhren wir auf der Bundesstraße 60, einer gut ausgebauten orangenen Straße, aber google und osm waren sich einig, dass wir diese verlassen sollten und auf einer gelben Straße in die Berge abzweigen sollten. Die gelbe Straße war allerdings nur eine Spur breit und hatte einen Kiesbelag. Nach kurzer Zeit kam uns das komisch vor und wir überlegten umzukehren. Aber wir hatten schon öfter für kurze Abschnitte solche Straßen gehabt, die später wieder besser wurden und außerdem fuhr vor uns ein Lkw, also konnten wir nicht komplett falsch sein. 

Die Straße entwickelte sich allerdings eher zu einem Feldweg und der Lkw war auf einmal auch verschwunden. Die Karte zeigte an, dass die Straße in einigen Kilometern sogar zu einer weißen Nebenstraße werden sollte. Wenn das hier eine Hauptstraße war, wollten wir lieber nicht wissen wie eine Nebenstraße aussah. Außerdem passte die Fahrbahn nicht zu unseren bisher gefahrenen gelben Straßen. Die waren alle besser ausgebaut. Wir beschlossen doch umzukehren und ein kurzes Stück zurück zu fahren, wo eine ebenfalls gelbe Straße ins Tal abzweigte. Dieser Abzweig wurde uns fast zum Verhängnis. Zum Einen war er weiterhin einspurig und geschottert, mit ordentlich Schlaglöchern und zum anderen war er ziemlich steil. Nach unserer Erfahrung von Oiba, wusste ich, dass wir diese Straße zwar runter, aber sicher nicht mehr rauf kommen würden. Kaum hatte ich das ausgesprochen, stand vor uns ein Schild „Via cerrada“ (Straße gesperrt). Ich bin also ausgestiegen und die Straße hinuter gelaufen, weil noch nicht zu erkennen war, dass es ein Hindernis gab. Zirka 750m weiter unten wurde dann aber tatsächlich an der Straße gebaut und man hatte gerade Pflastersteine einbetoniert. Ich versuchte mit den Arbeitern zu reden ob wir da morgen mit irgendwelchen lastverteilenden Holzkostruktionen drüber fahren könnten, aber die waren absolut dagegen. Immerhin wollte uns einer der Arbeiter helfen einen Ausweg zu finden und ist mit mir auf dem Motorrad zurück gefahren um zu sehen wo der Bus steht und welchen alternativen Weg wir nehmen könnten. Etwa 50m oberhalb der Stelle wo wir standen, zweigte ein Feldweg (weiß mit braunen Strichen) ab. Da wir nicht einschätzen konnte wie die Steigung im weiteren Verlauf des Weges ist, fuhr der Arbeiter ihn mit mir ab. Dabei hat er mich die ganze Zeit in Spanisch zugebrabbelt und ich habe so gut wie nichts verstanden, außer: „Das packt der Bus. Da kommt er hoch.“ Optimismus in Ehren, aber die letzte Steigung kam mir verdammt steil vor. Das würde der Bus nicht schaffen.  Kurz vorher gab es allerdings einen Abzweig Richtung Tal. Laut unseren Karten existierte dieser Abzweig gar nicht…Als wir zurück am Bus waren, versuchte der Arbeiter Flo alles zu erklären, aber der verstand ihn genauso wenig wie ich. Er bot an uns voraus zu fahren und uns den Weg entlang zu lotsen und wir beschlossen es zu versuchen. Eine andere Möglichkeit hatten wir auch nicht. Flo wendete den Bus in zwei Zügen auf der abschüssigen Schotterstraße und manövrierte ihn den Feldweg entlang. Teilweise war dieser so schmal, dass wir die Büsche und Bäume streiften, wobei wir unsere vordere Positionsleuchte einbüßten. Bei dem nicht eingezeichneten Abzweig trafen wir auf einen anderen Mopedfahrer. Der Arbeiter und er unterhielten sich kurz ob wir den Abzweig nehmen könnten. Der Mopedfahrer fand das keine gute Idee, der Arbeiter war jedoch weiterhin optimistisch. Die nächste Kurve war so eng, dass wir sogar rangieren mussten um rum zu kommen. Eine sehr angespannte Stunde lange fuhren wir so bangend durch die Pampa bis wir irgendwann wieder auf der „gelben“ Straße unterhalb der Baustelle herauskamen. Wir bedankten uns bei dem Bauarbeiter mit Dosenbier und einen Obulus für seine Mühe. Inzwischen war es kurz nach 17 Uhr und es begann langsam zu dämmern.

Den Rest des Weges ins Tal sind wir alleine weiter gefahren – nicht weniger abenteuerlich – und kamen bei völliger Dunkelheit endlich wieder auf der Bundesstraße 60 an – 11km nach der Stelle, an der wir 3 Stunden zuvor angebogen waren.

Dann mussten wir noch weitere 30 Minuten auf der Bundesstraße über die Berge fahren bis wir das nächste Örtchen(Sáchica) erreichten, wo wir an der Tankstelle ein noch geöffnetes Restaurant fanden, an dem wir auch die Nacht verbringen konnten. 

Fazitz: Auf die Naviapps und die hinterlegten Straßendaten ist nicht unbedingt Verlaß, was uns eine völlig überflüssige Gurkerei mit widrigen Umständen einbrachte und unseren Kindern ein kleines Bergtrauma, das wir hoffentlich mit anderen positiven Erlebnissen wieder heilen können.

Lago de Tota

Nach einer wunderschönen Fahrt durch die Berge erreichen wir den Lago de Tota, Kolumbiens größtem See auf 3015m Höhe.

Wir kamen bei ordentlich Dunst am Mirador der Playa Blanca an und standen dort auf einer kleinen Wiese mit tollem Blick aufs Wasser. Der See sah mystisch aus mit seiner Wolkenkulisse. 

Der Zugang zur Playa Blanca war leider gesperrt. Warum genau haben wir nicht verstanden, vermutlich irgendwelche Streitereien wem der Zugang gehört. Man kann nur einen kleinen Teil besuchen, der offensichtlich zum Mirador gehört. Lasse und ich schauten uns das kurz mal an und hielten die Hand ins Wasser. Brrr, zu kalt zum Baden. Wie zu erwarten, ist es hier oben ohnehin recht kühl. Die Leute tragen vermehrt Poncho und Hut. Tagsüber haben wir 12-15°C und nachts 7°C. Die Temperaturen scheinen allerdings kaum unter 0°C zu fallen, wie wir an nächsten Morgen vom Besitzer der kleinen Wiese erfahren. Selbst im Winter überfriert der Regen nur nachts, aber tagsüber taut das wieder weg. Wir bekommen eine Reittour angeboten und auch Bootstouren zum Angeln sind möglich. Die Kinder sind begeistert und so geht es eine Stunde später zu einer kleinen Wanderung mit Pferd los. Dabei entdeckten wir einen tollen Stellplatz unten am See, zu dem wir später umparken. Die Kinder spielten dort den ganzen Nachmittag am Hang und es kam sogar nochmal die Sonne raus.

Flo und Lasse unternahmen tags drauf sogar noch eine Angeltour und trafen dabei unsere deutschen Freunde, die unseren vorherigen Stellplatz oben auf der kleinen Wiese bezogen hatten.

Villa de Leyva

Wir standen herrlich ruhig am Museum El Fosil, dessen Hautattraktion ein 65 Mio. Jahre alter Kronosaurus ist. Das ist eine Art Urzeitkrokodil, welches hier in fast voller Länge gefunden wurde. Es handelt sich wohl um ein Jungtier, das im Ganzen 12m lang war, nur vom Schwanz fehlen beim Exponat 3m. Das Museum hat man um die Fundstelle herum gebaut um den Fund möglichst vollständig zu erhalten.

Nach dem Museumsbesuch haben wir uns einen Stellplatz näher bei der Stadt gesucht und haben Bekanntschaft mit Jorge gemacht. jorge ist ein kolumbianischer Rentner, der alleine mit seinem Wohnmobil unterwegs ist – und er spricht sogar Englisch.

Leider fing es schon mittags an zu regnen und wir konnten nur einen sehr kurzen Stadtbummel machen und die notwendigsten Einkäufe erledigen. 

Unsere deutschen Freunde besuchten uns anderntags auf unserem Stellplatz und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen- erst im Resto, dann in unserem Bus.

Samstags schafften wir es gemeinsam auf den Markt und deckten uns mit Obst und Gemüse ein. Hier gibt es Obst, das ich noch nie zuvor gesehen habe.

Als besonderes Highlight empfand ich den Besuch des Terracotta-Hauses. Ein Wohnhaus komplett aus gebranntem Ton. Wahnsinnig schön. Ursprünglich wollte der Architekt selbst darin wohnen, aber als immer mehr Leute neugierig in seinen Garten stapften um das Haus anzuschauen, hat er sich entschlossen, es als Museum allen zugänglich zu machen.

Nachmittags fuhren wir weiter zu den Cascadas Periquera. Dort standen wir bei einem Bauer auf einem Feld. Leider fing es schon wieder an zu regnen und wir beschlossen die Wasserfälle erst am nächsten Morgen zu besuchen.

Es handelte sich um drei Wasserfälle hintereinander und wir bekamen am Eingang jeder ein paar getrocknete Maiskörner in die Hand, die wir nach einem Brauch der Musica als Opfergabe für gute Wünsche in den Wasserfall werfen durften.

Playa Brisas Rio Oibita

Der private Stellplatz am Fluß war wunderschön. Flo und die Kinder waren vor dem Abendessen noch ein bisschen Angeln und dann fing es an zu regnen und es regnete die ganze Nacht durch.

Als wir am nächsten Morgen losfuhren, kam die erste brenzlige Stelle schon nach 20m der ca.500m langen Auffahrt. Hier war es noch recht flach, aber der Untergrund vom Regen so aufgeweicht, dass unsere Räder durchdrehten. Wir drohten uns festzufahren. Mit etwas Anlauf klappte es dann aber doch beim vierten oder fünften Versuch über diese Stelle hinweg zu kommen. Zum Glück kam dann der in zwei Fahrstreifen betonierte Untergrund. Unser Bus kämpfte sich brav die Steigung hoch. Doch auf den letzten 200m ging er am steilsten Stück schließlich aus. Wir versuchten es mehrmals, aber es war nichts zu machen. Wir kamen diese Steigung ( gefühlte 30-35°)nicht hoch. Die Kinder und ich stiegen aus und gingen zum Resto oben an der Straße um Hilfe zu holen. Flo traute sich nicht aus dem Wagen, aus Angst er könnte abrutschen. Wir legten dann Steine und Keile unter die Räder und ich holte schon mal die Abschleppseile aus dem Staufach. Als der Grundstücksbesitzer eintraf, versuchten wir einen ersten Rettungsversuch mit dem Greifzug. In Ermangelung kräftiger Bäume in Reichweite des Seiles mussten wir auf ein oberschenkeldickes Bäumchen zurück greifen. Leider ging es auch mit dem Greifzug nicht so richtig voran und das Bäumchen schien mir mit jedem Hebelzug lockerer zu werden. Immerhin hing der Bus jetzt am Seil und konnte nicht abrutschen. Nach einer Stunde kam dann ein Pickup, der uns rausziehen wollte. 

Beim ersten Versuch drehten seine Räder durch und wir fragten uns schon wer hier wen und wohin abschleppt, aber der zweite Versuch klappte zum Glück und wir konnten den Bus nach zwei Stunden Schweiß und Dreck und Benutzung allen Bergematerials (außer den Sandblechen) oben an der Straße abstellen.

Vor der Reise fragt man sich immer ob man das ganze Geraffel überhaupt mitnehmen soll. Schließlich will man ja gar nicht offroad fahren, aber für alle Fälle nimmt man es doch mal mit – und das war gut so.

Jetzt wissen wir, welche Steigungen wir mit dem Bus nicht mehr schaffen, wobei es echt schwer ist Steigungen zu schätzen… Eine Rückleuchte haben wir bei der Aktion übrigens an einem der Bäume eingebüßt, aber der Bus ist ansonsten heile und wir können weiter fahren.

Als wir alles Material wieder verstaut hatten und uns ausgiebig bei allen Helfern bedankt hatten, fuhren wir weiter und aßen in einem winzigen Nest namens Berlin zu Mittag. 

Nach einer erneuten Bergetappe kamen wir bei Regen am späten Nachmittag in Villa de Leyva an und wählten dort einen einfach zu erreichenden Stellplatz am Museum El Fosil.

Barichara – En autobus vamos al monte

Wer hätte gedacht, dass Kolumbien so bergig ist… Seit 10 Tagen kurvt Flo mit einer Engelsgeduld die Anden hoch und runter. Teilweise benötigen wir für 100km 5 Stunden weil wir auf den steilen Serpentinen hinter einem Monstertruck festhängen und nicht vorbei kommen. Aber manchmal kann auch unser Bus nur im zweiten Gang die Straße hochtuckern. Man muss dazu sagen, dass der Untergrund hier sehr weich zu sein scheint und die Straßen daher oft recht wellig sind oder auch mal ein Stück abgesackt ist. Manchmal kann dann nur eine Spur befahren werden. Allerdings lassen sich die kolumbianischen Radfahrer davon nicht abschrecken und sammeln fleißig Pässe. Belohnt wird die beschwerliche Fahrt mit einem wahnsinnig tollem Ausblick und so schönen Örtchen wie Barichara.

Es liegt auf 1280m Höhe und hat etwas mehr als 7000 Einwohner. Seine engen Gassen schmiegen sich wahnsinnig steil an den Berg. Die Strassen sind meistens Einbahnstraßen weil sie für Gegenverkehr zu schmal sind. Jede zweite in eine andere Richtung. Da unsere Navigationsapp das nicht auf dem Kasten hatte, haben wir sicherheitshalber erstmal eine Nacht am Ortseingang an der Tankstelle campiert und uns ein Bild von der Lage gemacht. Am nächsten Morgen bat man uns weiter zu ziehen und so haben wir den Weg zum Stellplatz oben hinter der Kirche Santa Barbara ausgekundschaftet, den unsere Stellplatz-App empfohlen hat. Wir haben es schließlich geschafft die enge Gasse mit der unglaublichen Steigung nach oben zu kommen und konnten auf einem unerwartet riesigen, ebenen Parkplatz im Schatten stehen. Außer uns war da niemand.

Ein Highlight von Barichara soll die Wanderung in den Weiler Guane sein. Der Weg ist ein alter Handelsweg der indigenen Guane, der mit Natursteinplatten gepflastert ist, die teilweise Fosilien beeinhalten. Die 9km haben wir in etwas mehr als 2 Stunden absolviert, aber ich muss gestehen, dass ich schon schönere Wanderungen gemacht habe und auch in Guane hat uns nichts wirklich vom Hocker gerissen. Viele Läden waren geschlossen und wir waren froh, dass wir am Hauptplatz ein paar Empanadas zum Mittagessen auftreiben konnten bevor wir den Bus zurück nach Barichara genommen haben.

Am zweiten Tag haben wir eine Papierwerkstatt besucht und uns den Prozess der Papierherstellung erklären lassen. 11 Frauen arbeiten in der Werkstatt und machen aus verschiedenen einheimischen Pflanzen Papier, hauptsächlich jedoch aus den Fasern einer Agavenart, die sie Fique nennen. Die Pflanzen werden im eigenen Garten angepflanzt und direkt verarbeitet. Von der Pflanze bis zum fertigen Papier dauert es mehrere Wochen da ein aufwendiger Bleichprozess die Fasern brechen und aufweichen muss. Ohne Bleiche ist die Faser eher für Seile und Teppiche geeignet.

Nachdem wir noch ein bisschen durch die Gassen Baricharas gestreift sind und ein paar Einkäufe erledigt haben, ging es dann auch schon wieder weiter Richtung Villa de Leyva. Also erstmal die wahnsinnnig engen Gassen wieder nach unten und dann hoffen, dass auf der Ortdurchfahrt kein Gegenverkehr kommt. Und dann weiter durch die Berge. Wieder auf und ab. Diesmal haben wir uns eine Zwischenetappe gesucht um nicht wieder bis zur einbrechenden Dunkelheit fahren zu müssen. In Maps haben wir einen kleinen „Strand“ gefunden, der am Rio Oibitia liegt, kurz hinter Oiba an einem kleinen Restaurant. Die Zufahrt dahin führt allerdings über ein Privatgrundstück und war mit einer Schranke verschlossen. Nach kurzem Herumfragen, ließ sich der Eigentümer auftreiben, der uns gestattet hat eine Nacht unten am Flußufer zu campen. Wie toll! Wir inspizierten den Weg nach unten und er kam uns recht eng uns steil vor, aber wenn wir Barichara geschafft haben, schaffen wir das sicher auch. Dachten wir….