Montevideo

Montevideo empfängt uns mit steifer Brise und Nieselregen bei 13 Grad. Auf dem Weg zwischen Hotel und koreanischem Resto werden wir komplett nass. Am nächsten Tag heißt es nach 32.660km vorübergehend Abschied nehmen von unserem Bus. Er hat die Strapazen der letzten 365 Tage super mitgemacht und wir haben uns darin immer zu Hause gefühlt. Wir drücken die Daumen, dass er heile wieder in Deutschland ankommt. Uns bleiben nur noch ein paar Tage bis zum Rückflug, in denen wir die Stadt erkunden und es uns gut gehen lassen.
Irgendwie ist das Jahr ganz schön schnell vorüber gegangen. Gegen Ende der Reise haben wir gemerkt, dass wir nicht mehr aufnahmefähig waren und manche Erfahrungen nicht mehr so richtig wertschätzen konnten. Nun freuen wir uns auf zu Hause und sind gespannt welche Abenteuer dort auf uns warten.

Salto Pernitente / Villa Serrana

Um uns die Wartezeit bis zur Abgabe des Buses zu verkürzen, unternehmen wir einen Ausflug zum Markt in Periapolis und anschließend zum Salto Pernitente und nach Villa Serrana. Der Salto führt nur wenig Wasser und ist nicht so beeindruckend, aber wir können dort bei schönstem Winterwetter Klettern, Reiten, Ziplinen und Wandern.
Anderntags erkunden wir Villa Serrana und finden ein super leckeres kleines Café und schlagen uns mit den kleinen Köstlichkeiten den Bauch voll.

Punta del Este

Wir stehen eine Nacht im Surferdorf La Paloma, wo Mara transparente Eier am Strand findet und sich fragt, von welchem Tier die wohl sein könnten. Tags darauf finden wir im Museo del Mar in Punta del Este die Antwort auf diese Frage. Von Meeresschnecken. Wir sind erstaunt wir große Muscheln diese Schnecken als Haus mit sich herum tragen können. Generell überrascht uns das Museum mit seinen Exponaten. Es gibt mehrere riesige Skelette von verschiedenen Walen, Delfinen, Seelöwen, Seehunden und Pinguinen zu sehen, die liebevoll ausgewählt und ausgestellt sind. Außerdem Muscheln in allen Größen, Farben und Formen, riesige Mondfische, Seepferdchen und alles mögliche andere Meeresgetier. Nebenbei noch etwas zur Piratengeschichte der Küste und der historischen Entwicklung der Badeorte. Theoretisch könnten wir mit unserem Ticket auch noch das gegenüberliegende Insektarium anschauen, aber können nichts mehr aufnehmen und fahren weiter zu unserem nächsten Campingplatz.

Cabo Polonia

Cabo Polonia ist ein winziges Nest mit Leuchtturm und Südamerikas zweitgrößter Seelöwenkolonie. Früher lebten hier nur ein paar Fischer, heute noch dazu ein paar Surfer und Aussteiger. Insgesamt nicht mehr als 80 Familien. Die kleine Schule hat, wie wir erfahren, 8 Schüler. Sandige Fußwege verbinden die über die Dünen verstreuten Häuser. Straßen und Autoverkehr gibt es nicht, denn man erreicht Cabo Polonia nur mit einem Allradbus, der sechsmal täglich zwischen dem Parkplatz an der 6km entfernt liegenden Landstraße und dem Dorf hin und her fährt. Die Fahrt über die Sandpiste ist spektakulär und garantiert nichts, was wir unserem Bus hätten zumuten können. Vom Terminal aus unternehmen wir die kleine Wanderung zur Seelöwenkolonie und dem Leuchtturm. Leider ist der Leuchtturm heute nicht zu besichtigen, aber ein Foto dürfen wir trotzdem machen. Nach einem Mittagessen in einem der wenigen geöffneten Restos, freuen wir uns auf die schaukelige Rückfahrt.

Park Santa Teresa

Der Park Santa Teresa hat Einiges zu bieten. Es gibt eine Burg, die 1762 von den Portugiesen begonnen und 1775 von den Spaniern beendet wurde. Die Burg wurde 1928 restauriert und ist sehr schön hergerichtet.
Ansonsten gibt es einen kleinen botanischen Garten und mehrere super schöne Strände. Außer uns sind nur ein paar Surfer und Angler da. Auch Flo angelt und bekommt sogar noch Fische geschenkt. Diese grillen wir am kleinen aber feinen Zoo des Parkes. Trotz Wochenende ist hier kaum was los und man kann sich gar nicht vorstellen, dass es im Sommer total überlaufen sein soll.

La Coronilla

Irgendwie war es langsam Zeit für Uruguay. Wir fuhren die schöne Küstenstraße entlang, vorbei an Sumpfflächen und wieder einmal Kaimanen, Wasserschweinen und allem möglichen anderen Getier. In Chuy, einer kleinen Stadt genau auf der Grenze zwischen Brasilien und Uruguay, wechselten wir die Seiten und fanden in Coronilla einen wunderbaren, kostenlosen Stellplatz am Meer.
Das Örtchen besitzt sogar einen Geldautomaten, und eine Simkarte haben wir dort auch bekommen. Infrastruktur wieder hergestellt.

Lagoa do Barro

Und dann finden wir doch noch ein Naturkleinod, das noch nicht der Vermarktung anheim gefallen ist. Die Lagoa do Barro ist ein großer Süßwassersee, der von einem ca. 3km großen Dünenfeld vom Meer abgetrennt wird. Es ist immer noch Nebensaison und der kleine Ort am See hat die Bürgersteige hochgeklappt. Der Campingplatz, den wir uns rausgesucht hatten, ist geschlossen, aber direkt nebenan ist noch einer und der ist offen. Wir sind die einzigen Gäste und können direkt am See parken. Das Wetter ist schön und wir genießen einfach die Natur und Grillen mal wieder. Die Wanderung zu den Dünen stellt sich als Highlight für die Kids heraus. Sie haben unglaublich viel Spaß im Sand herum zu tollen. Ich nehme noch ein sehr frisches Bad im See. Es war einfach zu verlockend! Schön, dass es solche Flecken Erde noch gibt.

Canyons Fortaleza und Itaimbezinho

Wir haben mal wieder den schöneren statt den kürzeren Weg erwischt und sind auf Erdstraßen gelandet. So kurz nach der Kühlerreperatur fahren wir mit etwas mulmigem Gefühl diese fast nur aus Schlaglöchern bestehenden Pisten entlang. Da sind die 21km zur nächsten Teerstraße in einer Stunde zurück gelegt. Dafür werden wir mit toller Aussicht belohnt und mit dem Anblick einer Indianersiedlung, die sonst vermutlich nur wenige Ausländer zu Gesicht bekommen. Zur Mittagszeit kommen wir in Cambara do Sul an und fahren zum Canyon Fortaleza. Auch hier sind die letzten 4km bis zum Mirador übelste Piste. Wir unternehmen zwei kurze Wanderungen und müssen einmal sogar einen Bachlauf nahe der Abbruchkante queren. Die Einblicke in den Canyon sind beeindruckend. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Es nieselt. Aber was soll’s. Wir sind ja nicht aus Zucker.

Der Canyon Itaimbezinho ist der Grand Canyon Brasiliens. Es war beeindruckend an der Abbruchkante entlang zu spazieren und zahlreiche Wasserfälle die über 400m hinunter rauschen zu sehen. Es gibt auch einen Weg am Fuße der Schlucht, den Rio do Boi Trail. Leider ist er momentan geschlossen und auch erst für Kinder ab 12 Jahren zugelassen, aber man kann nicht immer alles haben…

Reifenpanne

Und plötzlich machte es plopp- flappflappflappflapp. Vorderreifen geplatzt. Aber nicht irgendwo, nein, mitten auf der ewig langen Brücke über den Rio Paraná. Neben der Spur sind hier nur 40cm Platz bis zur Betonbrüstung.
Wo war nochmal das Warndreieck? Während ich den ganzen Bus auf den Kopf stelle um es endlich zu finden, holt Flo schonmal den Wagenheber raus. In rekordverdächtigen 40 Minuten ist der Reifen gewechselt und der alte verstaut. Erstmal von der Brücke runter. Wird auch schon langsam dunkel. Und so endet die Fahrt am nächstbesten Posto.
Posto, der = sowas wie ne Raststätte, also Tanke mit Resto, WCs und Duschen, eben Truckerinfrastruktur.
Im dicht besiedelten Brasilien ist das die beste Möglichkeit für eine Übernachtung an der Strecke. Wir nehmen auch gleich alle die Duschen in Anspruch. Danach geht’s ins Resto. Es gibt, wie so oft in Brasilien, Buffet. Die Kinder lieben das und es ist immer etwas dabei, was sie essen mögen. Erwachsene zahlen 5-6 €, Kinder die Hälfte.
Am nächsten Tag versuchen wir einen neuen Ersatzreifen zu finden, aber leider ist Samstag und schon alle in Frage kommenden Läden zu. Das muss also bis Montag warten. Ebenso wie eine erneute Kühlerreperatur(Nr.5), denn er schafft es nicht das Wasser zu halten und auch zwei Halterungen sind wieder gebrochen. Hoffentlich war das danndie letzte Reparatur bis zur Fähre, die in einem Monat unseren Bus wieder nach Hause bringen

Wir haben uns einen Reifenhändler in Chapeco ausgesucht und standen dort gleich Montagmorgen auf der Matte. Allerdings Fehlanzeige. Er hat unsere Reifengröße nicht und schickt uns zu einem zweiten in der Stadt. Doch auch dort kann uns nicht geholfen werden. Bei Reifenhändler Nr. 3 erfahren wir, dass unsere Reifengröße in Brasilien nicht mehr gefertigt und vertrieben wird. Wir hoffen, dass noch irgend ein Reifenhändler einen im Lager schlummern hat, der nur auf uns wartet. Aber auch Reifenhändler Nr. 4 und 5 können keinen herzaubern. Es folgt eine Internetrecherche welche Reifengröße alternativ in Frage kommt und als wir das herausgefunden haben, ist natürlich Mittagspause. Also gehen wir auch was essen und versuchen danach nochmal unser Glück. Aber, wer hätte das gedacht, auch die alternative Reifengröße gibt es in Brasilien nicht zu kaufen. Nun muss improvisiert werden. Warum verfluxt nochmal musste der Reifen ausgerechnet 30 Tage vor Rückverschiffung kaputt gehen? Wir diskutieren mit den Reifenspezis und entscheiden uns für zwei neue Vorderreifen, die unserer Reifengröße am nächsten kommen. In Deutschland dürfen wir diese Reifen in Kombination mit unseren Felgen nicht fahren und ein Schneeflockensymbol haben sie auch nicht. Hier in Brasilien ist das in Ordnung. Tut weh, aber Sicherheit geht vor.
Es ist kurz vor vier als wir bei der Reifenbutze vom Hof rollen und beschließen noch bei der Kühler-Werkstatt vorbei zu fahren. Dort können wir sofort mit dem Ausbau des Kühlers beginnen. Flo und ich sind inzwischen so routiniert, dass wir es in 15 Minuten schaffen. Dann übernimmt der Werkstattleiter das Löten und Schweißen. Wir sind sprachlos wie professionell und gründlich hier gearbeitet wird und hätten uns so eine Werkstatt schon beim ersten Leck gewünscht. Kurz nach fünf ist der Kühler wieder eingebaut und wir auf dem Weg zum nächsten Posto. Wir können es gar nicht glauben, dass wir alles an einem Tag erledigt haben.

Bonito

In Bonito kommen wir an einem Donnerstag an und suchen uns die Pousada do Peralta als Ausgangspunkt für unsere Touren aus. Da es Nebensaison ist, gehen wir davon aus unsere Touren kurzfristig buchen zu können, aber weit gefehlt. Das Schnorcheln im klaren Rio Sucuri können wir erst in einer Woche buchen und so füllen wir dazwischen die übrigen Aktivitäten ein.

Am Samstag stand Action auf dem Programm. Vormittags machten die Kidis und ich den Hochseilgarten unsicher und nachmittags war Reifen-Rafting angesagt. Was für ein Spaß und in traumhafter Landschaft.

Direkt im Anschluß fahren wir an den Rio Miranda, wo Flo am nächsten Tag Angeln geht. Die Kinder kühlen sich im Fluß ab und ein Ara knabbert meinen Bikini kaputt ;(

Am Montag kommt der angekündigte Regen und die Temperatur fällt von 31 Grad auf 10 Grad. Die Heizung im Bus will nicht anspringen und so muss Flo erstmal einen kleinen Arbeitseinsatz hinlegen bevor es im Bus wieder mukkelig warm wird.

Für meinen Ausflug zur Höhle Abismo Anhumas ist das Wetter zum Glück nicht ganz so wichtig. Der Reitausflug für Flo und die Kinder fällt allerdings wegen des Regens ins Wasser. Abismo Anhumas ist eine Höhle, die über einen See mit glasklarem Wasser verfügt. Die 72m Abstieg zum See musste man sich, bis vor Kurzem, noch selbst Abseilen und später wieder am Seil Aufsteigen. Seit Kurzem geht das über einen Tandem-Seilaufzug. Unten angekommen, starten wir zu einer Bootsfahrt, bei der wir etwas über die Geologie der Höhle erfahren. Einige der Stalagtiten sind Millionen von Jahren alt. Der See ist an der tiefsten Stelle 80m tief und die Wassertemperatur beträgt ganzjährig 18/19°C. Bis auf 18m werde ich mich bei meinem Tauchgang hinunter wagen und die Unterwasser-Stalagmiten und ein versteinertes Saurierskelett genauer ansehen. Etwas mulmig ist mir allerdings schon, da mein letzter Tauchgang schon 13 Jahre her ist und man in der Dunkelheit nicht sehen kann wie weit es bis zur Wasseroberfläche ist und ob man nach oben auftauchen kann. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach zirka einer Stunde komme ich etwas schlotternd, aber sehr glücklich wieder aus dem Wasser. Ich bin froh, dass ich zum Aufstieg nicht mühsam am Seil emporklettern muss, sondern mich vom Aufzug nach oben ziehen lassen kann. Dieser Tag wird mir lange im Gedächtnis bleiben.

Nach zwei weiteren Regentagen können wir endlich zur Hauptattraktion von Bonito aufbrechen – dem Schnorcheln im glasklaren Wasser des Rio Sucuri. Das ist wie ein riesiges Aquarium mit bunten Fischen durch die man sich hindurch treiben lassen kann. Das Wasser hat 23°C. Trotz Neoprenshorty sind die Kinder nach 45 Minuten durchgefroren und legen die letzten 300m im Boot zurück. Sobald sie wieder aufgewärmt sind, sind sie jedoch begeistert von diesem einzigartige Erlebnis.

Pantanal

Das Pantanal ist ein wahrlich paradiesischer Ort. Traumhafte Natur und unglaublich viele exotische Tire, die einem quasi vor der Nase herum spazieren. Mit dem Guide Marcelo haben wir sogar Kaimane gestreichelt.
Auf zwei Bootstouren haben wir folgende Exopten sehen können: Wasserschweine, Riesenotter, Riesenstörche, Brüllaffen, Eisvögel und jede Menge andere Vögel. Nur ein Jaguar wollte sich nicht blicken lassen.
Wir erfuhren, dass es im Pantanal dieses Jahr – nach 3 Jahren ohne Regen – erst recht spät angefangen hat zu regnen und aktuell noch viel Land überschwemmt ist. Das erschwert die Sichtung von Jaguaren. Außerdem gibt es seit dem riesigen Waldbrand von 2021 erheblich weniger Wildtiere. Flora und Fauna werden noch mindestens 2 Jahrzehnte brauchen um sich von dieser Katastrophe zu erholen.
Wir genießen insgesamt 1 Woche auf der Jungle Lodge, die ein super Erholungsort ist. Mylena an der Rezeption ist ein wunderbarer Mensch, der den Aufenthalt für uns noch unvergesslicher macht. Und sogar unsere Reisefreunde – Familie Noak – kommen vorbei. Ein Wiedersehen, das mit Caipirinha gefeiert wird.

Porto Rico

Flo möchte mal wieder Angeln gehen und so checken wir in Porto Rico in einem netten kleinen Hotel ein. Ausser uns gibt es nur einen anderen Gast. Wir genießen die volle Aufmerksamkeit des Hotelpersonals. Der Barmann spielt mit den Kindern Fußball und Tischtennis und stellt nur für uns die Wasserspiele des Pools an. Fernando, der andere Gast, ist ein Sprengmeister und ebenfalls Angler. Er macht einen großen Fang (einen 40kg Pintado-Wels) und lädt uns und die komplette Hotelbelegschaft zum Fischessen ein. Zu doof, dass wir schon in einem Resto gegessen haben… Dennoch sitzen wir bis halb drei zusammen und schaffen es uns mit unserem Spanugiesisch einigermaßen zu verständigen.
Am nächsten Tag unternimmt Fernando mit uns eine Bootstour in seinem Boot. Wir fahren in die Seitenkanäle des Rio Paraná, wo er tags zuvor einen Jaguare gesichtet hatte. Jaguare sehen wir keine, aber es ist auch so eine nette Ausfahrt.

Cidade de Crianca – Irati

Ein wirklich emotionaler Besuch liegt hinter uns. Wir haben für 2 Tage das Kinderdorf in Irati besucht. Vor 31 Jahren wurde es von einem brasilianischen Priester gegründet, der eine Zeit lang in Deutschland unterwegs war. Er gewann, unter anderem, meine Eltern als Unterstützer und sie waren 1995 für einige Zeit im Kinderdorf und haben beim Aufbau geholfen.

Seit mehreren Jahren wird das Kinderdorf von 3 Franziskanerschwestern geleitet und wir werden von ihnen herzlich aufgenommen und bekommen alles gezeigt. Im Kinderdorf leben heute keine Waisenkinder mehr, aber es fungiert als Schule und Hort für die Kinder der Nachbarschaft und bietet auch Kurse für die Mütter an. Die Kinder bekommen hier zwei Mahlzeiten und im Winter warme Kleidung, wenn das Elternhaus diese nicht bereitstellen kann. Finanziert wird das Projekt vor allem über Spenden und Erlöse aus Basaren, deren Waren im Kinderdorf selbst hergesellt werden.
Es war klar, dass wir dort vorbei fahren mussten, wenn wir schon mal in der Gegend sind.

Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich hier informieren:
https://m.facebook.com/asi105

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden:
IBAN: DE 89 4036 1906 0030 1479 01
Kontoinhaber: Kinderdorf Irati e. V.
Hier werden die Spenden aus Deutschland gesammelt.

In den Wellen des Atlantiks toben – Santa Catharina

Wo sollen wir in Brasilien zuerst hinfahren? Wir lassen das Wetter entscheiden.

Am Atlantik soll es noch 25 Grad warm sein und angenehme Wassertemperaturen haben. Also queren wir das Land einmal um nach Florianopolis zu kommen. Dort haben wir ein Apartment in einer Ferienanlage direkt am Strand gemietet. Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen bei soviel Platz und einem Außenpool, einem Innenpool und einem Strand fast für uns alleine. Der Sand ist fein wie Puderzucker und „Florianopolissand“ wird zum stehenden Begriff. Es ist absolute Nebensaison – hier nennen sie es Winter. In Deutschland würde das als 1a Frühsommer durchgehen. Das hat den Vorteil, dass die Strände leer sind und die Preise niedrig, aber auch den Nachteil, dass viele Restaurants geschlossen haben.

Wir genießen ein paar ruhige Tage mit viel Schwimmen, Angeln und gut essen. An unserem letzten Tag auf Florianopolis bekommen wir am Strand ein ganz besonderes Schauspiel geboten: Fischer fahren direkt vor uns ihr Netz aus und holen es wieder ein. Es ist gerade Beginn der Tainha-Saison. Diesen speziellen Fisch kann man nur für 2 Monate im Jahr fangen. Beim ersten Netzeinholen ist ein einzelner Fisch im Netz, aber kurz darauf sehen die Fischer mehrere Fische springen und fahren erneut hinaus. Diesmal gelingt der große Fang. Das Netz ist voll mit Fischen, die von den Fischern wie Holzstücke auf den Strand geworfen werden. Mara bricht das Herz beim Anblick der nach Luft schnappenden Tiere, die auch noch so ruppig behandelt werden und am liebsten würde sie einen heimlich wieder ins Wasser bringen, aber die Fischer haben zwei Kisten angeschleppt und füllen diese randvoll mit Fischen. Mara muss „ihren“ Fisch als letzten oben drauf legen.

Dann tingeln wir die Küste entlang Richtung Norden. Flo geht wieder einmal Angeln und bringt 4 Redsnapper und einen Wolfsbarsch mit nach Hause. Die Redsnapper gibt es einen Tag später gebraten aus der Pfanne und der Wolfsbarsch mundet als vorzügliches Ceviche. Mara ist nichts davon. Als wir anderntags jedoch ein ganz ausgezeichnetes Sushirestaurant entdecken, langt sie wieder ordentlich zu und wir müssen noch zweimal Sushi nachbestellen.

Den Kindern gefällt es super am Meer. Sie genießen das Spiel mit den Welllen und sind kaum noch aus dem Wasser raus zu kriegen. Jeden Abend steht eine ausgiebige Dusche an um die Sandmonster wieder von Sand zu befreien. Der ist echt überall – sogar im Ohr.

Iguazu

Das Wetter bessert sich und wir kommen bei Sonnenschein in Puerto Iguazu an. Der nächste Tag soll auch schön sonnig werden und so schlagen wir um 8:30 morgens am Kassenhäuschen auf und kommen noch vor dem großen Ansturm rein. Wir beschließen mit dem unteren Rundgang zu beginnen und haben diesen fast für uns alleine. Die Kinder bitten wir sich sehr große Wasserfälle vorzustellen und dann sollen sie schauen inwieweit sich ihre Vorstellung mit der Realität deckt. Wir sind alle überwältigt als wir die Wasserfälle dann tatsächlich vor uns sehen. Wahnsinn wie das braust und tost… und es ist natürlich noch größer als es sich die Kinder vorgestellt haben. Teilweise zaubert die Sonne sogar einen Regenbogen vor die Wasserfälle.

Wir nehmen dann die Parkbahn und lassen uns zum Garganta del Diablo (=Teufelsschlund) chaufieren. Die Stege, über die wir laufen, sind erst vor einiger Zeit wiederhergestellt worden und wir sehen überall die Rest der vorherigen Anlage. Ein Hochwasser hatte alles weggerissen. Der Rio Parana ist hier so breit, dass wir bestimmt eine Viertelstunde laufen, bis wir an der Stelle ankommen, wo das Wasser in der Felsspalte verschwindet. Es ist sureal und unheimlich Beeindruckend. Man kann richtig sehen wie sich Wolken bilden.

Auf dem Rückweg liegt das Augenmerk auf der Fauna. Die Kinder finden es toll wieviele Schmetterlinge hier herumfliegen und versuchen möglichst viele davon auf ihren Händen mit zu transportieren. Außerdem sehen wir noch Affen, Nasenbären, einen riesigen Surubi-Wels (bestimmt 1,20m lang), einen Tucan und ein kleines Mara 🙂

Und weil der Tag bis jetzt so gut geflutsch hat, fahren wir auch noch über die Grenze nach Brasilien.

San Ignacio

Eigentlich wollten wir in den Nationalpark Ibera fahren, aber seit wir Bella Vista am 01. Mai verlassen haben schüttet es aus Eimern. Man denkt immer, das kann ja nicht den ganzen Tag so weiter gehen, aber doch… es kann. Daher werden wir am Portal San Nicolas auch nicht eingelassen. Die Wege sind zu aufgeweicht und nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu befahren. Als Alternative wollen wir uns die Herstellung von Artesanias angucken, aber auch dort stehen wir vor verschlossenen Türen und kommen völlig durchnäßt nach einer halben Stunde wieder am Bus an. Soll wohl nicht sein. Also weiter Richtung Iguazu. Nur dumm, dass die Schlechtwetterfront die gleiche Idee hat und sich das Wetter nun für ca. 10 Tage nicht ändern soll.

Wir machen Station in San Ignacio um die Ruinen der ehemaligen Jesuitenmission zu besuchen. Das geht zur Not auch im Regen. Aber wir haben Glück und erwischen eine Regenpause von 2 Stunden, in der wir alles angucken können. San Ignacio ist die am besten erhaltene Jesuitenmission und inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wurde 1696 am jetzigen Standort erbaut und in der Hochzeit um 1730 lebten hier bis zu 4.000 Menschen (Jesuiten und Guarani). 1767 mussten die Jesuiten die Mission aufgeben, als sie von den Spaniern vertrieben wurden. Es macht Spaß durch den Urwald zu streifen und die Ruinen zu erkunden.

Danach geht es weiter nach Purto Rico, einem kleinen Dorf, in dem wir mal wieder unseren Kühler flicken lassen. Der Ausbau geht inzwischen flott von der Hand und der Campingplatzbesitzer ist super hilfsbereit und fähtr Flo mit dem Kühler zur Werkstatt seines Vertrauens. Am nächsten Morgen haben wir den Kühler zurück und können weiter fahren.

Rio Paraná

Entlang des Rio Paraná tingeln wir gen Norden. Die Landschaft ist wunderbar grün und der Fluss schlängelt sich mächtig zwischen Wiesen dahin. Wir machen immer wieder Pausen zum Angeln und Seele baumeln lassen. Dabei kommen wir durch Villa Urquiza, Esquina, Goya und Bella Vista.

In Goya findet am letzten Wochenende im April die Weltmeisterschaft im Surubi-Angeln statt. Der Surubi ist ein großer Wels. Es sind 1154 Boote mit jeweils 3 Anglern gemeldet und zum Rahmenprogramm zählen diverse Konzerte und ein Rummel.
Diesen Tipp hatte Flo von dem Angler bekommen, mit dem er in Esquina angeln war. Um beim Fest zuzuschauen, nehmen wir sogar einen großen Umweg in Kauf, da die Brücke zwischen Esquina und Goya seit Wochen gesperrt ist. Die „Abkürzung“, die wir nehmen wollen, entpuppt sich mal wieder als Waschbrettpiste und wir brauchen für 100km mal wieder mehr als drei Stunden. Zum Glück wird der Fahrbahnbelag danach wieder besser und wir können auf einer nagelneuen Piste dahinbrausen.
Kurz nachdem wir auf dem Campingplatz angekommen sind, beziehen drei Angelteams aus Bovril neben uns Quartier. Sie haben ihre 3 Boote, ein Schlagzeug und ein ganzes Schwein für den Grill dabei und feiern was das Zeug hält. Die Truppe bleibt nur zwei Tage um dann in ein anderes Quartier umzuziehen. Als es uns schon fast zu ruhig wird, findet im Vereinshaus des Campingplatzes eine Feier eines hiesigen Angelvereins statt. Selbstverständlich mit Livemusik! Wir genießen unser überschaubar deutsches Grillgut bei wunderbarer Musik.
Und dann kommt der große Tag des Wettbewerbs. Samstag gegen 15 Uhr werden die Boote vom Stapel gelassen und brausen am Strand von Goya vorbei. Es dauert eine halbe Stunde bis alle Boote vorbeigezogen sind. Die Meisten sind mit Fahnen geschmückt. Eines treibt mit Motorproblemen an uns vorüber. Bei einem anderen ist die Mannschaft eifrig am Wasser schöpfen. Wir wünschen allen Glück. Geangelt wird die ganze Nacht hindurch bis 8 Uhr morgens – verteilt auf 15 Sektoren südlich von Goya. Zum Wachbleiben schwört man hier auf Mate-Tee.
Leider hat keines der uns bekannten oder auf dem Campingplatz stationierten Teams den großen Fang gemacht. Es locken Prämien im Wert von 3 Mio. Pesos (ca. 60.000€). Es gibt eine Preis für den größten Surubi und einen für das Team mit den meisten Fängen.
Als wir zur Mittagszeit von Goya Abschied nehmen, fährt ein Boot mit jubelnden Anglern in einem schicken neuen Boot vorbei. Einem älteres Boot haben sie im Schlepptau. Wie sich später heraus stellte, handelte es sich tatsächlich um die Gewinner.

Rosario

Wir machen Station in Rosario – Geburtsstadt von Che Guevarra, Messi und der Nationalflagge Argentiniens. Dort legen wir einen „Kindertag“ ein und erkunden die Isla de los inventos (Insel der Erfindungen) im ehemaligen Bahnhof von Rosario. Es gibt verschiedene Stationen an denen die Kinder kreativ werden können, z.B. beim kreieren von Gedichten, beim Malen, Zeichnen, Stempeln, Drucken, Papierschöpfen, Puppentheater, Bearbeiten metallener Herzen, etc. und in der alten Gepäckaufbewahrung kann man nun „Ängste“ ablegen. Dieser Kreativtag wurde mit einem Abendessen bei McDonald’s beschlossen. Die Kinder waren glücklich.
Ganz in der Nähe des Busses fand ein Konzert statt bei dem eine Sängerin und ein Sänger von Klassik bis Pop bekannte Stücke zum Besten gaben.
Am nächsten Nachmittag wummerte aus den Hallen neben unserem Bus argentinischer Ska- und Punk und Lasse bestaunte einen Mann mit Irokesenfrisur.
Wir besuchten das Flaggendenkmal und Flo ging zum Angeln. Abends waren wir zum Essen beim Angelguide und seiner Familie eingeladen. Wieder ein herrlicher Abend an dem wir viel über Argentinien und seine unheimlich netten Landsleute erfahren haben.

Äpfel zu Ostern und Fegefeuer

Ob ich die hiesigen Äpfel schon probiert hätte, fragt mich Karen, eine Mutter von drei Kindern auf dem Spielplatz des Campingplatzes Fortin Lagunita in Ingeniero Huergo. „Noch nicht.“, antworte ich, „aber wir holen uns auf der Weiterfahrt welche am Straßenrand.“ Schon bei der Fahrt hierher säumten überall Apfel- und Birnenplantagen die Straße und da gerade Erntezeit ist, werden an den Straßenständen 3kg Äpfel für umgerechnet etwas mehr als ein Euro verscherbelt.

Karen besteht darauf, dass ihr Mann oder ihre Mutter, die beide auf den Plantagen arbeiten, noch heute eine Tüte Äpfel für uns vorbeibringen. Geld will sie keins dafür. Ich eile jedoch in den Bus um wenigstens etwas Tauschware zusammen zu suchen. Und so übergebe ich ihr kurz darauf Buntstifte für ihre 3 Kinder und Kleidung, aus der unsere beiden rausgewachsen sind. Sie lädt mich zu den anderen Frauen an den Tisch ein und ich muss Torta fritta (frittierter Empanadateig ohne Füllung) und Mate-Tee probieren. Es ist das erste Mal, dass ich Mate-Tee trinke und ich weiß noch nicht, dass man den nicht bis zum letzten bitteren Tröpfchen austrinken muss, was ich jedoch tapfer tue.  Dann müssen dringend noch Fotos gemacht werden von Kindern und Frauen und dann fährt der ganze Trupp wieder nach Hause und Karen verspricht mir, dass ihr Mann morgen noch die Äpfel vorbeibringen wird. 

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter fahren, aber der Campingplatz ist so schön und Flo hat Spaß am Angeln am Fluß gefunden, dass wir noch bleiben. Als ich nachmittags an der Administration unseren Aufenthalt verlängere, frage ich ob zufällig jemand eine Tüte Äpfel für uns abgeben hätte. „Nein, niemand. Aber wenn ihr welche wollt, kann mein Mann heute Abend welche mitbringen. Der arbeitet auf der Plantage.“, antwortet die nette Campingplatzbesitzerin.

Da ich nicht mehr damit rechne, dass Karen ihr Wort hält, sage ich, dass ich mich über ein paar Äpfel freuen würde. 

Spät am Nachmittag kommt Karen dann doch noch vorbei und überreicht mir eine Tüte mit 3kg Äpfel. Ihre Tochter trägt Maras Schlafanzug :).

Kurz darauf kommt auch der Campingplatz-Besitzer und lädt eine 10Kilo-Kiste mit Äpfeln neben unserem Bus ab. „Regalo“ – Geschenk!

Uiuiui, da haben wir jetzt aber genug Äpfel. Ich mache mich gleich ans Apfelmus kochen und schaffe zumindest schon mal die 3kg von Karen zu verwerten.

Man steht hier also zu seinem Wort.

Das merken wir auch am nächsten Tag. Der Campingplatzbesitzer war bis spät in die Nacht mit Flo angeln und hat uns für Samstagabend (Ostersamstag) zum Grillen eingeladen. Als um 18:30 Uhr noch nichts von Grillen zu sehen ist, essen wir schon mal ein kleines Abendbrot.

Kurz darauf werden wir jedoch hinters Administrationshäuschen gerufen, wo schon eine Rinderrippenhälfte vor einem amtlichen Feuer bruzelt. Der Grill ist begehbar und nicht zu vergleichen mit unserem winzig anmutenden Webergrill zu Hause. Kurz darauf werden noch Würstchen dazu gelegt und uns dämmert langsam, dass unser Brot allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird. Um 22:30 wird dann gegessen. Für Argentinien keine unübliche Zeit. Wir haben sogar schon wieder Hunger oder zumindest Appetit. Es tauchen auf einmal weitere Familienmitglieder und Freude auf und wir sind an die 25 Personen. Es ist lecker und wir freuen uns so herzlich aufgenommen zu sein.

Nebenbei erfahren wir, dass es 10 rote Apfelsorten und 4 grüne gibt, die hier angebaut werden und bekommen eine Einladung zur Besichtigung der Birnenverarbeitung. Die Besichtigung scheitert allerdings an unserem Unvermögen dort zu einer Zeit außerhalb der Mittagspause aufzutauchen.

Wir werden anderntags noch mit allerlei Ostergeschenken (Mate-Tee-Gefäß, Bombita, Kekse) überhäuft und sind überwältigt von der Warmherzigkeit der Leute hier.

Nordpatagonien

Das nächste Ziel unserer Reise war die Hippie-Hochburg El Bolson, was wir an einem sehr verregneten Tag erreichten. Daher waren auch nicht so viele Stände auf dem Markt anzutreffen. Nachts wurde es empfindlich kalt und für die kommenden Tage waren mehr Regen und sogar Nachtfrost angesagt. Daher entschieden wir, so schnell wie möglich, in wärmere Gefielde weiter zu fahren – also gen Norden. Die Berge hatten über Nacht eine leichte Schneedecke bekommen. Bis Bariloche und kurz dahinter war die Landschaft noch wunderbar, aber bald wich die bewaldete, mit grünblauen Flüssen durchzogene, Landschaft wieder der öden Steppe. Das Auge hat hier nicht viel um sich daran fest zu halten und so brausten wir nach Neuquen. Die Stadt ist relativ groß, hat viele Bars und tolle Geschäfte und wir beschlossen ein paar Tage in der Gegend zu bleiben.

Nationalpark Los Alerces

Im Nationalpark Los Alerces verbrachten wir einige herrliche Tage. Das war mal Urlaub vom Reisen. Ohnehin haben wir uns vorgenommen uns jetzt mehr Zeit zu lassen. Während der letzten Monate reihten sich die Erlebnisse in sehr dichter Folge aneinander und wir wollten das südliche Patagonien noch im März erreichen, da ab April das Wetter dort unten rau und kalt wird und viele Nationalparks schließen. Quasi ab dem Wendepunkt unserer Reise in El Calafate haben wir uns von diesem Zeitdruck frei gespielt. Auch mental brauchten wir mal eine Pause um die ganzen Erlebnisse wieder verarbeiten zu können. Also lassen wir uns jetzt einfach mehr Zeit.
Von Esquel aus fuhren wir zuerst an den südlichen Eingang des Nationalparks Los Alerces. Dort kamen wir allerdings durch zwei Stops zum Angeln so spät an, dass sich ein Besuch am selben Tag nicht mehr rentierte. Der Parkeintritt beträgt nämlich 35€ für uns vier und man kann im Südteil nicht campen. Also bezogen wir am letzten Campingplatz vor dem Park Quartier und wollten den Park am nächsten Tag erkunden. Allerdings war der Campingplatz so idyllisch am Fluß gelegen und der Besitzer bot Flo für den nächsten Tag eine Angeltour an, dass wir ganze 3 Nächte dort blieben. Flo hatte eine sehr erfolgreiche Angeltour mit 10 gefangenen Forellen. Mitnehmen durfte er entsprechend den hiesigen Angelrichtlinien aber nur eine. Die wurde in leckeres Ceviche verarbeitet. Kayaks konnte man auch mieten und die Kinder und ich unternahmen zwei kleine Paddeltouren. Einmal schmiss uns das Kayak ab und ich musste die zwei zähneklappernden Kinder schnell nach Hause paddeln. Das Wasser war nämlich nicht nur glasklar, sondern auch noch eiskalt.
Dann ging es doch noch in den Nationalpark und zwar über den zentralen Eingang. Im Kerngebiet darf man nicht wild campen, aber es gibt mehrere Campingplätze und einen einzigen, kostenlosen WoMo-Stellplatz. Den suchten wir zuerst auf und Flo schmiß sofort wieder die Angel ins Wasser und fing uns wieder eine prächtige Forelle – mehr Ceviche!
Wir unternahmen eine kleine Wanderung mit Blick auf 3 glasklare, türkisfarbene Seen und einen Gletscher. Die Landschaft ist einfach traumhaft. Wir können uns gar nicht sattsehen am Blau der Flüsse und dem üppigen Grün der Bäume, die hier und da schon etwas herbstlich rot und gelb werden. Dazu noch Berge und Gletscher – einfach wunderbar. Und wir haben schönstes, sonniges Wetter.
Als Nachtlager haben wir uns einen Campingplatz am Lago Rivadavia ausgesucht und Chivo(=Ziegenrippchen) gegrillt. Der Sternenhimmel war wieder überwältigend und wir bekamen ein Phänomen zu sehen, das ich als Skytrain bezeichne. In einer sehr langen Linie zogen mehrere Lichter hintereinander über den Himmel. Es sah aus wie ein Zug mit vielen Wagons. Zum Glück haben es Flo und die Kinder auch gesehen, sonst würde es mir vermutlich niemand glauben. Nach kurzer Recherche im Internet fanden wir heraus, dass es sich um eine Kette „Starlink“-Sateliten handelte, die vor kurzem ins All geschossen wurden.

Esquel

Esquel ist ein kleines Örtchen mit viel Charme. Wir hatten hier die Möglichkeit einige Dinge zu erledigen und besichtigten den Patagonien Express. Es handelt sich um eine dampfbetriebene Schmalspurbahn, nach deutschen Plänen erbaut, die von 1922 bis 1993! in Betrieb war. Der Bau des 402km langen Schienenabschnitts zwischen Esquel und Ingenieur Jacobacci dauerte von 1902 bis 1945. Dar Zug entgleiste mehrmals wegen Eis und starkem Wind oder Zusammenstoß mit einer Kuh.
Heute fährt er nur noch Touristen durch die Gegend. Für Ausländer ist das allerdings nicht wirklich erschwinglich und in der Nebensaison fährt er generell nur 2 mal pro Woche. Das passte zeitmäßig nicht mit unserem Besuch überein. Lasse wäre sehr gerne Zug gefahren.

Vom Schnee überrascht im Nationalpark Perito Moreno

Auf dem Weg nach Norden entscheiden wir uns einen Abstecher in den Nationalpark Perito Moreno zu unternehmen. Der ist relativ unbekannt deshalb wenig frequentiert. Uns reizt die einsame Bergwelt. Allerdings müssen wir unserem Bus dafür 70km Schotterpiste- einfache Wegstrecke- zumuten. Wir hoffen, dass der Kühler, und alles andere, das gut übersteht.
Der Ranger empfiehlt uns zwei Stellplätze von denen aus man kindgerechte Wanderungen machen kann. Zuerst steuern wir die kleine Insel im Park an. Es ist sonnig, aber super windig. Wind ist eigentlich nichts Ungewöhnliches in Patagonien, aber heute ist sogar Sturmwarnung mit Böen bis zu 105 km/h. Aus dem wackelnden Bus heraus beobachten wir das Andenglühen und freuen uns am türkisblauen See.
Am nächsten Morgen ist vom Sturm nichts mehr übrig. Bei strahlendem Sonnenschein drehen wir eine kleine Runde auf der Insel.
Danach brechen wir zum zweiten Stellplatz am Lago Burmeister auf. Der Weg weißt eine tiefe Matschstelle und mehrere kleine Pfützen auf. Zum Glück meldete die Wettervorhersage vor zwei Tagen nur stahlenden Sonnenschein und keinen Regen. Einige der Wege sind nämlich nach Regen nicht passierbar – unser Matschweg sicher auch nicht.
Als wir am Lago Burmeister ankommen, verschwinden die Kinder erstmal nach draußen zum Schnitzen. Beim Abendessen fragt Lasse, was wir hier am Lago vorhaben. Als er hört, dass wir noch mehr Wandern wollen, wünscht er sich Regen, damit daraus nichts wird und er im Bus bleiben kann.
Und dann, als wir gerade einschlummern, kommt er tatsächlich, der Regen. Er prasselt fast die ganze Nacht auf unser Dach und Flo und ich machen uns Sorgen über den Rückweg.
Tags drauf, die Kinder sind schon früh auf den Beinen und am Computerspielen, während die Eltern noch dösen, kommt auf einmal ein entzückter Ausruf von Mara:“ Guckt mal, es schneit!“ Unglaublich! Kleine Flocken fallen vom Himmel und bleiben auf dem Steppengras liegen. Als ich aus dem Bus klettere, um mir das näher anzusehen, bemerke ich, dass die Berge um uns herum tief verschneit sind. Das kam unerwartet. So schnell kann sich das Wetter hier also ändern. Oder war Lasses Wünscherei doch erhört worden? Die Wanderung verkneifen wir uns nun tatsächlich.
Noch vor dem Frühstück starten wir den Wagen um die heikle Passage möglichst schnell hinter uns zu bringen. Aber unser Bus meistert auch dies problemlos. Ein Check nach den restlichen 70 km Schotterpiste zeigt, dass auch der Kühler durchgehalten hat. Sonst auch alles heil geblieben, also weiter nach Norden.

Gletscher Perito Moreno

Nach tagelanger Fahrt durch die argentinische Steppe und vorbei an so manchem Vikunia-Gerippe, sind wir begeistert von der Kulisse schneebedeckter Berge. Flo hat den Bus wie ein rohes Ei über die 60km Schotterpiste manövriert. Sogar den Reifendruck haben wir abgelassen um weicher zu federn. Der fragile Kühler sollte auf keinen Fall weiteren Schaden nehmen.
Wir kamen am späten Nachmittag am Gletscher Perito Moreno an – als der Haupttouristenstrom schon abgereist war. Wir hatten Super-Wetter für unsere Wanderung gegenüber des Gletschers. Volle Sonne und kaum Wind bei gefühlten 20°C.

Der Gletscher Perito Moreno ist 30km lang, 5km breit und 30m hoch und gehört zu den wenigen Gletschern, die als stabil eingestuft werden. Er knackte hin und wieder, tat uns jedoch nicht den Gefallen zu kalben. Ein wirklich beeindruckender Anblick.
Zur Vertiefung unseres Gletscherwissens besuchen wir noch das Glaciarum, was alles Mögliche wissenswerte über Gletscher im Allgemeinen, und den Perito Moreno (ursprünglich „Bismarck-Gletscher“) im Speziellen.
Und dann tagt der Familienrat um über die schwierige Frage zu dabattieren:“ Fahren wir noch weiter nach Süden oder drehen wir hier um und fahren wieder nach Norden?“ Nach Abwägung der Argumente entscheiden wir uns für die Umkehr und so bleibt El Calafate der südlichste Punkt unserer Reise.

Chile Chico

Die Rüttelpiste nahm kein Ende und wir quälten uns bei Regen durch zum Lago Bertrand. Dort wollten wir uns mal wieder mit unseren Reisefreunden – den Noaks – treffen. Sobald wir unseren Stellplatz erreicht hatten, kontrollierten wir die Kühlerhalterung und sahen, dass diese erneut gebrochen war und jetzt auch noch auf der anderen Seite. Das machte uns einen ziemlichen Strich durch die Rechnung, denn mit einem kaputten Kühler in die Einöde Richtung Villa o´Higgins weiter zu fahren – auf Rüttelpiste – schien uns keine gute Idee. So beschlossen wir auf schnellstem Weg über die Grenze nach Argentinen zu fahren und dort in einer größeren Stadt erstmal den Kühler auf Vordermann bringen zu lassen. Frust…Trotzdem war es ein schönes Wiedersehen mit den Noaks und wir saßen bis spät zusammen um uns über die Erlebnisse der letzten zwei Monate auszutauschen.

Am nächsten Tag ging es bei strömendem Regen nach Chile Chico – der Grenzstadt. Es hätte viele schöne Ausblicke auf den Lago Grand Carretera gegeben, denn die Straße schlängelte sich am Ufer des türkisblauen Sees entlang. Wir waren sehr froh als wir in Chile Chico endlich wieder Asphaltstraße unter den Reifen hatten. Zur Frustbewältigung gab es Sushi zum Abendessen und einen Abend mit den Noaks in der Cerveceria. Die Grenze war am anderen Morgen schnell überquert.

Rio Tranquillo

Die Landschaft war heute mal wieder überwältigend. Schneebedeckte Gipfel, vielfarbige Berge und türkisblaue Flüsse und Seen. Die Krönung war der sattblaue Lago General Carretera über dem gegen Abend sogar noch ein Regenbogen 🌈 erstrahlte.
Schade nur, dass zwischendrin auf einmal der Asphaltbelag zu Ende war und es als Schlaglochpiste weiter ging. Daher kamen wir nur langsam voran.
Am nächsten Morgen unternahmen wir eine Bootstour zu den Marmorhöhlen von Rio Tranquillo. Der junge Marmor bildet wundervolle Gebilde am und im Wasser. Wir erfuhren auch, dass der Lago General Carretera der größte See Chiles ist und seine intensiv türkise Farbe vom Iridium herrührt, das mit dem Gletscherwasser in den See gespült wird. Iridium scheint UV- Strahlen besonders zu reflektieren. Das Wasser ist übrigens ganzjährig zwischen 3 und 6 °C kalt. Brrr.

Coyhaique

Wir hatten einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Laguna de las Torres mit Blick auf einen Gletscher.
In Coyhaique machten wir Stop zum Einkaufen und waren überrascht über die Größe des Städtchens und das immens große Verkehrsaufkommen. Da unser Kühler schon wieder ein Leck zu haben schien, beschlossen wir nochmal zu einem Kühler-Fachmann zu fahren und das beseitigen zu lassen. Im Aus- und Einbau hatten wir ja jetzt schon Erfahrung. Ausserdem hatten wir das letztes Mal nicht bildlich festgehalten und konnten das jetzt nachholen. Als wir mut dem Kühler vor der garagengroßen Werkstatt standen, stellten wir fest, dass auch die eine Kühlerhalterung gebrochen war. Der Tüftler fand dann noch mehrere korrodierte Kühlrippen und empfahl uns den Neuaufbau des Kühlers. Die Halterung wurde hingefrerkt und die Rippen stillgelegt, aber immerhin zu einem günstigen Preis und pronto zwischen geschoben. Nach dem Wiedereinbau war es 18 Uhr und wir sahen zu, dass wir Coyhaique schnell den Rücken kehrten um einen Stellplatz in der Wildnis zu finden.

Laguna de las Torres

Nach einem Fahrtag über sehr unterschiedlichen Straßenbelag und vorbei an herrlichen grünen Seen und Lagunen, fanden wir einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Laguna de las Torres mit Blick auf einen Gletscher.
Flo holte gleich die Angel raus und kam binnen 1 Minute mit einer großen Lachsforelle zurück. Diese wurde in leckeres Ceviche verarbeitet und verspeißt.

Ventisquero Cologante

Wir kamen genau zur Schließzeit des Nationalparkes Queulat am Tor an. Mit unserem Bus durften wir zwar nicht rein, aber immerhin vor dem Tor für die Nacht parken. Der freu dliche Parkwächter machte mich noch darauf aufmerksam, dass man für den Besuch des Parkes nur online reservieren könne – vor Ort werden keine Tickets verkauft. Schön und gut, aber woher Internet nehmen?Am Abzweig des Weges in den Park gab es ein kleines Resto, das glücklicherweise WLAN hatte. Dort konnte ich mich gerade noch vor Ladenschluß einloggen und für den nächsten Tag den Eintritt reservieren.
Bei leichtem Nieselregen machten wir uns gegen 9:30 auf um den hängenden Gletscher zu bewundern. Zu Beginn der Wanderung überquerten wir eine Hängebrücke von der aus man schon einen Blick auf den Gletscher werfen konnte. Er thronte eisblau hoch oben in den Bergen.
Die Wanderung zum Aussichtspunkt dauerte 2 Stunden und ging wieder durch tollen Märchenwald. Als wir oben ankamen und den Gletscher aus der Nähe besichtigen wollten, war er komplett in Wolken gehüllt. Wir sahen nur den Wasserfall darunter. Schade!:(
Aber wieder einmal trafen wir deutsche Weggefährten – diesmal aus Berlin – mit denen wir auf dem Rückweg plaudern konnten. Die Zeit verging wie im Flug. Da war sogar noch ein kleiner Abstecher zum Seeufer drin und die Kinder haben erstaunliche 5 Stunden Wandern durchgehalten.

Cascadas Escondidas

Um 5 Uhr morgens sind wir aufgestanden um die 8 Uhr-Fähre von Quellon nach Chaitén zu nehmen. 7 Uhr hätte auch gereicht, vorher passierte nämlich nichts, aber man sollte mit einem Fahrzeug 3 Stunden vor Abfahrt bereitstehen…Die Überfahrt dauerte 4 Stunden und die See war spiegelglatt. Sogar die Sonne ließ sich blicken. Von Chaitén aus fuhren wir die Carretera Austral erstmal ein Stück Richtung Norden in den Pumalin Nationalpark. Wir wollten nämlich das gute Wetter noch für eine Wanderung zu den Cascadas Escondidas nutzen. Ab morgen ist mindestens eine Woche Regen angesagt.
Die Wanderung führte über Holzleitern und Stiegen durch einen echten Märchenwald mit moosbewachsenen Bäumen und mannshohem Farn. Man wartete jeden Moment darauf, dass ein Troll um die Ecke kommt.
Nach 20 Minuten erreichten wir den ersten Wasserfall, der schon spektakulär war. Weitere 40 Minuten später folgte der Ausblick auf den zweiten, der noch einmal größer war.
Auf dem Rückweg trafen wir ein Pärchen aus Bremen und schnackten kurz am Wegesrand.
Nach guten 2 Stunden waren wir zurück am Ausgangspunkt, füllten noch schnell unsere Wassertanks auf – in Chile gibt es überall Trinkwasser!- und fuhren auf der Waschbrettpiste zurück nach Chaiten für unser Nachtlager. Kaum standen wir, entdeckten wir, dass etwas mit dem Strom nicht stimmte. Ein Batteriekabel der Aufbaubatterien hatte sich aus dem Kabelschuh gerüttelt. Beachtlich wenn man die Dimension und Steifigkeit der Batteriekabel kennt. Mit unserem Lötkölbchen ließ sich das leider nicht flicken, doch ioverlander sei Dank! Direkt in Chaiten gibt es einen Auto-Elektrikee, den wir am nächsten Morgen aufsuchen konnten und der unser Problem beseitigen konnte. In der Zwischenzeit lief alles über die Starterbatterien.

Chiloe

Ancud

Heute haben wir nach Chiloe übergesetzt.
Die Insel empfing uns mit einem warmen Nieselregen.
Wir beziehen erstmal Station am Mirador von Ancud und erkunden das Örtchen. Es gibt viele bunte Holzhäuser, Holzkirchen und ein kostenloses Heimatmuseum, in dem wir so einiges über die Geschichte Ancuds erfahren. Außerdem gibt es eine Replika des Schiffes „Ancud“ zu sehen, das einst die Magelanstraße entlang gesegelt ist. Beachtlich ist auch das 20m lange Skelett eines Blauwals

Puñihuil

Bei Puñihuil liegt eine kleine Inselgruppe auf der Humboldt-Pinguine, Robben und andere Seevögel zu beobachten sind, wie zum Beispiel der schwarze Kormoran, den man auf den schwarzen Felsen kaum erkennen konnte.
Hinterher gab es es zur Stärkung gigantische Empanadas.

Castro

Castro ist ein schnuckeliges, kleines Städtchen mit bunten Holzhäusern und netten Geschäften. Am heutigen Samstag war sogar das Gran Festival Costumbrista Chilote – ein Fest bei dem die alten Brauchtümer von Chiloe aufleben. Es wurden Tänze, Handwerkkunst und traditionelles Essen dargeboten. Wir haben uns Grillspieße und „curanto“ schmecken lassen. Curanto ist ein Gericht auch verschiedenen Fleisch- und Muschelsorten mit Kartoffel und einem dubiosen, kartoffelbreiähnlichen Teig.

Quellon

Quellon markiert das Ende der Panamericana. Ansonsten bietet die kleine Ortschaft nicht viel. Wir stehen in der Nähe des Anlegers und werden von hier aus nach Chaitén übersetzen um unsere Reise auf der Carretera Austral fortzusetzen.

Lago Calafquen und Huskyfarm

Kurzentschlossen machen wir einen Abstecher zur 7-Seen-Runde auf chilenischer Seite und campen am Lago Calafquen. Morgen haben wir in der Nähe eine Überraschungsaktivität für die Kinder vor.
Leider kann man an den Seen hier nicht wirklich wild stehen – es ist alles eingezäunt und neben den Straßen tiefe Gräben. Also berappen wir 40€ für eine Nacht auf dem Campingplatz. Dafür gibt es allerdings auch einen Privatzugang zum glasklaren See, heiße Duschen und gute Sicht auf den Vulkan Villarica, der momentan Asche spukt und diese nachts rot beleuchtet.
Lustig finden wir, dass es hier überall „Kuchen“ zu kaufen gibt. Tatsächlich geschrieben wie das deutsche Wort. Das kommt wohl von den vielen deutschen Auswanderern, die sich vor vielen Jahren hier in der Gegend niedergelassen haben. Der Plural von „Kuchen“ heißt hier dübrigens „Kuchenes“ 😀🎂🍰

Am nächsten Morgen haben wir die Huskyfarm Aurora Austral von Konrad Jakob besucht. Ein Deutscher Auswanderer, der sich erfolgreich dem Schlittenhundesport verschrieben hat. Auf seiner Farm leben 54 Hunde und wir dürfen die Trainingsrunde im Rollschlitten mitfahren. Mit ca. 15km/h brausen wir über die Kieswege der Umgebung und lernen die Musher-Komandos hike(=los), gee(=rechts) und haw(=links) kennen. Die Kinder fragen Konrad Löcher in den Bauch. Wir erfahren, dass die Hunde am frühen Morgen trainieren müssen, wenn es noch kühl ist, und nur ca. 5km, um nicht zu überhitzen. Als wir zurück sind, dürfen wir die Hunde Streicheln und die Kids bekommen sogar noch eine Bonusrunde. Die Wettkampfhunde wollen nämlich auch noch trainieren und sollen das Quad ziehen. Mit bis zu 40 Sachen rast Konrad mit den Kindern auf der Geraden und nach kurzer Zeit ist das Gespann zurück.
Wir helfen die Hunde zu versorgen und merken wie hervorragend sie erzogen sind.
Bei Kaffee, Tee und Saft erfahren wir noch mehr über Konrads Leben mit den Hunden, den Schlittenhunde-Wettkampfsport und dürfen am Ende sogar noch die 2,5 Wochen alten Welpen knuddeln. Seelig verabschieden wir uns. Mara wäre wohl am Liebsten hier geblieben.

7-Seen-Route

Die 7-Seen-Route bezeichnet einen Wegabschnitt der Ruta 40 zwischen San Martin de los Andes und Villa la Angostura – nur etwa 140km lang. Die Seen reihen sich an der Straße auf wie Perlen an einer Kette. Die Landschaft wirkt skandinavisch-alpin und das frische Grün tut gut nach den Tagen in der Steppe. Es gibt viele Campingplätze, die gerade sehr voll sind. In Argentinien und Chile sind momentan Sommerferien und die Argentinier campen recht gern. In der derzeitigen Wirtschaftskrise wohl auch die erschwinglichste Form um Urlaub zu machen. Die Gebühren der Campingplätze variieren gewaltig. Am günstigsten sind die Städtischen, die teilweise sogar gratis sind. In touristischeren Regionen, wie dieser hier, zahlt man auf einem privaten Campingplatz als Familie aber auch gerne mal 45 Euro pro Nacht. Wir finden am Lago Villarino eine Wiese, wo man gratis stehen kann und treffen dort Bine und Mike aus Franken, mit denen wir einen netten Abend verbringen.

Und weiter geht´s über die Ruta 40

Weiter geht es durch Steppe und Vulkane. Trocken, heiß und staubig. Wir fahren weiter nach Süden – teilweise wieder über Waschbrettpiste – und hoffen auf grünere Landschaft. Am spannendsten fanden wir eine Ebene zwischen unzähligen Vulkanen. Hier sieht man schwarze Magma, die von rötlichem Sand überdeckt ist. Dazwischen fließt ein grünlicher Fluß. Tolle Farben.
In Chos Malal müssen wir kurz unseren Kühler löten lassen, da Kühlwasser austritt. War wohl zu viel Geruckel… Aus- und Einbau erledigen wir. Das Löten macht ein Kühlerprofi für sage und schreibe 2,50€.

Malargue

Wir waren in einem Vulkan!
Der Vulkan Malacara war ein hydromagmatischer Vulkan und ist schon lange erloschenen. In seiner Röhre und den ausgewaschenen Höhlen rundherum kann man wie in einem Canyon klettern.

Malagrue hat echt viel zu bieten. Wir haben das Wochenende mit Angeln, Wandern und Campen in der Wildnis verbracht. Flo hat einen Angelguide (Marcos) gefunden, der uns im Fliegenfischen unterrichtete. Obendrein bereitete er uns ein leckeres Chivo zu. Das ist gegrillte Ziege. Der Sternenhimmel war atemberaubend und wir haben Venus, die drei Marias(Sternbild Orion) und das Kreuz des Südens gesehen.

Ausserdem hat Malargue ein Planetarium, das sehr interessante Vorträge abhält – leider nur auf Spanisch. Uns hat es trotzdem gefallen.

Parque Ischigualasto bei Vollmond

Was für ein Glück wir mal wieder hatten. Wir kamen am Nachmittag am Park Ischigualasto an und haben noch Tickets für die Vollmondtour durch den Park bekommen. Schon der Sonnenuntergang tauchte die Wüstenebene in ein wunderschönes Farbspiel, das vor allem Mara begeisterte. Dann folgte ein Museumsbesuch um die Dinoskelette und Versteinerungen zu begucken. Und als es endlich Nacht war, fuhren wir in einer langen Wagenkollone in den Park um dort bei tollstem Vollmond und super klarem Himmel unsere Wanderung durch die Mondlandschaft zu absolvieren.
Man brauchte kein zusätzliches Licht. Alles wurde vom Mond hell genug beleuchtet. Um 1 Uhr waren wir im Bett. Ein langer Tag für die Kinder.

Entlang der Ruta 40 nach Süden

Wir haben es versucht! Eigentlich wollten wir einen Ausflug zum Balcon des Pissis machen, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die anhaltenden starken Regenfälle im Norden von Argentinien haben viele Ortschaften und Straßen überschwemmt. Teilweise waren sogar Brücken gesperrt. So war auch der Campingplatz in Tinogasta quasi unter Wasser und nicht funktionstüchtig. Von einem Besuch des Balcons hat man uns hier abgeraten. Dort oben könnte Schnee sein oder der Untergrund zu aufgeweicht (Offroad-Strecke). Na gut, dann eben weiter nach Süden. Das Wetter soll ab morgen ja besser werden.

Quilmes

Die Waschbrettpiste will wohl kein Ende nehmen. Zum Glück ist sie nach 50km etwas glatter. Dort wurde sie anscheinend gerade abgezogen. Das muss man hier wohl regelmäßig machen. Dafür fahren wir durch tolle Felsformationen. Später kommt Regen auf. Wie schlimm dieser war, bekommen wir erst am nächsten Tag richtig mit.

Um mal wieder etwas Kultur zu erleben, sind wir zu den Ruinen von Quilmes gefahren. Dort gab es ein sehr gutes Museum für die geschichtlichen Hintergründe und von einem Aussichtspunkt am Berg konnte man die Anlage gut überblicken. Abends saßen wir noch mit Bettina und Rolf aus der Nähe von Hamburg zusammen und hatten einen wunderbaren Sonnenuntergang.

Ruta del vino

Von Salta aus ging es in die Berge Richtung Cachi. Unten im Tal war alles saftig grün, doch je höher wir kamen, desto dürrer wurde es und desto schlechter wurde auch die Strasse. Bald war wieder Waschbrett-Schotterpiste angesagt. Eigentlich wollten wir in Cachi campen, aber dann entdeckte ich den Utopia Overlander Campingplatz von Martina und Johann im Nirgendwo. Der lockte mit Sauerteigbrot, selbst gebrautem Bier und Yoga. Also gab es in Cachi nur ein Eis und wir sind wir dort hin gefahren.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Colomé, einem einsamen Weingut mitsamt Museum des Lichtkünstlers James Turrell, weit ab von allem und nur über eine Waschbrettpiste oder dem Helikopter erreichbar.

Warum baut man ein Museum an einen so abgelegenen Ort? Um Besucherzahlen geht es einem dabei sicher nicht. Nein, man hat einfach die Kohle dazu. Das Weingut gehört heute der deutschen Hess Group und diese hat den Lichtkünstler James Turrell dort ein Museum für seine Lichtinstallationen bauen lassen. Vielleicht soll das Museum bei der Vermarktung des Weines helfen. Besuchen kann man es nämlich nur nach vorheriger Reservierung einer Weinprobe. Nur Museum gucken ist nicht. Die Führungen sind auf 15 Personen begrenzt und finden zweimal täglich statt, aber so groß scheint der Andrang nicht zu sein. Wir konnten einen Tag zuvor unseren Besuch organisieren und da die übrigen Teilnehmer nicht aufkreuzten, hatten wir eine Weinprobe – und vor allem das Museum – exklusiv für uns. Der Wein war okay, der Museumsbesuch hat uns jedoch gut gefallen.
Fotos durften wir im Museum leider keine machen.

Durch die Montanas de siete colores nach Salta

Ob es wirklich sieben Farben sind, die die Berge hier haben sollen, haben wir nicht gezählt. Bunt ist es allemal. Leider setzt starker Regen ein und so kneifen wir uns den Ausflug in die Quebrada Humahuaca – mit noch mehr farbigen Bergen – und fahren durch bis Salta.

Salta ist eine schöne Stadt mit vielen, gut erhaltenen, Kolonialbauten. Wir nächtigten auf dem städtischen Campingplatz mit gigantischem Pool (260×100m).
Hauptziel war es für uns hier eine argentinische Simkarte zu bekommen und Geld zu tauschen. Nebenbei waren wir auch mal wieder Sushi essen – das hier aber hauptsächlich aus Frischkäse besteht. Ist aber auch weit weg von der Küste…
Und ich hatte eine unglaubliche Erfahrung mit Taxifahrer Raoul. Dem hatte ich aus Versehen 6000 Pesos anstelle 600 in die Hand gedrückt- was mir allerdings erst nach dessen Abfahrt dämmerte. Ich hatte also ca. 18 Euro anstatt 1,80 Euro bezahlt. Er hatte mir für die Rückfahrt seine Nummer gegeben, aber ich hatte noch keine Simkarte – dafür war ich ja gerade in die Stadt gefahren. Als ich ihn später anrief, überreichte er mir mein Bündel Scheine und fuhr mich zurück zum Campingplatz. Das gab ein angemessenes Trinkgeld.

Über die Berge nach Argentinien

Auf nach Argentinien!
Unser Bus kämpfte sich brav die 2300 Höhenmeter nach ober und dann fuhren wir eine ganze Weile auf 4700m herum, durch Wüste mit gelegentliches Lagunen. Bei Jama überquerten wir mal wieder eine dieser kleinen Grenzübergänge. Alles sehr gut organisiert hier. Nach 40 Minuten sind wir durch und weiter geht es bei aufkommendem Regen. Wir fahren unter dem Regenbogen durch und über die Gran Salar del Norte.

San Pedro de Atacama

San Pedro ist ein kleines Dörfchen aus flachen Lehmbauten, das allein vom Tourismus zu leben scheint. In der Ortsmitte reihen sich Touranbieter an Touranbieter. In Ermangelung eines schönen Campingplatzes für unseren Verschwindibus, parken wir am Friedhof, gegenüber der Feuerwehrstation. Das ist super zentral und wir müssen uns im neuen Land ja erstmal organisieren.

Heute wollte ich es wissen. Schaffe ich es auf einen 5000er? Gut aklimatisiert durch unsere Fahrt auf der Lagunenroute sind wir ja und die Umgebung von San Pedro einige Vulkane zur Auswahl. Für Anfänger empfohlen wurde der Cerro Toco mit 5604m Höhe. Mit einem Kleintransporter wurden wir (6 Wanderbegeisterte und ein Guide) auf eine Höhe von 5250m hoch gefahren. Durch den Sulfatabbau und die am Toco vorhandene Astrostation, führen die Wege auf diese beachtliche Höhe. Es herrschte eine Temperatur von -1°C und optimaler Sonnenschein, kaum Wind und kaum Schnee vorhanden. Die 350 Höhenmeter absolvierten wir im Schneckentempo um bei dieser Höhe nicht außer Atem zu geraten. Der Aufstieg dauerte nur 1,5h.
Der Weitblick war gigantisch und ich war erstaunt wie leicht es gelaufen ist. Aklimatisation war mehr als die halbe Miete!
Abends belohnten wir uns alle mit einer großen Grillplatte, die gut und gerne für 6 Personen gereicht hätte…

Die Kinder hatten Lust auszuprobieren wie es ist in einer Salzlagune zu schwimmen. Der Salzgehalt liegt mit 26% in etwa so hoch wie der des Toten Meeres. Es ist echt schwer die Füße beim Schwimmen unter Wasser zu kriegen. Der Auftrieb ist wahnsinnig stark.

Wir waren mal eben auf dem Mond!
Zumindest kommt man sich im Valle da la luna so vor. Die Landschaft ist dermaßen surreal, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt.

Lagunenroute

Ein alter Polizeibus ist kein Ralleyfahrzeug! Das mussten wir uns leider nach 50km Lagunenroute eingestehen.
Die Lagunenroute zwischen Uyuni und der chilenischen Grenze ist eine 350km lange Offroadstrecke, die zum größten Teil aus Waschbrett-Schotterpiste besteht.
Unser Plan mit 60 Sachen nur so über die engen Bodenwellen zu schweben, ging leider nicht ganz auf. Innerhalb einer Stunde hatte sich der Tisch zerlegt, die Wasserzuleitung zur Therme abgerüttelt, der Ventilator war von der Wand gefallen und im Küchenschrank sämtliche Zwischenbodenträger rausvibriert. Okay, dann eben doch im Schleichgang mit 20km/h – wir haben ja Zeit. Kurz darauf hatten sich auch noch die Naturgewalten gegen uns verschworen und es zuckten Blitze um uns herum und Hagel prasselte auf uns nieder. Doch selbst auf 4500m ist die weiße Pracht innerhalb von 30 Minuten wieder weggetaut ist. Zur Abenddämmerung kamen wir an der Laguna Colorada an und konnten die rosa Flamingos bewundern. Ihr schönes Farbspiel offenbarte sie uns allerdings erst am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein.

Wir tuckerten weiter, durch marsähnliche Landschaften über Pässe mit fast 4900m, vorbei an der Laguna Salada zum Thermalbad an der Laguna Chalviri. Dort konnten wir in wunderbarer Kulisse ein Weilchen einweichen und Flamingos aus nächster Nähe beobachten, bevor wir uns zu den Lagunen Verde und Blanca aufmachten.
Am Aussichtspunkt, auf 4300m Höhe, wo wir die Nacht verbrachten, herrschte eine steife Briese. Die Kinder legten sich in den Wind und kamen nach 10 Minuten durchgefroren wieder in den Bus. Die Nacht wurde mit unter Null Grad recht kühl und glücklicherweise startete am nächsten Morgen unsere Heizung und taute den Bus wieder etwas auf.
Kurz hinter den Lagunen kam die Grenzstation Hito Cajon – eine der kleinsten und höchstgelegenen der Welt auf 4550m. Wir scheinen ein Faible für kleine Grenzübergänge zu haben… Hier passieren, außer den Touren von Bolivien in die Atacamawüste oder von Chile nach Uyuni, kaum Privatfahrzeuge den Schlagbaum. Die Formalitäten sind schnell erledigt und am längsten dauert die Fahrzeugkontrolle in Chile, bei der wir sämtliches Obst und Gemüse abgeben müssen, aber wir waren vorgewarnt..
Dann kommt eine krasse Abfahrt nach San Pedro de Atacama. Es geht schnurstracks, ohne Serpentinen 2200m Höhenmeter nach unten – in nur 30km Distanz. Bin gespannt wie lange wir brauchen um da wieder hoch zu zuckeln, wenn wir in ein paar Tagen nach Argentinien rüber queren wollen.

Salar de Uyuni

Was für ein wunderbarer Tag!!
Um 10 Uhr morgens holte uns Natalio zu unserer privaten Tour durch die Uyuni ab. Unseren Bus wollten wir dem gefrässigen Salz nicht aussetzen…Deshalb fuhren wir mit einem Allrad-Fahrzeug los und erkundeten zuerst den Eisenbahn-Friedhof. Bis zur Jahrhundertwende fuhren hier noch Dampf- und Kohlezüge und transportierten Waren zum chilenischen Pazifikhafen oder auch Passagiere. Die Züge gehörten einer chilenischen Gesellschaft und die Preise für Passagiere bald zu teuer. Man stieg statt dessen auf Busse um. Heute fahren nur noch zweimal pro Woche Güterzüge durch Uyuni, allerdings mit Dieselzügen. Und daher wurden die alten Loks schon vor geraumer Zeit auf ein Abstellgleis gestellt und ihrem Schicksal überlassen. Aus manchen Loks wurden große Stahlplatten heraus getrennt und anderweitig verwendet. Trotz alledem bilden sie eine sehr fotogene Kulisse. Die Kinder konnten gar nicht genug davon bekommen dort herum zu klettern.

Als Nächstes ging es nach Colchani, einem Dorf am Rande der Salar, das von der Salzverarbeitung lebt. Hier decken wir uns mit Speisesalz ein. Exportiert wird das Salz aufgrund seines geringen Preises leider nicht.

Dann geht es endlich hinaus auf die Salzwüste. Wir haben enormes Glück. Normalerweise ist um diese Jahreszeit Regenzeit und man kann nur die Randbereiche befahren. Aber dieses Jahr ist außergewöhnlich trocken und wir können überall hin fahren.

Wir halten am Flaggenrondell und dem erste Salzhotel. Es ist komplett aus Salzblöcken gebaut, aber da der Betreiber das mit der Müllentsorgung nicht hinbekommen hatte, wurde ihm der Betrieb untersagt und das ehemalige Hotel ist heute Museum und Imbissplatz für Touren. Salzhotels dürfen seitdem nur noch außerhalb der Salar gebaut werden.

Weitere 70km Richtung Mitte der Salzwüste befindet sich die Insel Incahuasi – auch Insel der 1000-jährigen Kakteen genannt. Die Kakteen, die die ganze Insel bedecken sind riesig und wenn man weiß, dass sie nur 1cm pro Jahr wachsen, kann man sich gut vorstellen, dass sie mehrere hundert Jahre alt sind.
Unser Guide überrascht uns hier mit einem tollen Mittagessen. Während wir den Eintritt zur Insel entrichtet haben, hat er einen Tisch, samt Tischdecke unter einem Sonnenschirm für uns aufgebaut. Es wird Quinoa mit Rindfleisch-Gemüse-Eintopf serviert. Dazu Rotwein, Bier und Apfelsaft. Wir sind ganz baff und sogar die Kinder wissen das leckere Essen zu schätzen.

Gut gestärkt machen wir uns auf zu einem abgeschiedenen Plätzchen um dort lustige Dinosaurierfotos zu schießen. Es lassen sich schöne Perspektivenexperimente anstellen.

Als letzte Station steht uns eine Wasserfläche bevor. Ein Teilbereich der Uyuni hat nämlich schon etwas Regen abbekommen und so können wir auch das Phänomen der Spiegelfläche erkunden. Der Guide hat extra Gummistiefel für uns eingepackt, aber die Kinder sind trotzdem innerhalb einer halben Stunde fast komplett nass. Sie haben unheimlich viel Spaß im Salzwasser zu spielen und wir sind froh, dass ihnen der Ausflug so gut gefällt. Es folgt auch hier eine ausgiebige Fotosession, denn schließlich wollen wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang herum bekommen. Unser Guide hat wieder wunderbare Snacks und Getränke aufgetischt und so läßt es sich gut aushalten. Allerdings bleiben wir nicht lange alleine. Bis zum Sonnenuntergang kommen noch mindestens 30 weitere Fahrzeuge an der Spiegelfläche an. Was noch heranzieht, ist eine Regenfront. Die ist sogar noch schneller als der Sonnenuntergang und verdeckt diesen mit schwarzen Wolken. Das ist dann auch für uns der Punkt an dem wir aufbrechen und diesen wunderbaren Tag beenden.

Zwischen Sucre und Uyuni

Kurz hinter Sucre hatte unser Motor sein 100.000 km-Jubiläum. Er wurde damit belohnt, dass er an diesem Tag nicht allzu weit fahren musste. Wir wollten uns langsam wieder an die Höhe gewöhnen und haben irgendwo im Nirgendwo auf ca. 3200m Höhe einen Stop eingelegt. Direkt neben der Straße, aber mit Hammer-Aussicht.
Beim Checken der Straßenapp bekamen wir dann Gewissheit, dass die Schlagzeile, die wir vor 2 Tagen im Fernsehen gesehen hatten, keine Ente war. Die Anhänger von Gouvernör Camacho wollen nun auch kurz vor Potosi mit einer Straßenblockade gegen dessen Festnahme protestieren.
Zum Glück gibt es eine Umfahrung, die uns 90km und 2,5 h Umweg einbringt. In Potosi kommen wir kurz vor 12 Uhr an und legen dort nur einen kurzen Halt zum Mittagessen ein und um unsere Kaffekanne wieder in Empfang zu nehmen. Diese hatte ich in Cochabamba auf dem Campingplatz vergessen und Javier hat sie uns netterweise mit dem Bus nach Potosi geschickt. Ja, so funktioniert hier die Paketpost.
Potosi ist ähnlich steil wie La Paz und auch ungefähr gleich hässlich. Die verstörende Bergwerktour, die man hier normalerweise mitmacht, sparen wir uns und den Kindern.
Die Bergwerke scheinen hier so unsicher zu sein, dass im Schnitt jeden zweiten Tag ein Kumpel ums Leben kommt und der Berg den Beinamen hat: Der Berg, der Menschen frisst.
Aber Tanken wollen wir noch bevor wir uns auf nach Uyuni machen. Nun muss man wissen, dass Sprit in Bolivien staatlich subventioniert ist und Einheimische 3,75 Bolivianis pro Liter Diesel zahlen (etwas mehr als 50ct). Für Ausländer liegt der offizielle Kurs bei 10,12 Bolivianos, aber wenn man Glück hat und ohne Rechnung bar bezahlt bekommt man den Liter auch für 6 Bolivianos. Die letzte Tanke in Potosi will allerdings den offiziellen Preis von uns und so entscheiden wir weiter zu fahren und auszutesten wie weit unser Tank tatsächlich reicht. Wir haben ja noch 2x20l Ersatzkanister im Gepäck.

11km vor Uyuni wissen wir es dann: der Tank reicht bei Berg-und Talfahrten ziemlich genau 1000km. Mit den Ersatzkanistern kommen wir locker nach Uyuni und finden dort nach einem Fehlversuch sogar eine günstige Tankstelle. Unser Nachtlager beziehen wir vor einer Militärbasis im Ortszentrum und lassen uns die Pizza von Chris Minuiteman im Hotel Tuñita schmecken- eine Empfehlung von Marcos, dem Campingplatzbesitzer aus La Paz, der früher als Tourguide in Uyuni gearbeitet hat. Von ihm kam auch der Tip für einen Veranstalter, der Uyunitouren anbietet (einer von ca.50) und bei dem wir noch am Abend eine Tour für den nächsten Tag klar machen können.

Sucre

Der Name Sucre muss irgendwie aus dem Französischen kommen, denn es gibt erstaunlich viele Schokoladengeschäfte in der Stadt – abgesehen von Secondhand-Modeläden und Optikern. So haben wir uns an der Plaza Mayor ein erstklassiges Eis gegönnt und uns dann zum Stadtbummel aufgemacht. Sucre ist immer noch Hauptstadt von Bolivien, aber im Vergleich zu La Paz winzig und recht malerisch. Die vielen gut erhaltenen Kolonialbauten im Zentrum tragen viel zum guten Flair bei.
An der Vergnügungsmeile am Parque Bolivar gönnen wir uns eine Runde Rodeo reiten bevor es zum Abendessen – auf Wunsch der Kinder – zum Koreaner geht. Endlich mal wieder Sushi!
Unser Campingplatz liegt zum Glück in Laufreichweite zum Zentrum und Felizidad und Alberto, sowie ihre Tochter Carolina sind sehr nette und hilfsbereite Gastgeber. Trotzdem verabschieden wir uns nach einem Tag schon wieder, denn wir wollen weiter Richtung Uyuni.

Torotoro

Der Nationalpark Torotoro liegt 3 Autostunden südöstlich von Cochabamba und war uns als Ausflug sehr empfohlen worden.
Man den Park allerdings nur mit einem Guide und auf 3 festgelegten Routen besuchen. Das dient natürlich dem Umweltschutz und unterstützt die lokale Bevölkerung.
Wir entschieden uns für die Tour in den Vergel-Canyon mit Besuch des Wasserfalls und Besichtigung von Dinospuren. Das deutsche Pärchen Johannes und Miriam, das wir auf der Busfahrt nach Torotoro kennen gelernt hatten, sowie Doro aus deren Hostel schlossen sich uns an.
Der Blick in den Canyon und der Abstieg zum Wasserfall war spektakulär und schweißtreibend. Da freuten wir uns auf die Abkühlung am Wasserfall.
Schon beim Aufstieg zum Canyonrand sahen wir das herannahende Gewitter und wurden am Aussichtspunkt von einem kurzen, heftigen Schauer erwischt. Der warme Wind trocknete uns jedoch schnell wieder und so konnten wir am Ende sogar noch die beeindruckenden Dinospuren anschauen, die versteinert die Millionen von Jahren überdauert haben.
Abends auf der Plaza gab es dann noch die dazugehörenden Dinostatuen zu bewundern.
Todmüde fielen wir nach dem Abendessen ins Bett. Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Cochabamba.

Cochabamba

Das lange Warten hatte am 6. 1. endlich ein Ende und unsere Wasserpumpe wurde direkt auf den Campingplatz geliefert. Flo hat sie sofort eingebaut und so konnte es am 7.1., Flos Geburtstag, endlich weiter gehen nach Cochabamba. Eigentlich wollten wir die Strecke in zwei Tagen fahren, aber da wir recht gut durchkamen, schafften wir es noch kurz vor 21 Uhr in Cochabamba anzukommen.
Leider mit zwei Kollateralschäden. An einer Mautstation fuhr uns ein 40-Tonner hinten drauf und beim Einzirkeln durch das Tor unseres Campingplatzes übersahen wir eine Stahllasche und fingen uns einen Kratzer im Lack ein. Als Stellplatz war uns das Grundstück des Architekten Javier Moscoso empfohlen worden. Sein Vater und er haben sich ein Kleinod in der Natur erschaffen. Zwei organisch geformte Häuser mit künstlichem Teich und mietbaren Unterwasserhöhlen.
Für die Gäste gibt es begrünte Openair-Duschen und eine Außenküche mit Pizzaofen. Mara hat sich mit Javiers Tochter angefreundet und durfte mit dieser in einer Unterwasserhöhle übernachten. Als Dank für Javiers inspirierende Architekturführung über sein Anwesen und das seines Vaters, haben wir für alle Pizza gebacken. Nach 9 Tagen in dieser entspannenden Atmosphäre war es dann aber wirklich Zeit weiter zu ziehen.

Tiwanaku

Entgegen der Proteste unserer Kinder haben wir uns mal wieder langeweile Steine angesehen. Die Tempelstätte Tiwanaku liegt nur ca. 60 km von La Paz entfrent, aber, da wir einmal quer durch die Stadt mussten, dauerte die Anfahrt über 2 Stunden.
Die Tiwanaku waren eine Zivilisation vor den Inkas und lebte zwischen 10. und 15. Jahrhundert in der Nähe des Titicacasees, der nur 18km entfernt liegt. Zum Bau der Tempel (Sonnentempel, Erdtempel und Tempel der Unterwelt) wurden 4 verschiedene Steinarten verwendet. Leider wurde ein Großteil der Anlage über die Jahrhunderte von den nachfolgenden Kulturen abgetragen und zum Bau anderer Gebäude verwendet. Man war jedoch bemüht einen Teil zu rekonstruieren.
Nach der Besichtigung der archäologischen Stätte wurden wir noch durch das Keramikmuseum und das monolitische Museum geschleift. Auf Puma Punku, das Steinartelier, in dem die Blöcke behauen wurden, konnten wir nur einen kurzen Blick werfen, da sich ein Hagelschauer in atemberaubender Geschwindigkeit näherte und schon als lautes Trommeln auf den Blechdächern der Umgebung zu hören war.
Wir flüchteten uns in ein nahes Resto und hatten ein super leckeres Almuerzo. Schöner Silvesterausflug!

Weihnachten in La Paz

Wir hatten es also noch rechtzeitig vor Weihnachten nach La Paz geschafft und wurden beim Einkauf für das Weihnachtsessen angenehm überrascht. Der Hipermaxi konnte mit leckerem Käse, Schinken, Salami, Humus, Wein und sogar Earl Grey-Tee aufwarten und die kleine Tienda um die Ecke vom Campingplatz hatte sogar Baguettebrötchen zu bieten. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland. An Weihnachten wurde dann Rinderfilet gegrillt und wir tafelten alle gemeinsam. So lecker hatten wir schon lange nicht mehr gegessen. Marcos und Arawi, die Besitzer des Campingplatzes, brachten uns sogar noch Plätzchen zum Nachtisch vorbei.
Leider ging die Bescherung etwas in die Hose.
Wir hatten ja nicht viel Zeit uns um Geschenke für die Kinder zu kümmern. Dummerweise war der noch am 24.12. für Lasse erstandene Superhelden-Kopfhörer zu klein und auch der Download seines heiß ersehnten Switch-Spiels wollte nicht gelingen. Das endete in bitteren Tränen.
Am nächsten Morgen klappte zum Glück der Download und die Stimmung war schon sehr viel besser. Nach den Feiertagen wurde dann ein neuer Kopfhörer besorgt und Weihnachten war gerettet.
Ansonsten wurden Reifen gewechselt, das Fahrzeug von innen geputzt und so manche andere Kleinigkeit erledigt.
So kam es, dass wir nach 5 Tagen in La Paz quasi noch nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir erfuhren von einem Deutschen, der schon sehr lange in La Paz lebt und Stadtführungen veranstaltet. Mit ihm fuhren wir mit der Seilbahn über und durch die Stadt, die sich bis zum Horizont vor uns ausbreitete. Wir besuchten den Hauptplatz und den Hexenmarkt. Dort kann man von Kräuter über Tinkturen und Lamaföten alles kaufen was man als Schamane so braucht. Flo hat sich mit Kräutersalbe für seinen Rücken eingedeckt und vor uns lies sich ein Pärchen einen Neujahrs-Opferteller zusammenstellen. Nachdem wir bezahlt hatten, wurden wir mit einer gut riechenden Essenz besprüht um uns zu „reinigen“. Weiter ging es vorbei an Handwerksständen, wo wir einige Mitbringsel ergatterten. Dann mussten wir die Führung leider abbrechen, weil sich Mara zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben musste. Vermutlich hat sie vom hiesigen Leitungswasser einen Schluck genommen. Das ist als Trinkwasser allerdings nicht zu verwenden.
Dann kam der Tag des Abschieds. Familie Noak war schon am 27.12. Richtung Cochabamba abgereist und Dunja und Rainer wollten am 30.12. losfahren um möglichst schnell um Santa Cruz herum zu kommen.
Am 28.12. wurde nämlich der Gouverneur von Santa Cruz verhaftet und nach La Paz überführt. In Santa Cruz führte das zu Straßenkämpfen und Blockade beider Flughäfen. Als „gebrannte Kinder“ wollten die beiden nach ihrer Peruerfahrung nicht schon wieder in Bolivien festsitzen, wo sie sich gerade durchgerungen hatten ihre ursprüngliche Reiseroute aufzugeben und stattdessen nach Brasilien zu reisen.
Wir verabschiedeten uns von den beiden supernetten Architekten und waren sehr traurig nun Silvester alleine auf dem Campingplatz verbringen zu müssen. Aber das Schicksal hatte andere Pläne für uns alle.

Zunächst einmal erkundigten wir uns nach dem Verbleib unserer Wasserpumpe. Wir hatten eine Paketankündigung für den späten Nachmittag des 30.12. bekommen, aber im Tracking war seit dem 28.12. kein neuer Eintrag vorhanden. Marcos rief für uns bei UPS an und wir erfuhren, dass das Paket zwar schon in La Paz eingetroffen sei, jedoch erst noch durch den Zoll müsse. Das dauere mindestens einen Tag und da der Zoll am Wochenende nicht arbeitet – heute war Freitag!- und noch dazu der Neujahrsfeiertag auf den Montag verlegt wird, was immer dann gemacht wird, wenn Feiertage auf ein Wochenende fallen…können wir unser Paket frühestens am Dienstag, den 03.01. abholen. Es war also klar, dass wir noch ein paar Tage alleine auf dem Campingplatz ausharren mussten. Frust!
Als ich mich gerade ärgern wollte, meinte Marcos, dass wir aber nicht alleine sein werden, denn Dunja und Rainer wären schon auf dem Rückweg zu uns. Der Geldautomat am Hipermaxi hatte ihre Kreditkarte gefressen… Die beiden haben das bestimmt absichtlich gemacht weil sie uns so nett fanden und einen Vorwand suchten um mit uns Silvester zu feiern…
Kurz darauf bezogen sie wieder ihren alten Stellplatz und nachdem Marcos versucht hatte telefonisch die Bank zu erreichen, brachen Dunja und ich zum gemeinsamen Frustshopping auf. Wir kamen zwar mit völlig anderen Dingen zurück als die, für die wir losgezogen waren, aber das Silvesteressen war gesichert.

Über die Berge nach La Paz

Bis La Paz waren es immernoch 360km. In europäischen Maßstäben ein Klacks. Allerdings galt es einen 4650m hohen Pass zu überqueren und das mit der nötigen Aklimatisation, denn immerhin liegt La Paz auf 3600m Höhe. Immerhin war die Straßen größtenteils geteert. Allerdings mit vielen Schlaglöchern. So kamen wir auch diesmal nur langsam voran und rüttelten den Bus ziemlich durch. Eine Strapaze, den zumindest unser Gemüse nicht überlebte. Dafür war die Landschaft toll. Wir fuhren durch grüne Schluchten und fanden einen natürlichen Pool um uns zu erfrischen. Das war nach 4 Tagen auf Achse auch schwer nötig. Dann schraubten wir uns in die Höhe und steuerten eine Tankstelle auf 3150m als Nachtlager an. Dort trafen wir Marco und Magda wieder und hatten einen tollen Spieleabend in unserem Bus.

Nun fehlten nur noch 60km bis La Paz und unser Bus tuckerte gemachlich über den Pass. Wir saßen viele Mountainbiker, die die alte Straße nach La Paz, die Deathroad, in Angriff nahmen. Wir waren froh über die gut ausgebaute neue Straße. Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir die Ausläufer von La Paz und steuerten erstmal eine Autowäscherei an. Vier schrubbten 4 Mann eine Stunde lang unseren Bus. Die Durchquerung von La Paz dauerte nochmal eine Stunde und so kamen wir gegen 12 Uhr an unserem Campingplatz an. Dort standen unsere Freunde – die Noaks und gegen Abend kam noch ein anderes deutsches Pärchen (Dunja und Rainer) an. Die beiden hatten Peru auf die harte Tour verlassen – vorbei an den Straßensperre, im Zickzack über die Berge…Hellas! Jetzt kann Weihnachten kommen.

2 Grenzen an einem Tag oder Matschstraßen zur Regenzeit

Wir verließen Puerto Maldonado als gerade die Sonne über dem Rio Madre de Dios aufging und heizten was das Zeug hielt Richtung brasilianische Grenze, vorbei an den beiseite geräumten Straßensperren. Gegen 9 Uhr morgens kamen wir an der Grenze an und hatten das Prozedere in einer knappen Stunde durchlaufen. Auf brasilianischer Seite verstand man zwar unser Spanisch, aber antwortete in portugiesisch. Immerhin konnte einer der Grenzer etwas Englisch. Jetzt ging es über eine ziemlich durchlöcherte Teerstraße weiter zur 100km entfernten Grenze zwischen Brasilien und Bolivien. Aufgrund der Zeitgrenze, die zwischen Peru und Brasilien/Bolivien verläuft, war es 13 Uhr (anstelle 12 Uhr) als wir dort eintrafen. Natürlich war gerade Mittagspause und außerdem WM-Finale. Also gingen wir in ein Resto und bekamen noch die letzten 30 Minuten des Spiels mit. Das Durchlaufen der Grenze mit Autoaus- und Einfuhr war wieder in 1,5 Stunden erledigt. Wir holten noch kurz Geld am Automaten und versuchten vergeblich eine neue Simkarte zu bekommen und verließen Cobija gegen 16 Uhr. Unseren vorherigen Erkundigungen nach erwartete uns nun 800km Erdstraße bis Rurrenabaque und die Wettervorhersage kündigte für die nächsten beiden Tage Regen an – war ja auch Regenzeit. Unter normalen Umständen hätten wir diese Route nicht gewählt, aber es waren nun eben mal keine normalen Umstände…Wir fuhren bis sonnenuntergang um möglichst viel trockene Strecke zurück zu legen und das Risiko zu versumpfen zu minimieren und kamen noch 100km weit. Wir übernachteten an der Strecke vor dem Haus einer Familie und kaum, dass wir standen setzte der Regen ein.

Am nächsten Morgen waren wir wieder zum Sonnenaufgang abfahrbereit und zuckelten im Nieselregen los, vorbei an einem stecken gebliebenen LKW. Inzwischen war der Untergrund nämlich schon etwas aufgeweicht und man fuhr durch wadentiefen Matsch. Gegen 9 Uhr frühstückten wir in Puerto Rico (100km in 3 Stunden) und erkundigten uns nach dem Zustand der Straße bis zur Abzweigung im 200km entfernten El Triangulo. Angeblich sollte man die Strecke in 4 Stunden schaffen. Tatsächlich war hier schon ein Teil der Straße ausgebaut worden und wir rauschten ein Stück weit auf einer Autobahn durch den Dschungel. Tatsächlich brauchten wir „nur“ 4 Stunden bis El Triangulo, wo wir gegen 14 Uhr zu Mittag aßen. Hier war die Straße zum Glück schon so weit ausgebaut, dass bis zum Sonnenuntergang nur so dahinrauschen konnten. Einen letzten Adranalinkick gab es als die Straße plötzlich wieder zur Baustelle wurde und wir die 2m tiefer liegende alte Straße als Alternativroute fahren mussten. Durch den Regen, der den ganzen Tag gefallen war, stand hier das Wasser und wir waren heilfroh als wir diesen abschnitt wieder verlassen konnten und wieder auf die fertige Straße einbiegen durften. Als es dunkel wurde, parkten wir wieder vor dem Haus einer Familie und fielen todmüde nach 13 Stunden Fahrt und 450km Tagespensum ins Bett. bis Rurrenabaque waren es nur noch 260km und wir hofften, dass der Rest der Strecke so gut ausgebaut war, wie dieletzten 20km.

Weit gefehlt! Nach ca. 20km wurde die Strecke wieder zur Baustelle und wir mussten einen Abschnitt passieren, bei dem der Untergrund noch nicht verdichtet war und der aus bestem Schlamm bestand. Der Buss schlingerte nur noch von links nach rechts und es grenzt an ein Wunder, dass wir nicht stecken geblieben sind, wie diverse LKWs, die wir passierten. Zum Glück wurde der Untergrund irgendwann besser und wir schafften es zu einem späten Frühstück(um 11 Uhr) an die Laguna Brava bei Santa Rosa de Yacuma. Dort sollte es rosa Delfine zu sehen geben, aber wir erfuhren, dass sie sich erst am Nachmittag zeigen. Soviel Zeit hatten wir nicht, schließlich war für diesen Tag noch mehr Regen vorher gesagt und wir wollten möglichst weit kommen. Trotzdem sahen wir noch Tiere auf dem Weg: Tukane, Caimane und Wasserschweine.
Straßenmäßig wurde es immer besser und kurz vor Rurrenabaque hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Wir genossen ein gemeinsames Mittagessen mit Magda und Marco, bevor die beiden sich von uns verabschiedeten um möglichst zügig nach Chile zu kommen. Wir fuhren auch noch ein Stückchen und wollten in Yucumo vor einer Autowerkstatt parken. Als wir den Besitzer fragten ob das in Ordnung wäre, hat dieser uns eingeladen auf seinem Hof zustehen und hat extra für uns ein Auto umgeparkt. Er bot uns auch seine Sanitäranlagen an und brachte uns ein paar Orangen. Wir waren überwältigt von dieser Gastfreundschaft.

Gefangen im Paradies

Nachdem wir ausgeknobelt hatten woher wir eine Wasserpumpe bekommen und wie wir diese zu uns schicken lassen könnten, erreichte uns die Nachricht, dass die Zufahrtsstraße nach Puerto Maldonado gesperrt ist. Der peruanische Präsident hatte vor 1 Woche versucht das Parlament aufzulösen. Daraufhin wurde er vom Parlament seines Amtes enthoben und in U-Haft genommen. Bisher war es im Land noch recht ruhig geblieben, aber nun startete die Protestwelle. Castillo hat besonders im südlichen Bergland viele Anhänger und diese zeigen ihren Unmut mit Strassensperren. Puerto Maldonado hat zwei Straßenverbindungen. Eine ins Gebirge und eine in den brasilianischen Dschungel. Beide waren dicht und die Zahl der Straßensperren wuchs täglich. Richtung Puno lagen ca. 6 Blockaden vor uns, Richtung Brasilien „nur“ 2. Wir erfuhren über unsere Overlander-WhatsApp-Gruppe von einem holländischen Pärchen, das ebenfalls in Maldonado festsaß und nahmen zu ihnen Kontakt auf. Die beiden hatten versucht aus Maldonado wegzufahren, waren aber nach 100km von den Protestierenden zum Umkehren gezwungen wurden. Wir saßen mit Magda und Marco also fest und die Pumpe konnte auf dem Landweg auch nicht nach Maldonado kommen. Wir kümmerten uns also um Beschaffung in Deutschland und Versand per UPS nach Bolivien – wo wir ja eigentlich als Nächstes hinwollen. In Maldonado waren in kurzer Zeit keine Touristen mehr zu sehen. Wer konnte, hatte sich ausfliegen lassen. Immerhin war der Flughafen in Maldonado noch nicht blockiert, wie z.B. der in Arequipa und Cusco. Flo nutzte die Gelegenheit um noch zweimal Angeln zu gehen und seinen prächtigen Fang verwandelte Blanca in köstliche Mittagessen für alle Anwesenden.

Wir verfolgten täglich die Situation auf den Straßen und hofften auf ein Ende der Proteste, das sich jedoch nicht abzeichnen wollte. Die Entscheidung Castillo nicht aus der U-Haft zu entlassen und auch keine vorgezogenen Wahlen stattfinden zu lassen, befeuerten das Ganze nur noch. Nach ca. 1 Woche Rumgammelei erfuhren wir über die Polizei, dass für die nächsten zwei Tage eine Aufhebung der Straßensperren in Richtung Brasilien stattfindet. Maldonado musste ja auch mal wieder mit Gütern versorgt werden. Wir verabredeten unsere Flucht für den nächsten Tag, ein Sonntag, zu Sonnenaufgang. Also schnell nochmal Lebensmittel auf dem Markt einkaufen. Die Auswahl dort war schon ein kleinwenig eingeschränkt und die Waren fast doppelt so teuer. Als ich mit Magda einen Supermarkt suchte, hatte erst der dritte geöffnet, aber immerhin hatten wir bald alles was wir brauchten beisammen und waren zur Abfahrt gerüstet.

Puerto Maldonado

Nach der langen Zeit im Hochgebirge mit den kargen Landschaften, freuten wir uns auf das üppige Grün der Selva. Auf der Hinfahrt nach Puerto Maldonado haben wir eine Indigena ein Stück weit im Bus mitgenommen. Als Dank hat sie uns Baumtomaten aus ihrem Garten geschenkt. Auf der Zielgeraden wurden wir dann noch von einem Tropensturm willkommen geheißen, der einige Bäume auf die Fahrbahn geweht hat und wohl auch mit schuld war an einem Frontalzusammenstoß eines Tanklasters mit einem Pkw, der zumindest für die Insassen des Pkw nicht gut ausging.
Pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unseren Stellplatz bei der Villa Hermosa und die Kinder sprangen gleich in den großen Pool. Tag gerettet!
Die folgenden Tage unternahmen wir einige Dschungelexkursionen, unter anderem zur Lagune Sandoval, zur Chuncho-Lehmlecke für Papageien, einer Canopytour in den Baumwipfeln und einen Angelausflug für Flo.
Wir haben wahnsinnig viel Tiere gesehen, darunter zwei verschiedene Affenarten, viele seltene Vögel, Aras und sogar zwei Caimane. Flo hat einen riesigen Catfisch geangelt, den er aber wieder frei lies, weil er nicht schmeckt. Der Fischer hat uns allerdings zwei riesige Türen Orangen geschenkt, die von der Plantage seiner Oma stammen. Sehr lecker.

Leider hat in Puerto Maldonado unsere Wasserpumpe den Geist aufgegeben. Sie machte schon seit ein paar Tagen komische Geräusche, aber nun ging nichts mehr. Das heißt, wir haben trotz voller Tanks kein Wasser zur Verfügung. Wir versuchen eine neue Pumpe aufzutreiben und hoffen, dass das Erfolg haben wird.

Bergetappe – Alpakaland

Heute war wieder mal ein Fahrtag. Auf unserem Weg in den Dschungel mussten wir gleich zweimal über Pässe mit 4800m Höhe. Die Hälfte der Strecke auf Schotterpiste, aber in wunderschöner Landschaft und vorbei an Lamas, Alpakas, Vikunias und Schafen.
Inzwischen können wir Lamas, Alpakas und Vikunias soger auseinander halten.

Wir sind früh aufgewacht. Flo sogar vor Kälte. Er hat um ca. 4 Uhr die Heizung im Bus angemacht. Es muss draußen unter Null Grad gewesen sein, da sich an den Scheiben Eisblumen gebildet haben. Wir brachen früh auf zu unserem mächsten Fahrtag auf dem Altiplano, meistens auf 4000m Höhe. Wir haben die relativ neue 3S bis Llalli genommen. Das war recht abenteuerlich, weil sie nur 1-spurig ist und es neben dem Teerbelag beidseitig meist ziemlich abschüssig ist. Einmal mussten wir einem großen LKW ausweichen, was Millimeterarbeit war und jeder Menge guten Willens bedurfte. Glücklicherweise kam uns auf dem ca. 50 km langen Streckenabschnitt sonst nur sehr wenig Verkehr entgegen.
Danach war in der Stadt Ayaviri die Durchgangsstraße komplett mit Erdhaufen blockiert und wir mussten uns durchfragen um die Umfahrung heraus zu finden. Beim Auskundschaften des Weges bin ich ein bisschen gerannt, aber man glaubt ja gar nicht wie schnell man auf 4000m außer Puste ist. Ich habe die Frauen-Fußballmannschaften beneidet, die wir dieses Wochenende auf dem Altiplano haben spielen sehen. Aber die sind diese Höhe ja auch gewöhnt. Bei Flo, Lasse und mir machten sich dagegen heute leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Bevor es jedoch in tiefere Gefielde gehen konnte, mussten wir noch einmal über einen 4873m hohen Pass. Danach haben wir auf 4400m Höhe in Mazuco(Hauptstadt der Alpakas) zu Mittag gegessen. Gerade als wir in den Ort einfuhren fing es an zu hageln. Am Hauptplatz parkte vor uns ein Pickup mit Lamas drauf – zu süß- und denen schien der Hagel nichts aus zu machen. Zum Glück hörte der Hagel schnell wieder auf und wir konnten ohne Probleme weiter fahren. Auf der Carretera Interoceanica ging es einen wunderschönen, grünen Canyon hinab bis zu unserem Stellplatz auf 2500m Höhe.

Colca Canyon

Als ersten Stellplatz haben wir uns die Baños Thermales de Chacapi ausgesucht. Deren Besuch haben wir uns allerdings für den nächsten Morgen aufgehoben, da dann nicht so viele Touristen da sind. Es war herrlich in den glasklaren, ca. 35-40°C warmen Becken einzuweichen und die phantastische Aussicht zu genießen. Nach dem Bad haben wir eine Rundwanderung zu den Ruinen von Uyo Uyo, den Grabhöhlen von Shininea, einer Hängebrücke und dem amphitheaterähnlichen Hängen des Canyons gemacht. Die Kinder merkten die Höhe beim Wandern – wir waren immerhin auf ca.3500m Höhe. Da mussten wir nach unserer Rückkehr zum Bus gleich nochmal ins Thermalbecken springen. Wunderbar wohltuend!
Danach sind wir noch weiter zum Mirador Cruz del Condor gefahren.

Wir kamen gegen 17 Uhr an und haben uns sehr gefreut dort den Truck der Noaks stehen zu sehen.
Hergekommen sind wir wegen der Condore, die hier angeblich abends zwischen 16:30 und 18 Uhr und morgens zwischen 8 und 10 gesichtet werden können und natürlich wegen der tollen Aussicht in den zweittiefsten Canyon der Welt. (Der tiefste liegt gleich neben an – der Canyon de Cotahuasi – mit nur wenigen Metern mehr Tiefe). Bei unserer Ankunft kreiste ein Condor in weiter Ferne. Da es auf der Höhe von 3750m schon empfindlich kalt wurde, haben wir uns nicht sehr lange draußen aufgehalten und uns stattdessen nach dem Abendessen mit den Noaks in unserem Bus verabredet.
Die Nacht über packten wir uns in dicke Decken ein denn die Außentemperatur fiel auf 2°C. Der Sternenhimmel war übrigens überwältigend.
Am nächsten Morgen hatten wir mehr Glück mit den Condoren. Gleich zwei flogen direkt über uns hinweg, weitere flogen in größerer Entfernung vorbei.

Der Weg zum Colca Canyon

Schon bei unserer Abfahrt an unserem Aklimatisierungsstop haben wir von Ferne den Vulkan Sabancaya beim Spucken von Rauchwölkchen bewundern können. Auf der gesamten Fahrt in den Canyon, konnte man ihn immer wieder sehen. Die Fahrt führte über eine wunderschöne Hochebene mit Vicunyas und einer alten Bahnlinie zu verstreut liegenden Minen.

Noch bessere Sicht hatten wir allerdings am Mirador de los Volcanos auf 4850m Höhe, einem Bergpass auf dem Weg in den Colca Canyon. Dort sieht man alle Vulkane der Umgebung und es sind Tafeln mit ihren Namen und Höhen aufgestellt.
Allerdings war es auf der Höhe des Miradors sehr windig und kalt, so dass wir schnell den Pass überquerten und hinab in den Canyon gefahren sind.

Arequipa

Nach der langen Wüstenstrecke hatten wir gehofft, dass Arequipa etwas grüner wäre, aber die Landschaft ist immer noch karg. Wir haben uns auf einen Campingplatz gestellt und die Stadt erkundet und ein paar kleine Reparaturen am Bus vorgenommen. Den letzten Abend haben wir wieder mal gemeinsam mit den Noaks verbracht, unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht und darauf mit einem Pisco Sour angestoßen. Heute stand dann noch Ölwechsel und Autowäsche auf dem Programm. Jetzt sind wir fit für die Berge.

Küstenwüste

Zwischen Nasca und Arequipa liegen ca. 750km Wüste. Die Küstenstrasse führt durch eine unwirkliche Landschaft mit dem blauen Pazifik auf der einen Seite und direkt daran anschließend Dünen und Felsen, auf denen nicht mal Kakteen waschsen. In großen Abständen gibt es kleine Canyons und das Wasser, was hier uas den Bergen ankommt, verwandelt einen kleinen Bereich in eine Oase.
In der ersten Oase werden Oliven angebaut, die entlang der Straße zum Kauf angeboten werden. Die zweite Oase hat sogar so viel Wasser, dass hier Reis kultiviert wird. Absurd, Reis in der Wüste!
Ansonsten kilometerlang nichts als Sand. Umso erstaunter sind wir, als wir auf Radfahrer und sogar einen Jogger treffen.
Eine Nacht verbringen wir am Meer bei Puerto Inka, wo es ein recht verlassenes Hotel gibt, in dem ausser uns noch 3 Mountenbiker logieren und wo wir ein leckeres Abendessen bei traumhaftem Sonnenuntergang einnehmen. Dort gibt es auch frei zugängliche Ruinen einer alten Inkasiedlung, die ich kurz erkunde. Am Strand sehen wir dann einen Pelikan, der seine Flügel trocknet. Wie wir später erfahren, ein Exemplar, das vermutlich der Vogelgrippe zum Opfer fällt, die hier gerade Perus Küstenvögel dahinrafft.
Eine zweite Nacht verbrachten wir an der Tanke eines kleinen Dörfchens mit Fischfabrik.
Landschaftlich war der Abschnitt interessant, aber wir merken, dass wir uns jetzt wieder nach Grün sehnen.