Iguazu

Das Wetter bessert sich und wir kommen bei Sonnenschein in Puerto Iguazu an. Der nächste Tag soll auch schön sonnig werden und so schlagen wir um 8:30 morgens am Kassenhäuschen auf und kommen noch vor dem großen Ansturm rein. Wir beschließen mit dem unteren Rundgang zu beginnen und haben diesen fast für uns alleine. Die Kinder bitten wir sich sehr große Wasserfälle vorzustellen und dann sollen sie schauen inwieweit sich ihre Vorstellung mit der Realität deckt. Wir sind alle überwältigt als wir die Wasserfälle dann tatsächlich vor uns sehen. Wahnsinn wie das braust und tost… und es ist natürlich noch größer als es sich die Kinder vorgestellt haben. Teilweise zaubert die Sonne sogar einen Regenbogen vor die Wasserfälle.

Wir nehmen dann die Parkbahn und lassen uns zum Garganta del Diablo (=Teufelsschlund) chaufieren. Die Stege, über die wir laufen, sind erst vor einiger Zeit wiederhergestellt worden und wir sehen überall die Rest der vorherigen Anlage. Ein Hochwasser hatte alles weggerissen. Der Rio Parana ist hier so breit, dass wir bestimmt eine Viertelstunde laufen, bis wir an der Stelle ankommen, wo das Wasser in der Felsspalte verschwindet. Es ist sureal und unheimlich Beeindruckend. Man kann richtig sehen wie sich Wolken bilden.

Auf dem Rückweg liegt das Augenmerk auf der Fauna. Die Kinder finden es toll wieviele Schmetterlinge hier herumfliegen und versuchen möglichst viele davon auf ihren Händen mit zu transportieren. Außerdem sehen wir noch Affen, Nasenbären, einen riesigen Surubi-Wels (bestimmt 1,20m lang), einen Tucan und ein kleines Mara 🙂

Und weil der Tag bis jetzt so gut geflutsch hat, fahren wir auch noch über die Grenze nach Brasilien.

San Ignacio

Eigentlich wollten wir in den Nationalpark Ibera fahren, aber seit wir Bella Vista am 01. Mai verlassen haben schüttet es aus Eimern. Man denkt immer, das kann ja nicht den ganzen Tag so weiter gehen, aber doch… es kann. Daher werden wir am Portal San Nicolas auch nicht eingelassen. Die Wege sind zu aufgeweicht und nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu befahren. Als Alternative wollen wir uns die Herstellung von Artesanias angucken, aber auch dort stehen wir vor verschlossenen Türen und kommen völlig durchnäßt nach einer halben Stunde wieder am Bus an. Soll wohl nicht sein. Also weiter Richtung Iguazu. Nur dumm, dass die Schlechtwetterfront die gleiche Idee hat und sich das Wetter nun für ca. 10 Tage nicht ändern soll.

Wir machen Station in San Ignacio um die Ruinen der ehemaligen Jesuitenmission zu besuchen. Das geht zur Not auch im Regen. Aber wir haben Glück und erwischen eine Regenpause von 2 Stunden, in der wir alles angucken können. San Ignacio ist die am besten erhaltene Jesuitenmission und inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wurde 1696 am jetzigen Standort erbaut und in der Hochzeit um 1730 lebten hier bis zu 4.000 Menschen (Jesuiten und Guarani). 1767 mussten die Jesuiten die Mission aufgeben, als sie von den Spaniern vertrieben wurden. Es macht Spaß durch den Urwald zu streifen und die Ruinen zu erkunden.

Danach geht es weiter nach Purto Rico, einem kleinen Dorf, in dem wir mal wieder unseren Kühler flicken lassen. Der Ausbau geht inzwischen flott von der Hand und der Campingplatzbesitzer ist super hilfsbereit und fähtr Flo mit dem Kühler zur Werkstatt seines Vertrauens. Am nächsten Morgen haben wir den Kühler zurück und können weiter fahren.

Rio Paraná

Entlang des Rio Paraná tingeln wir gen Norden. Die Landschaft ist wunderbar grün und der Fluss schlängelt sich mächtig zwischen Wiesen dahin. Wir machen immer wieder Pausen zum Angeln und Seele baumeln lassen. Dabei kommen wir durch Villa Urquiza, Esquina, Goya und Bella Vista.

In Goya findet am letzten Wochenende im April die Weltmeisterschaft im Surubi-Angeln statt. Der Surubi ist ein großer Wels. Es sind 1154 Boote mit jeweils 3 Anglern gemeldet und zum Rahmenprogramm zählen diverse Konzerte und ein Rummel.
Diesen Tipp hatte Flo von dem Angler bekommen, mit dem er in Esquina angeln war. Um beim Fest zuzuschauen, nehmen wir sogar einen großen Umweg in Kauf, da die Brücke zwischen Esquina und Goya seit Wochen gesperrt ist. Die „Abkürzung“, die wir nehmen wollen, entpuppt sich mal wieder als Waschbrettpiste und wir brauchen für 100km mal wieder mehr als drei Stunden. Zum Glück wird der Fahrbahnbelag danach wieder besser und wir können auf einer nagelneuen Piste dahinbrausen.
Kurz nachdem wir auf dem Campingplatz angekommen sind, beziehen drei Angelteams aus Bovril neben uns Quartier. Sie haben ihre 3 Boote, ein Schlagzeug und ein ganzes Schwein für den Grill dabei und feiern was das Zeug hält. Die Truppe bleibt nur zwei Tage um dann in ein anderes Quartier umzuziehen. Als es uns schon fast zu ruhig wird, findet im Vereinshaus des Campingplatzes eine Feier eines hiesigen Angelvereins statt. Selbstverständlich mit Livemusik! Wir genießen unser überschaubar deutsches Grillgut bei wunderbarer Musik.
Und dann kommt der große Tag des Wettbewerbs. Samstag gegen 15 Uhr werden die Boote vom Stapel gelassen und brausen am Strand von Goya vorbei. Es dauert eine halbe Stunde bis alle Boote vorbeigezogen sind. Die Meisten sind mit Fahnen geschmückt. Eines treibt mit Motorproblemen an uns vorüber. Bei einem anderen ist die Mannschaft eifrig am Wasser schöpfen. Wir wünschen allen Glück. Geangelt wird die ganze Nacht hindurch bis 8 Uhr morgens – verteilt auf 15 Sektoren südlich von Goya. Zum Wachbleiben schwört man hier auf Mate-Tee.
Leider hat keines der uns bekannten oder auf dem Campingplatz stationierten Teams den großen Fang gemacht. Es locken Prämien im Wert von 3 Mio. Pesos (ca. 60.000€). Es gibt eine Preis für den größten Surubi und einen für das Team mit den meisten Fängen.
Als wir zur Mittagszeit von Goya Abschied nehmen, fährt ein Boot mit jubelnden Anglern in einem schicken neuen Boot vorbei. Einem älteres Boot haben sie im Schlepptau. Wie sich später heraus stellte, handelte es sich tatsächlich um die Gewinner.

Rosario

Wir machen Station in Rosario – Geburtsstadt von Che Guevarra, Messi und der Nationalflagge Argentiniens. Dort legen wir einen „Kindertag“ ein und erkunden die Isla de los inventos (Insel der Erfindungen) im ehemaligen Bahnhof von Rosario. Es gibt verschiedene Stationen an denen die Kinder kreativ werden können, z.B. beim kreieren von Gedichten, beim Malen, Zeichnen, Stempeln, Drucken, Papierschöpfen, Puppentheater, Bearbeiten metallener Herzen, etc. und in der alten Gepäckaufbewahrung kann man nun „Ängste“ ablegen. Dieser Kreativtag wurde mit einem Abendessen bei McDonald’s beschlossen. Die Kinder waren glücklich.
Ganz in der Nähe des Busses fand ein Konzert statt bei dem eine Sängerin und ein Sänger von Klassik bis Pop bekannte Stücke zum Besten gaben.
Am nächsten Nachmittag wummerte aus den Hallen neben unserem Bus argentinischer Ska- und Punk und Lasse bestaunte einen Mann mit Irokesenfrisur.
Wir besuchten das Flaggendenkmal und Flo ging zum Angeln. Abends waren wir zum Essen beim Angelguide und seiner Familie eingeladen. Wieder ein herrlicher Abend an dem wir viel über Argentinien und seine unheimlich netten Landsleute erfahren haben.

Äpfel zu Ostern und Fegefeuer

Ob ich die hiesigen Äpfel schon probiert hätte, fragt mich Karen, eine Mutter von drei Kindern auf dem Spielplatz des Campingplatzes Fortin Lagunita in Ingeniero Huergo. „Noch nicht.“, antworte ich, „aber wir holen uns auf der Weiterfahrt welche am Straßenrand.“ Schon bei der Fahrt hierher säumten überall Apfel- und Birnenplantagen die Straße und da gerade Erntezeit ist, werden an den Straßenständen 3kg Äpfel für umgerechnet etwas mehr als ein Euro verscherbelt.

Karen besteht darauf, dass ihr Mann oder ihre Mutter, die beide auf den Plantagen arbeiten, noch heute eine Tüte Äpfel für uns vorbeibringen. Geld will sie keins dafür. Ich eile jedoch in den Bus um wenigstens etwas Tauschware zusammen zu suchen. Und so übergebe ich ihr kurz darauf Buntstifte für ihre 3 Kinder und Kleidung, aus der unsere beiden rausgewachsen sind. Sie lädt mich zu den anderen Frauen an den Tisch ein und ich muss Torta fritta (frittierter Empanadateig ohne Füllung) und Mate-Tee probieren. Es ist das erste Mal, dass ich Mate-Tee trinke und ich weiß noch nicht, dass man den nicht bis zum letzten bitteren Tröpfchen austrinken muss, was ich jedoch tapfer tue.  Dann müssen dringend noch Fotos gemacht werden von Kindern und Frauen und dann fährt der ganze Trupp wieder nach Hause und Karen verspricht mir, dass ihr Mann morgen noch die Äpfel vorbeibringen wird. 

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter fahren, aber der Campingplatz ist so schön und Flo hat Spaß am Angeln am Fluß gefunden, dass wir noch bleiben. Als ich nachmittags an der Administration unseren Aufenthalt verlängere, frage ich ob zufällig jemand eine Tüte Äpfel für uns abgeben hätte. „Nein, niemand. Aber wenn ihr welche wollt, kann mein Mann heute Abend welche mitbringen. Der arbeitet auf der Plantage.“, antwortet die nette Campingplatzbesitzerin.

Da ich nicht mehr damit rechne, dass Karen ihr Wort hält, sage ich, dass ich mich über ein paar Äpfel freuen würde. 

Spät am Nachmittag kommt Karen dann doch noch vorbei und überreicht mir eine Tüte mit 3kg Äpfel. Ihre Tochter trägt Maras Schlafanzug :).

Kurz darauf kommt auch der Campingplatz-Besitzer und lädt eine 10Kilo-Kiste mit Äpfeln neben unserem Bus ab. „Regalo“ – Geschenk!

Uiuiui, da haben wir jetzt aber genug Äpfel. Ich mache mich gleich ans Apfelmus kochen und schaffe zumindest schon mal die 3kg von Karen zu verwerten.

Man steht hier also zu seinem Wort.

Das merken wir auch am nächsten Tag. Der Campingplatzbesitzer war bis spät in die Nacht mit Flo angeln und hat uns für Samstagabend (Ostersamstag) zum Grillen eingeladen. Als um 18:30 Uhr noch nichts von Grillen zu sehen ist, essen wir schon mal ein kleines Abendbrot.

Kurz darauf werden wir jedoch hinters Administrationshäuschen gerufen, wo schon eine Rinderrippenhälfte vor einem amtlichen Feuer bruzelt. Der Grill ist begehbar und nicht zu vergleichen mit unserem winzig anmutenden Webergrill zu Hause. Kurz darauf werden noch Würstchen dazu gelegt und uns dämmert langsam, dass unser Brot allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird. Um 22:30 wird dann gegessen. Für Argentinien keine unübliche Zeit. Wir haben sogar schon wieder Hunger oder zumindest Appetit. Es tauchen auf einmal weitere Familienmitglieder und Freude auf und wir sind an die 25 Personen. Es ist lecker und wir freuen uns so herzlich aufgenommen zu sein.

Nebenbei erfahren wir, dass es 10 rote Apfelsorten und 4 grüne gibt, die hier angebaut werden und bekommen eine Einladung zur Besichtigung der Birnenverarbeitung. Die Besichtigung scheitert allerdings an unserem Unvermögen dort zu einer Zeit außerhalb der Mittagspause aufzutauchen.

Wir werden anderntags noch mit allerlei Ostergeschenken (Mate-Tee-Gefäß, Bombita, Kekse) überhäuft und sind überwältigt von der Warmherzigkeit der Leute hier.

Nordpatagonien

Das nächste Ziel unserer Reise war die Hippie-Hochburg El Bolson, was wir an einem sehr verregneten Tag erreichten. Daher waren auch nicht so viele Stände auf dem Markt anzutreffen. Nachts wurde es empfindlich kalt und für die kommenden Tage waren mehr Regen und sogar Nachtfrost angesagt. Daher entschieden wir, so schnell wie möglich, in wärmere Gefielde weiter zu fahren – also gen Norden. Die Berge hatten über Nacht eine leichte Schneedecke bekommen. Bis Bariloche und kurz dahinter war die Landschaft noch wunderbar, aber bald wich die bewaldete, mit grünblauen Flüssen durchzogene, Landschaft wieder der öden Steppe. Das Auge hat hier nicht viel um sich daran fest zu halten und so brausten wir nach Neuquen. Die Stadt ist relativ groß, hat viele Bars und tolle Geschäfte und wir beschlossen ein paar Tage in der Gegend zu bleiben.

Nationalpark Los Alerces

Im Nationalpark Los Alerces verbrachten wir einige herrliche Tage. Das war mal Urlaub vom Reisen. Ohnehin haben wir uns vorgenommen uns jetzt mehr Zeit zu lassen. Während der letzten Monate reihten sich die Erlebnisse in sehr dichter Folge aneinander und wir wollten das südliche Patagonien noch im März erreichen, da ab April das Wetter dort unten rau und kalt wird und viele Nationalparks schließen. Quasi ab dem Wendepunkt unserer Reise in El Calafate haben wir uns von diesem Zeitdruck frei gespielt. Auch mental brauchten wir mal eine Pause um die ganzen Erlebnisse wieder verarbeiten zu können. Also lassen wir uns jetzt einfach mehr Zeit.
Von Esquel aus fuhren wir zuerst an den südlichen Eingang des Nationalparks Los Alerces. Dort kamen wir allerdings durch zwei Stops zum Angeln so spät an, dass sich ein Besuch am selben Tag nicht mehr rentierte. Der Parkeintritt beträgt nämlich 35€ für uns vier und man kann im Südteil nicht campen. Also bezogen wir am letzten Campingplatz vor dem Park Quartier und wollten den Park am nächsten Tag erkunden. Allerdings war der Campingplatz so idyllisch am Fluß gelegen und der Besitzer bot Flo für den nächsten Tag eine Angeltour an, dass wir ganze 3 Nächte dort blieben. Flo hatte eine sehr erfolgreiche Angeltour mit 10 gefangenen Forellen. Mitnehmen durfte er entsprechend den hiesigen Angelrichtlinien aber nur eine. Die wurde in leckeres Ceviche verarbeitet. Kayaks konnte man auch mieten und die Kinder und ich unternahmen zwei kleine Paddeltouren. Einmal schmiss uns das Kayak ab und ich musste die zwei zähneklappernden Kinder schnell nach Hause paddeln. Das Wasser war nämlich nicht nur glasklar, sondern auch noch eiskalt.
Dann ging es doch noch in den Nationalpark und zwar über den zentralen Eingang. Im Kerngebiet darf man nicht wild campen, aber es gibt mehrere Campingplätze und einen einzigen, kostenlosen WoMo-Stellplatz. Den suchten wir zuerst auf und Flo schmiß sofort wieder die Angel ins Wasser und fing uns wieder eine prächtige Forelle – mehr Ceviche!
Wir unternahmen eine kleine Wanderung mit Blick auf 3 glasklare, türkisfarbene Seen und einen Gletscher. Die Landschaft ist einfach traumhaft. Wir können uns gar nicht sattsehen am Blau der Flüsse und dem üppigen Grün der Bäume, die hier und da schon etwas herbstlich rot und gelb werden. Dazu noch Berge und Gletscher – einfach wunderbar. Und wir haben schönstes, sonniges Wetter.
Als Nachtlager haben wir uns einen Campingplatz am Lago Rivadavia ausgesucht und Chivo(=Ziegenrippchen) gegrillt. Der Sternenhimmel war wieder überwältigend und wir bekamen ein Phänomen zu sehen, das ich als Skytrain bezeichne. In einer sehr langen Linie zogen mehrere Lichter hintereinander über den Himmel. Es sah aus wie ein Zug mit vielen Wagons. Zum Glück haben es Flo und die Kinder auch gesehen, sonst würde es mir vermutlich niemand glauben. Nach kurzer Recherche im Internet fanden wir heraus, dass es sich um eine Kette „Starlink“-Sateliten handelte, die vor kurzem ins All geschossen wurden.

Esquel

Esquel ist ein kleines Örtchen mit viel Charme. Wir hatten hier die Möglichkeit einige Dinge zu erledigen und besichtigten den Patagonien Express. Es handelt sich um eine dampfbetriebene Schmalspurbahn, nach deutschen Plänen erbaut, die von 1922 bis 1993! in Betrieb war. Der Bau des 402km langen Schienenabschnitts zwischen Esquel und Ingenieur Jacobacci dauerte von 1902 bis 1945. Dar Zug entgleiste mehrmals wegen Eis und starkem Wind oder Zusammenstoß mit einer Kuh.
Heute fährt er nur noch Touristen durch die Gegend. Für Ausländer ist das allerdings nicht wirklich erschwinglich und in der Nebensaison fährt er generell nur 2 mal pro Woche. Das passte zeitmäßig nicht mit unserem Besuch überein. Lasse wäre sehr gerne Zug gefahren.

Vom Schnee überrascht im Nationalpark Perito Moreno

Auf dem Weg nach Norden entscheiden wir uns einen Abstecher in den Nationalpark Perito Moreno zu unternehmen. Der ist relativ unbekannt deshalb wenig frequentiert. Uns reizt die einsame Bergwelt. Allerdings müssen wir unserem Bus dafür 70km Schotterpiste- einfache Wegstrecke- zumuten. Wir hoffen, dass der Kühler, und alles andere, das gut übersteht.
Der Ranger empfiehlt uns zwei Stellplätze von denen aus man kindgerechte Wanderungen machen kann. Zuerst steuern wir die kleine Insel im Park an. Es ist sonnig, aber super windig. Wind ist eigentlich nichts Ungewöhnliches in Patagonien, aber heute ist sogar Sturmwarnung mit Böen bis zu 105 km/h. Aus dem wackelnden Bus heraus beobachten wir das Andenglühen und freuen uns am türkisblauen See.
Am nächsten Morgen ist vom Sturm nichts mehr übrig. Bei strahlendem Sonnenschein drehen wir eine kleine Runde auf der Insel.
Danach brechen wir zum zweiten Stellplatz am Lago Burmeister auf. Der Weg weißt eine tiefe Matschstelle und mehrere kleine Pfützen auf. Zum Glück meldete die Wettervorhersage vor zwei Tagen nur stahlenden Sonnenschein und keinen Regen. Einige der Wege sind nämlich nach Regen nicht passierbar – unser Matschweg sicher auch nicht.
Als wir am Lago Burmeister ankommen, verschwinden die Kinder erstmal nach draußen zum Schnitzen. Beim Abendessen fragt Lasse, was wir hier am Lago vorhaben. Als er hört, dass wir noch mehr Wandern wollen, wünscht er sich Regen, damit daraus nichts wird und er im Bus bleiben kann.
Und dann, als wir gerade einschlummern, kommt er tatsächlich, der Regen. Er prasselt fast die ganze Nacht auf unser Dach und Flo und ich machen uns Sorgen über den Rückweg.
Tags drauf, die Kinder sind schon früh auf den Beinen und am Computerspielen, während die Eltern noch dösen, kommt auf einmal ein entzückter Ausruf von Mara:“ Guckt mal, es schneit!“ Unglaublich! Kleine Flocken fallen vom Himmel und bleiben auf dem Steppengras liegen. Als ich aus dem Bus klettere, um mir das näher anzusehen, bemerke ich, dass die Berge um uns herum tief verschneit sind. Das kam unerwartet. So schnell kann sich das Wetter hier also ändern. Oder war Lasses Wünscherei doch erhört worden? Die Wanderung verkneifen wir uns nun tatsächlich.
Noch vor dem Frühstück starten wir den Wagen um die heikle Passage möglichst schnell hinter uns zu bringen. Aber unser Bus meistert auch dies problemlos. Ein Check nach den restlichen 70 km Schotterpiste zeigt, dass auch der Kühler durchgehalten hat. Sonst auch alles heil geblieben, also weiter nach Norden.

Gletscher Perito Moreno

Nach tagelanger Fahrt durch die argentinische Steppe und vorbei an so manchem Vikunia-Gerippe, sind wir begeistert von der Kulisse schneebedeckter Berge. Flo hat den Bus wie ein rohes Ei über die 60km Schotterpiste manövriert. Sogar den Reifendruck haben wir abgelassen um weicher zu federn. Der fragile Kühler sollte auf keinen Fall weiteren Schaden nehmen.
Wir kamen am späten Nachmittag am Gletscher Perito Moreno an – als der Haupttouristenstrom schon abgereist war. Wir hatten Super-Wetter für unsere Wanderung gegenüber des Gletschers. Volle Sonne und kaum Wind bei gefühlten 20°C.

Der Gletscher Perito Moreno ist 30km lang, 5km breit und 30m hoch und gehört zu den wenigen Gletschern, die als stabil eingestuft werden. Er knackte hin und wieder, tat uns jedoch nicht den Gefallen zu kalben. Ein wirklich beeindruckender Anblick.
Zur Vertiefung unseres Gletscherwissens besuchen wir noch das Glaciarum, was alles Mögliche wissenswerte über Gletscher im Allgemeinen, und den Perito Moreno (ursprünglich „Bismarck-Gletscher“) im Speziellen.
Und dann tagt der Familienrat um über die schwierige Frage zu dabattieren:“ Fahren wir noch weiter nach Süden oder drehen wir hier um und fahren wieder nach Norden?“ Nach Abwägung der Argumente entscheiden wir uns für die Umkehr und so bleibt El Calafate der südlichste Punkt unserer Reise.

7-Seen-Route

Die 7-Seen-Route bezeichnet einen Wegabschnitt der Ruta 40 zwischen San Martin de los Andes und Villa la Angostura – nur etwa 140km lang. Die Seen reihen sich an der Straße auf wie Perlen an einer Kette. Die Landschaft wirkt skandinavisch-alpin und das frische Grün tut gut nach den Tagen in der Steppe. Es gibt viele Campingplätze, die gerade sehr voll sind. In Argentinien und Chile sind momentan Sommerferien und die Argentinier campen recht gern. In der derzeitigen Wirtschaftskrise wohl auch die erschwinglichste Form um Urlaub zu machen. Die Gebühren der Campingplätze variieren gewaltig. Am günstigsten sind die Städtischen, die teilweise sogar gratis sind. In touristischeren Regionen, wie dieser hier, zahlt man auf einem privaten Campingplatz als Familie aber auch gerne mal 45 Euro pro Nacht. Wir finden am Lago Villarino eine Wiese, wo man gratis stehen kann und treffen dort Bine und Mike aus Franken, mit denen wir einen netten Abend verbringen.

Und weiter geht´s über die Ruta 40

Weiter geht es durch Steppe und Vulkane. Trocken, heiß und staubig. Wir fahren weiter nach Süden – teilweise wieder über Waschbrettpiste – und hoffen auf grünere Landschaft. Am spannendsten fanden wir eine Ebene zwischen unzähligen Vulkanen. Hier sieht man schwarze Magma, die von rötlichem Sand überdeckt ist. Dazwischen fließt ein grünlicher Fluß. Tolle Farben.
In Chos Malal müssen wir kurz unseren Kühler löten lassen, da Kühlwasser austritt. War wohl zu viel Geruckel… Aus- und Einbau erledigen wir. Das Löten macht ein Kühlerprofi für sage und schreibe 2,50€.

Malargue

Wir waren in einem Vulkan!
Der Vulkan Malacara war ein hydromagmatischer Vulkan und ist schon lange erloschenen. In seiner Röhre und den ausgewaschenen Höhlen rundherum kann man wie in einem Canyon klettern.

Malagrue hat echt viel zu bieten. Wir haben das Wochenende mit Angeln, Wandern und Campen in der Wildnis verbracht. Flo hat einen Angelguide (Marcos) gefunden, der uns im Fliegenfischen unterrichtete. Obendrein bereitete er uns ein leckeres Chivo zu. Das ist gegrillte Ziege. Der Sternenhimmel war atemberaubend und wir haben Venus, die drei Marias(Sternbild Orion) und das Kreuz des Südens gesehen.

Ausserdem hat Malargue ein Planetarium, das sehr interessante Vorträge abhält – leider nur auf Spanisch. Uns hat es trotzdem gefallen.

Parque Ischigualasto bei Vollmond

Was für ein Glück wir mal wieder hatten. Wir kamen am Nachmittag am Park Ischigualasto an und haben noch Tickets für die Vollmondtour durch den Park bekommen. Schon der Sonnenuntergang tauchte die Wüstenebene in ein wunderschönes Farbspiel, das vor allem Mara begeisterte. Dann folgte ein Museumsbesuch um die Dinoskelette und Versteinerungen zu begucken. Und als es endlich Nacht war, fuhren wir in einer langen Wagenkollone in den Park um dort bei tollstem Vollmond und super klarem Himmel unsere Wanderung durch die Mondlandschaft zu absolvieren.
Man brauchte kein zusätzliches Licht. Alles wurde vom Mond hell genug beleuchtet. Um 1 Uhr waren wir im Bett. Ein langer Tag für die Kinder.

Entlang der Ruta 40 nach Süden

Wir haben es versucht! Eigentlich wollten wir einen Ausflug zum Balcon des Pissis machen, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die anhaltenden starken Regenfälle im Norden von Argentinien haben viele Ortschaften und Straßen überschwemmt. Teilweise waren sogar Brücken gesperrt. So war auch der Campingplatz in Tinogasta quasi unter Wasser und nicht funktionstüchtig. Von einem Besuch des Balcons hat man uns hier abgeraten. Dort oben könnte Schnee sein oder der Untergrund zu aufgeweicht (Offroad-Strecke). Na gut, dann eben weiter nach Süden. Das Wetter soll ab morgen ja besser werden.

Quilmes

Die Waschbrettpiste will wohl kein Ende nehmen. Zum Glück ist sie nach 50km etwas glatter. Dort wurde sie anscheinend gerade abgezogen. Das muss man hier wohl regelmäßig machen. Dafür fahren wir durch tolle Felsformationen. Später kommt Regen auf. Wie schlimm dieser war, bekommen wir erst am nächsten Tag richtig mit.

Um mal wieder etwas Kultur zu erleben, sind wir zu den Ruinen von Quilmes gefahren. Dort gab es ein sehr gutes Museum für die geschichtlichen Hintergründe und von einem Aussichtspunkt am Berg konnte man die Anlage gut überblicken. Abends saßen wir noch mit Bettina und Rolf aus der Nähe von Hamburg zusammen und hatten einen wunderbaren Sonnenuntergang.

Ruta del vino

Von Salta aus ging es in die Berge Richtung Cachi. Unten im Tal war alles saftig grün, doch je höher wir kamen, desto dürrer wurde es und desto schlechter wurde auch die Strasse. Bald war wieder Waschbrett-Schotterpiste angesagt. Eigentlich wollten wir in Cachi campen, aber dann entdeckte ich den Utopia Overlander Campingplatz von Martina und Johann im Nirgendwo. Der lockte mit Sauerteigbrot, selbst gebrautem Bier und Yoga. Also gab es in Cachi nur ein Eis und wir sind wir dort hin gefahren.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Colomé, einem einsamen Weingut mitsamt Museum des Lichtkünstlers James Turrell, weit ab von allem und nur über eine Waschbrettpiste oder dem Helikopter erreichbar.

Warum baut man ein Museum an einen so abgelegenen Ort? Um Besucherzahlen geht es einem dabei sicher nicht. Nein, man hat einfach die Kohle dazu. Das Weingut gehört heute der deutschen Hess Group und diese hat den Lichtkünstler James Turrell dort ein Museum für seine Lichtinstallationen bauen lassen. Vielleicht soll das Museum bei der Vermarktung des Weines helfen. Besuchen kann man es nämlich nur nach vorheriger Reservierung einer Weinprobe. Nur Museum gucken ist nicht. Die Führungen sind auf 15 Personen begrenzt und finden zweimal täglich statt, aber so groß scheint der Andrang nicht zu sein. Wir konnten einen Tag zuvor unseren Besuch organisieren und da die übrigen Teilnehmer nicht aufkreuzten, hatten wir eine Weinprobe – und vor allem das Museum – exklusiv für uns. Der Wein war okay, der Museumsbesuch hat uns jedoch gut gefallen.
Fotos durften wir im Museum leider keine machen.

Durch die Montanas de siete colores nach Salta

Ob es wirklich sieben Farben sind, die die Berge hier haben sollen, haben wir nicht gezählt. Bunt ist es allemal. Leider setzt starker Regen ein und so kneifen wir uns den Ausflug in die Quebrada Humahuaca – mit noch mehr farbigen Bergen – und fahren durch bis Salta.

Salta ist eine schöne Stadt mit vielen, gut erhaltenen, Kolonialbauten. Wir nächtigten auf dem städtischen Campingplatz mit gigantischem Pool (260×100m).
Hauptziel war es für uns hier eine argentinische Simkarte zu bekommen und Geld zu tauschen. Nebenbei waren wir auch mal wieder Sushi essen – das hier aber hauptsächlich aus Frischkäse besteht. Ist aber auch weit weg von der Küste…
Und ich hatte eine unglaubliche Erfahrung mit Taxifahrer Raoul. Dem hatte ich aus Versehen 6000 Pesos anstelle 600 in die Hand gedrückt- was mir allerdings erst nach dessen Abfahrt dämmerte. Ich hatte also ca. 18 Euro anstatt 1,80 Euro bezahlt. Er hatte mir für die Rückfahrt seine Nummer gegeben, aber ich hatte noch keine Simkarte – dafür war ich ja gerade in die Stadt gefahren. Als ich ihn später anrief, überreichte er mir mein Bündel Scheine und fuhr mich zurück zum Campingplatz. Das gab ein angemessenes Trinkgeld.

Über die Berge nach Argentinien

Auf nach Argentinien!
Unser Bus kämpfte sich brav die 2300 Höhenmeter nach ober und dann fuhren wir eine ganze Weile auf 4700m herum, durch Wüste mit gelegentliches Lagunen. Bei Jama überquerten wir mal wieder eine dieser kleinen Grenzübergänge. Alles sehr gut organisiert hier. Nach 40 Minuten sind wir durch und weiter geht es bei aufkommendem Regen. Wir fahren unter dem Regenbogen durch und über die Gran Salar del Norte.