Lagunenroute

Ein alter Polizeibus ist kein Ralleyfahrzeug! Das mussten wir uns leider nach 50km Lagunenroute eingestehen.
Die Lagunenroute zwischen Uyuni und der chilenischen Grenze ist eine 350km lange Offroadstrecke, die zum größten Teil aus Waschbrett-Schotterpiste besteht.
Unser Plan mit 60 Sachen nur so über die engen Bodenwellen zu schweben, ging leider nicht ganz auf. Innerhalb einer Stunde hatte sich der Tisch zerlegt, die Wasserzuleitung zur Therme abgerüttelt, der Ventilator war von der Wand gefallen und im Küchenschrank sämtliche Zwischenbodenträger rausvibriert. Okay, dann eben doch im Schleichgang mit 20km/h – wir haben ja Zeit. Kurz darauf hatten sich auch noch die Naturgewalten gegen uns verschworen und es zuckten Blitze um uns herum und Hagel prasselte auf uns nieder. Doch selbst auf 4500m ist die weiße Pracht innerhalb von 30 Minuten wieder weggetaut ist. Zur Abenddämmerung kamen wir an der Laguna Colorada an und konnten die rosa Flamingos bewundern. Ihr schönes Farbspiel offenbarte sie uns allerdings erst am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein.

Wir tuckerten weiter, durch marsähnliche Landschaften über Pässe mit fast 4900m, vorbei an der Laguna Salada zum Thermalbad an der Laguna Chalviri. Dort konnten wir in wunderbarer Kulisse ein Weilchen einweichen und Flamingos aus nächster Nähe beobachten, bevor wir uns zu den Lagunen Verde und Blanca aufmachten.
Am Aussichtspunkt, auf 4300m Höhe, wo wir die Nacht verbrachten, herrschte eine steife Briese. Die Kinder legten sich in den Wind und kamen nach 10 Minuten durchgefroren wieder in den Bus. Die Nacht wurde mit unter Null Grad recht kühl und glücklicherweise startete am nächsten Morgen unsere Heizung und taute den Bus wieder etwas auf.
Kurz hinter den Lagunen kam die Grenzstation Hito Cajon – eine der kleinsten und höchstgelegenen der Welt auf 4550m. Wir scheinen ein Faible für kleine Grenzübergänge zu haben… Hier passieren, außer den Touren von Bolivien in die Atacamawüste oder von Chile nach Uyuni, kaum Privatfahrzeuge den Schlagbaum. Die Formalitäten sind schnell erledigt und am längsten dauert die Fahrzeugkontrolle in Chile, bei der wir sämtliches Obst und Gemüse abgeben müssen, aber wir waren vorgewarnt..
Dann kommt eine krasse Abfahrt nach San Pedro de Atacama. Es geht schnurstracks, ohne Serpentinen 2200m Höhenmeter nach unten – in nur 30km Distanz. Bin gespannt wie lange wir brauchen um da wieder hoch zu zuckeln, wenn wir in ein paar Tagen nach Argentinien rüber queren wollen.

Salar de Uyuni

Was für ein wunderbarer Tag!!
Um 10 Uhr morgens holte uns Natalio zu unserer privaten Tour durch die Uyuni ab. Unseren Bus wollten wir dem gefrässigen Salz nicht aussetzen…Deshalb fuhren wir mit einem Allrad-Fahrzeug los und erkundeten zuerst den Eisenbahn-Friedhof. Bis zur Jahrhundertwende fuhren hier noch Dampf- und Kohlezüge und transportierten Waren zum chilenischen Pazifikhafen oder auch Passagiere. Die Züge gehörten einer chilenischen Gesellschaft und die Preise für Passagiere bald zu teuer. Man stieg statt dessen auf Busse um. Heute fahren nur noch zweimal pro Woche Güterzüge durch Uyuni, allerdings mit Dieselzügen. Und daher wurden die alten Loks schon vor geraumer Zeit auf ein Abstellgleis gestellt und ihrem Schicksal überlassen. Aus manchen Loks wurden große Stahlplatten heraus getrennt und anderweitig verwendet. Trotz alledem bilden sie eine sehr fotogene Kulisse. Die Kinder konnten gar nicht genug davon bekommen dort herum zu klettern.

Als Nächstes ging es nach Colchani, einem Dorf am Rande der Salar, das von der Salzverarbeitung lebt. Hier decken wir uns mit Speisesalz ein. Exportiert wird das Salz aufgrund seines geringen Preises leider nicht.

Dann geht es endlich hinaus auf die Salzwüste. Wir haben enormes Glück. Normalerweise ist um diese Jahreszeit Regenzeit und man kann nur die Randbereiche befahren. Aber dieses Jahr ist außergewöhnlich trocken und wir können überall hin fahren.

Wir halten am Flaggenrondell und dem erste Salzhotel. Es ist komplett aus Salzblöcken gebaut, aber da der Betreiber das mit der Müllentsorgung nicht hinbekommen hatte, wurde ihm der Betrieb untersagt und das ehemalige Hotel ist heute Museum und Imbissplatz für Touren. Salzhotels dürfen seitdem nur noch außerhalb der Salar gebaut werden.

Weitere 70km Richtung Mitte der Salzwüste befindet sich die Insel Incahuasi – auch Insel der 1000-jährigen Kakteen genannt. Die Kakteen, die die ganze Insel bedecken sind riesig und wenn man weiß, dass sie nur 1cm pro Jahr wachsen, kann man sich gut vorstellen, dass sie mehrere hundert Jahre alt sind.
Unser Guide überrascht uns hier mit einem tollen Mittagessen. Während wir den Eintritt zur Insel entrichtet haben, hat er einen Tisch, samt Tischdecke unter einem Sonnenschirm für uns aufgebaut. Es wird Quinoa mit Rindfleisch-Gemüse-Eintopf serviert. Dazu Rotwein, Bier und Apfelsaft. Wir sind ganz baff und sogar die Kinder wissen das leckere Essen zu schätzen.

Gut gestärkt machen wir uns auf zu einem abgeschiedenen Plätzchen um dort lustige Dinosaurierfotos zu schießen. Es lassen sich schöne Perspektivenexperimente anstellen.

Als letzte Station steht uns eine Wasserfläche bevor. Ein Teilbereich der Uyuni hat nämlich schon etwas Regen abbekommen und so können wir auch das Phänomen der Spiegelfläche erkunden. Der Guide hat extra Gummistiefel für uns eingepackt, aber die Kinder sind trotzdem innerhalb einer halben Stunde fast komplett nass. Sie haben unheimlich viel Spaß im Salzwasser zu spielen und wir sind froh, dass ihnen der Ausflug so gut gefällt. Es folgt auch hier eine ausgiebige Fotosession, denn schließlich wollen wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang herum bekommen. Unser Guide hat wieder wunderbare Snacks und Getränke aufgetischt und so läßt es sich gut aushalten. Allerdings bleiben wir nicht lange alleine. Bis zum Sonnenuntergang kommen noch mindestens 30 weitere Fahrzeuge an der Spiegelfläche an. Was noch heranzieht, ist eine Regenfront. Die ist sogar noch schneller als der Sonnenuntergang und verdeckt diesen mit schwarzen Wolken. Das ist dann auch für uns der Punkt an dem wir aufbrechen und diesen wunderbaren Tag beenden.

Zwischen Sucre und Uyuni

Kurz hinter Sucre hatte unser Motor sein 100.000 km-Jubiläum. Er wurde damit belohnt, dass er an diesem Tag nicht allzu weit fahren musste. Wir wollten uns langsam wieder an die Höhe gewöhnen und haben irgendwo im Nirgendwo auf ca. 3200m Höhe einen Stop eingelegt. Direkt neben der Straße, aber mit Hammer-Aussicht.
Beim Checken der Straßenapp bekamen wir dann Gewissheit, dass die Schlagzeile, die wir vor 2 Tagen im Fernsehen gesehen hatten, keine Ente war. Die Anhänger von Gouvernör Camacho wollen nun auch kurz vor Potosi mit einer Straßenblockade gegen dessen Festnahme protestieren.
Zum Glück gibt es eine Umfahrung, die uns 90km und 2,5 h Umweg einbringt. In Potosi kommen wir kurz vor 12 Uhr an und legen dort nur einen kurzen Halt zum Mittagessen ein und um unsere Kaffekanne wieder in Empfang zu nehmen. Diese hatte ich in Cochabamba auf dem Campingplatz vergessen und Javier hat sie uns netterweise mit dem Bus nach Potosi geschickt. Ja, so funktioniert hier die Paketpost.
Potosi ist ähnlich steil wie La Paz und auch ungefähr gleich hässlich. Die verstörende Bergwerktour, die man hier normalerweise mitmacht, sparen wir uns und den Kindern.
Die Bergwerke scheinen hier so unsicher zu sein, dass im Schnitt jeden zweiten Tag ein Kumpel ums Leben kommt und der Berg den Beinamen hat: Der Berg, der Menschen frisst.
Aber Tanken wollen wir noch bevor wir uns auf nach Uyuni machen. Nun muss man wissen, dass Sprit in Bolivien staatlich subventioniert ist und Einheimische 3,75 Bolivianis pro Liter Diesel zahlen (etwas mehr als 50ct). Für Ausländer liegt der offizielle Kurs bei 10,12 Bolivianos, aber wenn man Glück hat und ohne Rechnung bar bezahlt bekommt man den Liter auch für 6 Bolivianos. Die letzte Tanke in Potosi will allerdings den offiziellen Preis von uns und so entscheiden wir weiter zu fahren und auszutesten wie weit unser Tank tatsächlich reicht. Wir haben ja noch 2x20l Ersatzkanister im Gepäck.

11km vor Uyuni wissen wir es dann: der Tank reicht bei Berg-und Talfahrten ziemlich genau 1000km. Mit den Ersatzkanistern kommen wir locker nach Uyuni und finden dort nach einem Fehlversuch sogar eine günstige Tankstelle. Unser Nachtlager beziehen wir vor einer Militärbasis im Ortszentrum und lassen uns die Pizza von Chris Minuiteman im Hotel Tuñita schmecken- eine Empfehlung von Marcos, dem Campingplatzbesitzer aus La Paz, der früher als Tourguide in Uyuni gearbeitet hat. Von ihm kam auch der Tip für einen Veranstalter, der Uyunitouren anbietet (einer von ca.50) und bei dem wir noch am Abend eine Tour für den nächsten Tag klar machen können.

Sucre

Der Name Sucre muss irgendwie aus dem Französischen kommen, denn es gibt erstaunlich viele Schokoladengeschäfte in der Stadt – abgesehen von Secondhand-Modeläden und Optikern. So haben wir uns an der Plaza Mayor ein erstklassiges Eis gegönnt und uns dann zum Stadtbummel aufgemacht. Sucre ist immer noch Hauptstadt von Bolivien, aber im Vergleich zu La Paz winzig und recht malerisch. Die vielen gut erhaltenen Kolonialbauten im Zentrum tragen viel zum guten Flair bei.
An der Vergnügungsmeile am Parque Bolivar gönnen wir uns eine Runde Rodeo reiten bevor es zum Abendessen – auf Wunsch der Kinder – zum Koreaner geht. Endlich mal wieder Sushi!
Unser Campingplatz liegt zum Glück in Laufreichweite zum Zentrum und Felizidad und Alberto, sowie ihre Tochter Carolina sind sehr nette und hilfsbereite Gastgeber. Trotzdem verabschieden wir uns nach einem Tag schon wieder, denn wir wollen weiter Richtung Uyuni.

Torotoro

Der Nationalpark Torotoro liegt 3 Autostunden südöstlich von Cochabamba und war uns als Ausflug sehr empfohlen worden.
Man den Park allerdings nur mit einem Guide und auf 3 festgelegten Routen besuchen. Das dient natürlich dem Umweltschutz und unterstützt die lokale Bevölkerung.
Wir entschieden uns für die Tour in den Vergel-Canyon mit Besuch des Wasserfalls und Besichtigung von Dinospuren. Das deutsche Pärchen Johannes und Miriam, das wir auf der Busfahrt nach Torotoro kennen gelernt hatten, sowie Doro aus deren Hostel schlossen sich uns an.
Der Blick in den Canyon und der Abstieg zum Wasserfall war spektakulär und schweißtreibend. Da freuten wir uns auf die Abkühlung am Wasserfall.
Schon beim Aufstieg zum Canyonrand sahen wir das herannahende Gewitter und wurden am Aussichtspunkt von einem kurzen, heftigen Schauer erwischt. Der warme Wind trocknete uns jedoch schnell wieder und so konnten wir am Ende sogar noch die beeindruckenden Dinospuren anschauen, die versteinert die Millionen von Jahren überdauert haben.
Abends auf der Plaza gab es dann noch die dazugehörenden Dinostatuen zu bewundern.
Todmüde fielen wir nach dem Abendessen ins Bett. Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Cochabamba.

Cochabamba

Das lange Warten hatte am 6. 1. endlich ein Ende und unsere Wasserpumpe wurde direkt auf den Campingplatz geliefert. Flo hat sie sofort eingebaut und so konnte es am 7.1., Flos Geburtstag, endlich weiter gehen nach Cochabamba. Eigentlich wollten wir die Strecke in zwei Tagen fahren, aber da wir recht gut durchkamen, schafften wir es noch kurz vor 21 Uhr in Cochabamba anzukommen.
Leider mit zwei Kollateralschäden. An einer Mautstation fuhr uns ein 40-Tonner hinten drauf und beim Einzirkeln durch das Tor unseres Campingplatzes übersahen wir eine Stahllasche und fingen uns einen Kratzer im Lack ein. Als Stellplatz war uns das Grundstück des Architekten Javier Moscoso empfohlen worden. Sein Vater und er haben sich ein Kleinod in der Natur erschaffen. Zwei organisch geformte Häuser mit künstlichem Teich und mietbaren Unterwasserhöhlen.
Für die Gäste gibt es begrünte Openair-Duschen und eine Außenküche mit Pizzaofen. Mara hat sich mit Javiers Tochter angefreundet und durfte mit dieser in einer Unterwasserhöhle übernachten. Als Dank für Javiers inspirierende Architekturführung über sein Anwesen und das seines Vaters, haben wir für alle Pizza gebacken. Nach 9 Tagen in dieser entspannenden Atmosphäre war es dann aber wirklich Zeit weiter zu ziehen.

Tiwanaku

Entgegen der Proteste unserer Kinder haben wir uns mal wieder langeweile Steine angesehen. Die Tempelstätte Tiwanaku liegt nur ca. 60 km von La Paz entfrent, aber, da wir einmal quer durch die Stadt mussten, dauerte die Anfahrt über 2 Stunden.
Die Tiwanaku waren eine Zivilisation vor den Inkas und lebte zwischen 10. und 15. Jahrhundert in der Nähe des Titicacasees, der nur 18km entfernt liegt. Zum Bau der Tempel (Sonnentempel, Erdtempel und Tempel der Unterwelt) wurden 4 verschiedene Steinarten verwendet. Leider wurde ein Großteil der Anlage über die Jahrhunderte von den nachfolgenden Kulturen abgetragen und zum Bau anderer Gebäude verwendet. Man war jedoch bemüht einen Teil zu rekonstruieren.
Nach der Besichtigung der archäologischen Stätte wurden wir noch durch das Keramikmuseum und das monolitische Museum geschleift. Auf Puma Punku, das Steinartelier, in dem die Blöcke behauen wurden, konnten wir nur einen kurzen Blick werfen, da sich ein Hagelschauer in atemberaubender Geschwindigkeit näherte und schon als lautes Trommeln auf den Blechdächern der Umgebung zu hören war.
Wir flüchteten uns in ein nahes Resto und hatten ein super leckeres Almuerzo. Schöner Silvesterausflug!

Weihnachten in La Paz

Wir hatten es also noch rechtzeitig vor Weihnachten nach La Paz geschafft und wurden beim Einkauf für das Weihnachtsessen angenehm überrascht. Der Hipermaxi konnte mit leckerem Käse, Schinken, Salami, Humus, Wein und sogar Earl Grey-Tee aufwarten und die kleine Tienda um die Ecke vom Campingplatz hatte sogar Baguettebrötchen zu bieten. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland. An Weihnachten wurde dann Rinderfilet gegrillt und wir tafelten alle gemeinsam. So lecker hatten wir schon lange nicht mehr gegessen. Marcos und Arawi, die Besitzer des Campingplatzes, brachten uns sogar noch Plätzchen zum Nachtisch vorbei.
Leider ging die Bescherung etwas in die Hose.
Wir hatten ja nicht viel Zeit uns um Geschenke für die Kinder zu kümmern. Dummerweise war der noch am 24.12. für Lasse erstandene Superhelden-Kopfhörer zu klein und auch der Download seines heiß ersehnten Switch-Spiels wollte nicht gelingen. Das endete in bitteren Tränen.
Am nächsten Morgen klappte zum Glück der Download und die Stimmung war schon sehr viel besser. Nach den Feiertagen wurde dann ein neuer Kopfhörer besorgt und Weihnachten war gerettet.
Ansonsten wurden Reifen gewechselt, das Fahrzeug von innen geputzt und so manche andere Kleinigkeit erledigt.
So kam es, dass wir nach 5 Tagen in La Paz quasi noch nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir erfuhren von einem Deutschen, der schon sehr lange in La Paz lebt und Stadtführungen veranstaltet. Mit ihm fuhren wir mit der Seilbahn über und durch die Stadt, die sich bis zum Horizont vor uns ausbreitete. Wir besuchten den Hauptplatz und den Hexenmarkt. Dort kann man von Kräuter über Tinkturen und Lamaföten alles kaufen was man als Schamane so braucht. Flo hat sich mit Kräutersalbe für seinen Rücken eingedeckt und vor uns lies sich ein Pärchen einen Neujahrs-Opferteller zusammenstellen. Nachdem wir bezahlt hatten, wurden wir mit einer gut riechenden Essenz besprüht um uns zu „reinigen“. Weiter ging es vorbei an Handwerksständen, wo wir einige Mitbringsel ergatterten. Dann mussten wir die Führung leider abbrechen, weil sich Mara zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben musste. Vermutlich hat sie vom hiesigen Leitungswasser einen Schluck genommen. Das ist als Trinkwasser allerdings nicht zu verwenden.
Dann kam der Tag des Abschieds. Familie Noak war schon am 27.12. Richtung Cochabamba abgereist und Dunja und Rainer wollten am 30.12. losfahren um möglichst schnell um Santa Cruz herum zu kommen.
Am 28.12. wurde nämlich der Gouverneur von Santa Cruz verhaftet und nach La Paz überführt. In Santa Cruz führte das zu Straßenkämpfen und Blockade beider Flughäfen. Als „gebrannte Kinder“ wollten die beiden nach ihrer Peruerfahrung nicht schon wieder in Bolivien festsitzen, wo sie sich gerade durchgerungen hatten ihre ursprüngliche Reiseroute aufzugeben und stattdessen nach Brasilien zu reisen.
Wir verabschiedeten uns von den beiden supernetten Architekten und waren sehr traurig nun Silvester alleine auf dem Campingplatz verbringen zu müssen. Aber das Schicksal hatte andere Pläne für uns alle.

Zunächst einmal erkundigten wir uns nach dem Verbleib unserer Wasserpumpe. Wir hatten eine Paketankündigung für den späten Nachmittag des 30.12. bekommen, aber im Tracking war seit dem 28.12. kein neuer Eintrag vorhanden. Marcos rief für uns bei UPS an und wir erfuhren, dass das Paket zwar schon in La Paz eingetroffen sei, jedoch erst noch durch den Zoll müsse. Das dauere mindestens einen Tag und da der Zoll am Wochenende nicht arbeitet – heute war Freitag!- und noch dazu der Neujahrsfeiertag auf den Montag verlegt wird, was immer dann gemacht wird, wenn Feiertage auf ein Wochenende fallen…können wir unser Paket frühestens am Dienstag, den 03.01. abholen. Es war also klar, dass wir noch ein paar Tage alleine auf dem Campingplatz ausharren mussten. Frust!
Als ich mich gerade ärgern wollte, meinte Marcos, dass wir aber nicht alleine sein werden, denn Dunja und Rainer wären schon auf dem Rückweg zu uns. Der Geldautomat am Hipermaxi hatte ihre Kreditkarte gefressen… Die beiden haben das bestimmt absichtlich gemacht weil sie uns so nett fanden und einen Vorwand suchten um mit uns Silvester zu feiern…
Kurz darauf bezogen sie wieder ihren alten Stellplatz und nachdem Marcos versucht hatte telefonisch die Bank zu erreichen, brachen Dunja und ich zum gemeinsamen Frustshopping auf. Wir kamen zwar mit völlig anderen Dingen zurück als die, für die wir losgezogen waren, aber das Silvesteressen war gesichert.

Über die Berge nach La Paz

Bis La Paz waren es immernoch 360km. In europäischen Maßstäben ein Klacks. Allerdings galt es einen 4650m hohen Pass zu überqueren und das mit der nötigen Aklimatisation, denn immerhin liegt La Paz auf 3600m Höhe. Immerhin war die Straßen größtenteils geteert. Allerdings mit vielen Schlaglöchern. So kamen wir auch diesmal nur langsam voran und rüttelten den Bus ziemlich durch. Eine Strapaze, den zumindest unser Gemüse nicht überlebte. Dafür war die Landschaft toll. Wir fuhren durch grüne Schluchten und fanden einen natürlichen Pool um uns zu erfrischen. Das war nach 4 Tagen auf Achse auch schwer nötig. Dann schraubten wir uns in die Höhe und steuerten eine Tankstelle auf 3150m als Nachtlager an. Dort trafen wir Marco und Magda wieder und hatten einen tollen Spieleabend in unserem Bus.

Nun fehlten nur noch 60km bis La Paz und unser Bus tuckerte gemachlich über den Pass. Wir saßen viele Mountainbiker, die die alte Straße nach La Paz, die Deathroad, in Angriff nahmen. Wir waren froh über die gut ausgebaute neue Straße. Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir die Ausläufer von La Paz und steuerten erstmal eine Autowäscherei an. Vier schrubbten 4 Mann eine Stunde lang unseren Bus. Die Durchquerung von La Paz dauerte nochmal eine Stunde und so kamen wir gegen 12 Uhr an unserem Campingplatz an. Dort standen unsere Freunde – die Noaks und gegen Abend kam noch ein anderes deutsches Pärchen (Dunja und Rainer) an. Die beiden hatten Peru auf die harte Tour verlassen – vorbei an den Straßensperre, im Zickzack über die Berge…Hellas! Jetzt kann Weihnachten kommen.

2 Grenzen an einem Tag oder Matschstraßen zur Regenzeit

Wir verließen Puerto Maldonado als gerade die Sonne über dem Rio Madre de Dios aufging und heizten was das Zeug hielt Richtung brasilianische Grenze, vorbei an den beiseite geräumten Straßensperren. Gegen 9 Uhr morgens kamen wir an der Grenze an und hatten das Prozedere in einer knappen Stunde durchlaufen. Auf brasilianischer Seite verstand man zwar unser Spanisch, aber antwortete in portugiesisch. Immerhin konnte einer der Grenzer etwas Englisch. Jetzt ging es über eine ziemlich durchlöcherte Teerstraße weiter zur 100km entfernten Grenze zwischen Brasilien und Bolivien. Aufgrund der Zeitgrenze, die zwischen Peru und Brasilien/Bolivien verläuft, war es 13 Uhr (anstelle 12 Uhr) als wir dort eintrafen. Natürlich war gerade Mittagspause und außerdem WM-Finale. Also gingen wir in ein Resto und bekamen noch die letzten 30 Minuten des Spiels mit. Das Durchlaufen der Grenze mit Autoaus- und Einfuhr war wieder in 1,5 Stunden erledigt. Wir holten noch kurz Geld am Automaten und versuchten vergeblich eine neue Simkarte zu bekommen und verließen Cobija gegen 16 Uhr. Unseren vorherigen Erkundigungen nach erwartete uns nun 800km Erdstraße bis Rurrenabaque und die Wettervorhersage kündigte für die nächsten beiden Tage Regen an – war ja auch Regenzeit. Unter normalen Umständen hätten wir diese Route nicht gewählt, aber es waren nun eben mal keine normalen Umstände…Wir fuhren bis sonnenuntergang um möglichst viel trockene Strecke zurück zu legen und das Risiko zu versumpfen zu minimieren und kamen noch 100km weit. Wir übernachteten an der Strecke vor dem Haus einer Familie und kaum, dass wir standen setzte der Regen ein.

Am nächsten Morgen waren wir wieder zum Sonnenaufgang abfahrbereit und zuckelten im Nieselregen los, vorbei an einem stecken gebliebenen LKW. Inzwischen war der Untergrund nämlich schon etwas aufgeweicht und man fuhr durch wadentiefen Matsch. Gegen 9 Uhr frühstückten wir in Puerto Rico (100km in 3 Stunden) und erkundigten uns nach dem Zustand der Straße bis zur Abzweigung im 200km entfernten El Triangulo. Angeblich sollte man die Strecke in 4 Stunden schaffen. Tatsächlich war hier schon ein Teil der Straße ausgebaut worden und wir rauschten ein Stück weit auf einer Autobahn durch den Dschungel. Tatsächlich brauchten wir „nur“ 4 Stunden bis El Triangulo, wo wir gegen 14 Uhr zu Mittag aßen. Hier war die Straße zum Glück schon so weit ausgebaut, dass bis zum Sonnenuntergang nur so dahinrauschen konnten. Einen letzten Adranalinkick gab es als die Straße plötzlich wieder zur Baustelle wurde und wir die 2m tiefer liegende alte Straße als Alternativroute fahren mussten. Durch den Regen, der den ganzen Tag gefallen war, stand hier das Wasser und wir waren heilfroh als wir diesen abschnitt wieder verlassen konnten und wieder auf die fertige Straße einbiegen durften. Als es dunkel wurde, parkten wir wieder vor dem Haus einer Familie und fielen todmüde nach 13 Stunden Fahrt und 450km Tagespensum ins Bett. bis Rurrenabaque waren es nur noch 260km und wir hofften, dass der Rest der Strecke so gut ausgebaut war, wie dieletzten 20km.

Weit gefehlt! Nach ca. 20km wurde die Strecke wieder zur Baustelle und wir mussten einen Abschnitt passieren, bei dem der Untergrund noch nicht verdichtet war und der aus bestem Schlamm bestand. Der Buss schlingerte nur noch von links nach rechts und es grenzt an ein Wunder, dass wir nicht stecken geblieben sind, wie diverse LKWs, die wir passierten. Zum Glück wurde der Untergrund irgendwann besser und wir schafften es zu einem späten Frühstück(um 11 Uhr) an die Laguna Brava bei Santa Rosa de Yacuma. Dort sollte es rosa Delfine zu sehen geben, aber wir erfuhren, dass sie sich erst am Nachmittag zeigen. Soviel Zeit hatten wir nicht, schließlich war für diesen Tag noch mehr Regen vorher gesagt und wir wollten möglichst weit kommen. Trotzdem sahen wir noch Tiere auf dem Weg: Tukane, Caimane und Wasserschweine.
Straßenmäßig wurde es immer besser und kurz vor Rurrenabaque hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Wir genossen ein gemeinsames Mittagessen mit Magda und Marco, bevor die beiden sich von uns verabschiedeten um möglichst zügig nach Chile zu kommen. Wir fuhren auch noch ein Stückchen und wollten in Yucumo vor einer Autowerkstatt parken. Als wir den Besitzer fragten ob das in Ordnung wäre, hat dieser uns eingeladen auf seinem Hof zustehen und hat extra für uns ein Auto umgeparkt. Er bot uns auch seine Sanitäranlagen an und brachte uns ein paar Orangen. Wir waren überwältigt von dieser Gastfreundschaft.