Lagoa do Barro

Und dann finden wir doch noch ein Naturkleinod, das noch nicht der Vermarktung anheim gefallen ist. Die Lagoa do Barro ist ein großer Süßwassersee, der von einem ca. 3km großen Dünenfeld vom Meer abgetrennt wird. Es ist immer noch Nebensaison und der kleine Ort am See hat die Bürgersteige hochgeklappt. Der Campingplatz, den wir uns rausgesucht hatten, ist geschlossen, aber direkt nebenan ist noch einer und der ist offen. Wir sind die einzigen Gäste und können direkt am See parken. Das Wetter ist schön und wir genießen einfach die Natur und Grillen mal wieder. Die Wanderung zu den Dünen stellt sich als Highlight für die Kids heraus. Sie haben unglaublich viel Spaß im Sand herum zu tollen. Ich nehme noch ein sehr frisches Bad im See. Es war einfach zu verlockend! Schön, dass es solche Flecken Erde noch gibt.

Canyons Fortaleza und Itaimbezinho

Wir haben mal wieder den schöneren statt den kürzeren Weg erwischt und sind auf Erdstraßen gelandet. So kurz nach der Kühlerreperatur fahren wir mit etwas mulmigem Gefühl diese fast nur aus Schlaglöchern bestehenden Pisten entlang. Da sind die 21km zur nächsten Teerstraße in einer Stunde zurück gelegt. Dafür werden wir mit toller Aussicht belohnt und mit dem Anblick einer Indianersiedlung, die sonst vermutlich nur wenige Ausländer zu Gesicht bekommen. Zur Mittagszeit kommen wir in Cambara do Sul an und fahren zum Canyon Fortaleza. Auch hier sind die letzten 4km bis zum Mirador übelste Piste. Wir unternehmen zwei kurze Wanderungen und müssen einmal sogar einen Bachlauf nahe der Abbruchkante queren. Die Einblicke in den Canyon sind beeindruckend. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Es nieselt. Aber was soll’s. Wir sind ja nicht aus Zucker.

Der Canyon Itaimbezinho ist der Grand Canyon Brasiliens. Es war beeindruckend an der Abbruchkante entlang zu spazieren und zahlreiche Wasserfälle die über 400m hinunter rauschen zu sehen. Es gibt auch einen Weg am Fuße der Schlucht, den Rio do Boi Trail. Leider ist er momentan geschlossen und auch erst für Kinder ab 12 Jahren zugelassen, aber man kann nicht immer alles haben…

Reifenpanne

Und plötzlich machte es plopp- flappflappflappflapp. Vorderreifen geplatzt. Aber nicht irgendwo, nein, mitten auf der ewig langen Brücke über den Rio Paraná. Neben der Spur sind hier nur 40cm Platz bis zur Betonbrüstung.
Wo war nochmal das Warndreieck? Während ich den ganzen Bus auf den Kopf stelle um es endlich zu finden, holt Flo schonmal den Wagenheber raus. In rekordverdächtigen 40 Minuten ist der Reifen gewechselt und der alte verstaut. Erstmal von der Brücke runter. Wird auch schon langsam dunkel. Und so endet die Fahrt am nächstbesten Posto.
Posto, der = sowas wie ne Raststätte, also Tanke mit Resto, WCs und Duschen, eben Truckerinfrastruktur.
Im dicht besiedelten Brasilien ist das die beste Möglichkeit für eine Übernachtung an der Strecke. Wir nehmen auch gleich alle die Duschen in Anspruch. Danach geht’s ins Resto. Es gibt, wie so oft in Brasilien, Buffet. Die Kinder lieben das und es ist immer etwas dabei, was sie essen mögen. Erwachsene zahlen 5-6 €, Kinder die Hälfte.
Am nächsten Tag versuchen wir einen neuen Ersatzreifen zu finden, aber leider ist Samstag und schon alle in Frage kommenden Läden zu. Das muss also bis Montag warten. Ebenso wie eine erneute Kühlerreperatur(Nr.5), denn er schafft es nicht das Wasser zu halten und auch zwei Halterungen sind wieder gebrochen. Hoffentlich war das danndie letzte Reparatur bis zur Fähre, die in einem Monat unseren Bus wieder nach Hause bringen

Wir haben uns einen Reifenhändler in Chapeco ausgesucht und standen dort gleich Montagmorgen auf der Matte. Allerdings Fehlanzeige. Er hat unsere Reifengröße nicht und schickt uns zu einem zweiten in der Stadt. Doch auch dort kann uns nicht geholfen werden. Bei Reifenhändler Nr. 3 erfahren wir, dass unsere Reifengröße in Brasilien nicht mehr gefertigt und vertrieben wird. Wir hoffen, dass noch irgend ein Reifenhändler einen im Lager schlummern hat, der nur auf uns wartet. Aber auch Reifenhändler Nr. 4 und 5 können keinen herzaubern. Es folgt eine Internetrecherche welche Reifengröße alternativ in Frage kommt und als wir das herausgefunden haben, ist natürlich Mittagspause. Also gehen wir auch was essen und versuchen danach nochmal unser Glück. Aber, wer hätte das gedacht, auch die alternative Reifengröße gibt es in Brasilien nicht zu kaufen. Nun muss improvisiert werden. Warum verfluxt nochmal musste der Reifen ausgerechnet 30 Tage vor Rückverschiffung kaputt gehen? Wir diskutieren mit den Reifenspezis und entscheiden uns für zwei neue Vorderreifen, die unserer Reifengröße am nächsten kommen. In Deutschland dürfen wir diese Reifen in Kombination mit unseren Felgen nicht fahren und ein Schneeflockensymbol haben sie auch nicht. Hier in Brasilien ist das in Ordnung. Tut weh, aber Sicherheit geht vor.
Es ist kurz vor vier als wir bei der Reifenbutze vom Hof rollen und beschließen noch bei der Kühler-Werkstatt vorbei zu fahren. Dort können wir sofort mit dem Ausbau des Kühlers beginnen. Flo und ich sind inzwischen so routiniert, dass wir es in 15 Minuten schaffen. Dann übernimmt der Werkstattleiter das Löten und Schweißen. Wir sind sprachlos wie professionell und gründlich hier gearbeitet wird und hätten uns so eine Werkstatt schon beim ersten Leck gewünscht. Kurz nach fünf ist der Kühler wieder eingebaut und wir auf dem Weg zum nächsten Posto. Wir können es gar nicht glauben, dass wir alles an einem Tag erledigt haben.

Bonito

In Bonito kommen wir an einem Donnerstag an und suchen uns die Pousada do Peralta als Ausgangspunkt für unsere Touren aus. Da es Nebensaison ist, gehen wir davon aus unsere Touren kurzfristig buchen zu können, aber weit gefehlt. Das Schnorcheln im klaren Rio Sucuri können wir erst in einer Woche buchen und so füllen wir dazwischen die übrigen Aktivitäten ein.

Am Samstag stand Action auf dem Programm. Vormittags machten die Kidis und ich den Hochseilgarten unsicher und nachmittags war Reifen-Rafting angesagt. Was für ein Spaß und in traumhafter Landschaft.

Direkt im Anschluß fahren wir an den Rio Miranda, wo Flo am nächsten Tag Angeln geht. Die Kinder kühlen sich im Fluß ab und ein Ara knabbert meinen Bikini kaputt ;(

Am Montag kommt der angekündigte Regen und die Temperatur fällt von 31 Grad auf 10 Grad. Die Heizung im Bus will nicht anspringen und so muss Flo erstmal einen kleinen Arbeitseinsatz hinlegen bevor es im Bus wieder mukkelig warm wird.

Für meinen Ausflug zur Höhle Abismo Anhumas ist das Wetter zum Glück nicht ganz so wichtig. Der Reitausflug für Flo und die Kinder fällt allerdings wegen des Regens ins Wasser. Abismo Anhumas ist eine Höhle, die über einen See mit glasklarem Wasser verfügt. Die 72m Abstieg zum See musste man sich, bis vor Kurzem, noch selbst Abseilen und später wieder am Seil Aufsteigen. Seit Kurzem geht das über einen Tandem-Seilaufzug. Unten angekommen, starten wir zu einer Bootsfahrt, bei der wir etwas über die Geologie der Höhle erfahren. Einige der Stalagtiten sind Millionen von Jahren alt. Der See ist an der tiefsten Stelle 80m tief und die Wassertemperatur beträgt ganzjährig 18/19°C. Bis auf 18m werde ich mich bei meinem Tauchgang hinunter wagen und die Unterwasser-Stalagmiten und ein versteinertes Saurierskelett genauer ansehen. Etwas mulmig ist mir allerdings schon, da mein letzter Tauchgang schon 13 Jahre her ist und man in der Dunkelheit nicht sehen kann wie weit es bis zur Wasseroberfläche ist und ob man nach oben auftauchen kann. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach zirka einer Stunde komme ich etwas schlotternd, aber sehr glücklich wieder aus dem Wasser. Ich bin froh, dass ich zum Aufstieg nicht mühsam am Seil emporklettern muss, sondern mich vom Aufzug nach oben ziehen lassen kann. Dieser Tag wird mir lange im Gedächtnis bleiben.

Nach zwei weiteren Regentagen können wir endlich zur Hauptattraktion von Bonito aufbrechen – dem Schnorcheln im glasklaren Wasser des Rio Sucuri. Das ist wie ein riesiges Aquarium mit bunten Fischen durch die man sich hindurch treiben lassen kann. Das Wasser hat 23°C. Trotz Neoprenshorty sind die Kinder nach 45 Minuten durchgefroren und legen die letzten 300m im Boot zurück. Sobald sie wieder aufgewärmt sind, sind sie jedoch begeistert von diesem einzigartige Erlebnis.

Pantanal

Das Pantanal ist ein wahrlich paradiesischer Ort. Traumhafte Natur und unglaublich viele exotische Tire, die einem quasi vor der Nase herum spazieren. Mit dem Guide Marcelo haben wir sogar Kaimane gestreichelt.
Auf zwei Bootstouren haben wir folgende Exopten sehen können: Wasserschweine, Riesenotter, Riesenstörche, Brüllaffen, Eisvögel und jede Menge andere Vögel. Nur ein Jaguar wollte sich nicht blicken lassen.
Wir erfuhren, dass es im Pantanal dieses Jahr – nach 3 Jahren ohne Regen – erst recht spät angefangen hat zu regnen und aktuell noch viel Land überschwemmt ist. Das erschwert die Sichtung von Jaguaren. Außerdem gibt es seit dem riesigen Waldbrand von 2021 erheblich weniger Wildtiere. Flora und Fauna werden noch mindestens 2 Jahrzehnte brauchen um sich von dieser Katastrophe zu erholen.
Wir genießen insgesamt 1 Woche auf der Jungle Lodge, die ein super Erholungsort ist. Mylena an der Rezeption ist ein wunderbarer Mensch, der den Aufenthalt für uns noch unvergesslicher macht. Und sogar unsere Reisefreunde – Familie Noak – kommen vorbei. Ein Wiedersehen, das mit Caipirinha gefeiert wird.

Porto Rico

Flo möchte mal wieder Angeln gehen und so checken wir in Porto Rico in einem netten kleinen Hotel ein. Ausser uns gibt es nur einen anderen Gast. Wir genießen die volle Aufmerksamkeit des Hotelpersonals. Der Barmann spielt mit den Kindern Fußball und Tischtennis und stellt nur für uns die Wasserspiele des Pools an. Fernando, der andere Gast, ist ein Sprengmeister und ebenfalls Angler. Er macht einen großen Fang (einen 40kg Pintado-Wels) und lädt uns und die komplette Hotelbelegschaft zum Fischessen ein. Zu doof, dass wir schon in einem Resto gegessen haben… Dennoch sitzen wir bis halb drei zusammen und schaffen es uns mit unserem Spanugiesisch einigermaßen zu verständigen.
Am nächsten Tag unternimmt Fernando mit uns eine Bootstour in seinem Boot. Wir fahren in die Seitenkanäle des Rio Paraná, wo er tags zuvor einen Jaguare gesichtet hatte. Jaguare sehen wir keine, aber es ist auch so eine nette Ausfahrt.

Cidade de Crianca – Irati

Ein wirklich emotionaler Besuch liegt hinter uns. Wir haben für 2 Tage das Kinderdorf in Irati besucht. Vor 31 Jahren wurde es von einem brasilianischen Priester gegründet, der eine Zeit lang in Deutschland unterwegs war. Er gewann, unter anderem, meine Eltern als Unterstützer und sie waren 1995 für einige Zeit im Kinderdorf und haben beim Aufbau geholfen.

Seit mehreren Jahren wird das Kinderdorf von 3 Franziskanerschwestern geleitet und wir werden von ihnen herzlich aufgenommen und bekommen alles gezeigt. Im Kinderdorf leben heute keine Waisenkinder mehr, aber es fungiert als Schule und Hort für die Kinder der Nachbarschaft und bietet auch Kurse für die Mütter an. Die Kinder bekommen hier zwei Mahlzeiten und im Winter warme Kleidung, wenn das Elternhaus diese nicht bereitstellen kann. Finanziert wird das Projekt vor allem über Spenden und Erlöse aus Basaren, deren Waren im Kinderdorf selbst hergesellt werden.
Es war klar, dass wir dort vorbei fahren mussten, wenn wir schon mal in der Gegend sind.

Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich hier informieren:
https://m.facebook.com/asi105

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden:
IBAN: DE 89 4036 1906 0030 1479 01
Kontoinhaber: Kinderdorf Irati e. V.
Hier werden die Spenden aus Deutschland gesammelt.

In den Wellen des Atlantiks toben – Santa Catharina

Wo sollen wir in Brasilien zuerst hinfahren? Wir lassen das Wetter entscheiden.

Am Atlantik soll es noch 25 Grad warm sein und angenehme Wassertemperaturen haben. Also queren wir das Land einmal um nach Florianopolis zu kommen. Dort haben wir ein Apartment in einer Ferienanlage direkt am Strand gemietet. Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen bei soviel Platz und einem Außenpool, einem Innenpool und einem Strand fast für uns alleine. Der Sand ist fein wie Puderzucker und „Florianopolissand“ wird zum stehenden Begriff. Es ist absolute Nebensaison – hier nennen sie es Winter. In Deutschland würde das als 1a Frühsommer durchgehen. Das hat den Vorteil, dass die Strände leer sind und die Preise niedrig, aber auch den Nachteil, dass viele Restaurants geschlossen haben.

Wir genießen ein paar ruhige Tage mit viel Schwimmen, Angeln und gut essen. An unserem letzten Tag auf Florianopolis bekommen wir am Strand ein ganz besonderes Schauspiel geboten: Fischer fahren direkt vor uns ihr Netz aus und holen es wieder ein. Es ist gerade Beginn der Tainha-Saison. Diesen speziellen Fisch kann man nur für 2 Monate im Jahr fangen. Beim ersten Netzeinholen ist ein einzelner Fisch im Netz, aber kurz darauf sehen die Fischer mehrere Fische springen und fahren erneut hinaus. Diesmal gelingt der große Fang. Das Netz ist voll mit Fischen, die von den Fischern wie Holzstücke auf den Strand geworfen werden. Mara bricht das Herz beim Anblick der nach Luft schnappenden Tiere, die auch noch so ruppig behandelt werden und am liebsten würde sie einen heimlich wieder ins Wasser bringen, aber die Fischer haben zwei Kisten angeschleppt und füllen diese randvoll mit Fischen. Mara muss „ihren“ Fisch als letzten oben drauf legen.

Dann tingeln wir die Küste entlang Richtung Norden. Flo geht wieder einmal Angeln und bringt 4 Redsnapper und einen Wolfsbarsch mit nach Hause. Die Redsnapper gibt es einen Tag später gebraten aus der Pfanne und der Wolfsbarsch mundet als vorzügliches Ceviche. Mara ist nichts davon. Als wir anderntags jedoch ein ganz ausgezeichnetes Sushirestaurant entdecken, langt sie wieder ordentlich zu und wir müssen noch zweimal Sushi nachbestellen.

Den Kindern gefällt es super am Meer. Sie genießen das Spiel mit den Welllen und sind kaum noch aus dem Wasser raus zu kriegen. Jeden Abend steht eine ausgiebige Dusche an um die Sandmonster wieder von Sand zu befreien. Der ist echt überall – sogar im Ohr.