Saraguro

Nach der Wanderung auf 4000m machte sich bei einigen von uns die Höhe bemerkbar und wir mussten uns erstmal wieder regenerieren. Zum Glück ging das recht schnell und so konnten wir anderntags den Sonntagsmarkt besuchen. Es kamen viele Saraguro – ein indigenes Völkchen in der traditionellen Tracht aus schwarzen Röcken, bestickter Bluse, einem schwarzen Filzumhang, der mit einer Brosche zusammengehalten wird und schwarzem Filzhut. Allerdings haben wir uns nicht getraut die Leute direkt zu fotografieren…

El Cajas Nationalpark

In Cuenca fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein los und je höher wir in die Berge kamen, desto diesiger wurde es. Von Ferne sah man schon Blitze zucken und es fing bald an zu regnen. Auf 4000m verwandelte der Regen sich sogar in Schneeregen. Wir kamen am Resto der Brüder Prado an und Flo angelt erstmal. Innerhalb von 30 Miunten zogen sie 3 Forellen aus dem Teich, die wir uns für später ausnehmen ließen. Wir aßen in einer kleinen Hütte bei Kaminfeuer zu Abend. Bei Dunkelheit und Nebel kamen sogar noch die Noaks. Wir verbrachten mal wieder einen schönen Abend in unserem Bus. Da es so weit oben nachts recht kühl ist und als Test für unsere Heizung, haben wir diese die ganze Nacht auf niedrigster Stufe laufen lassen. Mit dem Erfolg, dass es im Bus bullig warm war, aber gegen Morgen die Starterbatterien leer waren und es dann wieder kalt wurde. Wir versuchten die Batterien über das Trennrelais von den Aufbaubatterien laden zu lassen, aber das klappte aus irgendeinem Grund nicht. Flo hat dann die vorderen Batterien gebrückt und mit den hinteren Batterien gestartet. Gegen 12:30 Uhr konnten wir endlich zum Ausgangspunkt unserer Wanderung aufbrechen. Auf knapp 4000m Höhe umwanderten wir 5 Lagunen auf einem wunderschönen Weg, der ans schottische Hochland erinnerte. Danach gab es die selbstgeangelten Forellen. Die Nacht verbrachten wir am Eingang des Nationalparks, aber die Heizung ließen wir sicherheitshalber aus…

Cuenca

Von Ingapirca nach Cuenca nahmen wir Jon im Bus mit. Jon ist Amerikaner und bereist Südamerika in zwei Monaten per Anhalter. Er arbeitet und reist seit 5 Jahren abwechselnd und hat schon fast die ganze Welt gesehen. Wir hatten während der Fahrt eine gute Unterhaltung. In Cuenca konnten wir unsere Vorräte auffüllen und ein paar besondere Besorgungen machen. Im „Casa de Filtros“ fand Flo unsere lang gesuchten Ölfilter – und einiges mehr. Unser Stellplatz in der Nähe der Altstadt war wunderbar geeignet um endlich mal wieder Service am Auto zu machen. Wir konnten unseren Abwassertank leeren und die Frischwassertanks auffüllen. Auf dem anschließenden Stadtbummel wurde noch das Guthaben der Simkarte aufgeladen und ich habe eine Bäckerei mit Sauerteigbrot gefunden. Da musste ich zuschlagen.

Ingapirca

Wir besichtigen mit den Noaks die Ruinen einer Tempelanlage der Cañari, die zur Verehrung der Sonne und deren Beobachtung genutzt wurde. Später wurde sie von den Inka übernommen – zur Verehrung des Mondes.
Erst 1960 wurde die Stätte entdeckt und freigelegt.

Alausi

Alausi war bekannt für seine einzigartige Bergbahn, die sich im Zickzack den Hang hinab schlängelte. Dabei musste sie mit einem Stellwerk an jeder „Zacke“ umgesetzt werden. Diese tolle Route wollten wir uns nicht entgehen lassen. Es gab Gerüchte, dass die Bahn nicht mehr führe. Der Reiseführer und die Website der Bahn suggerierten aber, dass sie noch in Betrieb sei. Gewissheit haben wir erst als wir vor Ort sind: Die Bahn fährt nicht mehr. Anscheinend schon seit 3 Jahren und es ist unklar wann sie wieder in Betrieb gehen wird. Die Kinder freuen sich trotzdem zwischen den stehenden Zügen herum zu tollen und wir treffen uns hier mit unseren deutschen Freunden – den Noacks und verbringen einen schönen Abend. Am nächsten Tag besichtigen wir noch die Eisenbahnbrücke, für die angeblich extra Gustav Eiffel bemüht wurde…

Laguna Negra

Wir wollen über die Berge von Macas nach Guamote und weiter nach Alausi. Die Strasse E46 ist keine viel befahrene Strasse und Margit schaut auch extra nochmal im Internet nach ob sie befahrbar ist. Es gibt auf der Strecke nämlich öfters mal Erdrutsche. Tatsächlich gibt es einige Stellen, an denen entweder unsere Spur weggebrochen ist oder die Gegenspur verschüttet wurde. An einer Stelle liegt ein riesiger Felsbrocken mitten im Weg und die Spuren mussten sich neu außen herum organisieren. Außerdem gibt es reichlich Bodenwellen und Schlaglöcher. Glücklicherweise fahren wir bei gutem Wetter und guter Sicht. Als wir abends unseren Stellplatz an der Laguna Negra auf 3500m Höhe erreichen, können wir noch kurz die Ausssicht genießen, dann senken sich die Wolken und als es dunkel wird, sieht man keine 5m mehr weit. Trotzdem hören wir immer noch vereinzelte Fahrzeuge an uns vorbeifahren…

Mirador Indichuri

Nachdem wir heute morgen am Balneario zum ersten Mal unsere Wasserpumpe getestet haben und Flußwasser in unsere Tanks gefüllt haben, konnten wir weiter fahren. Da die Straße hier neu und noch recht wenig frequentiert ist, traue ich mich auch mal ans Steuer des Buses. Wir fahren zum Mirador Indichuri und genießen erstmal die tolle Aussicht über das Flußbett und gönnen uns ein Eis. Am Mirador gibt es auch noch in die Erde eingekratzte Gesichter, deren Münder Eingänge ins Innere des Berges darstellen. Über Tunnel sind drei der 4 Gesichter miteinander verbunden und wir bekommen mit, dass gerade noch ein neuer Tunnel an anderer Stelle gegraben wird. In den Bäumen vor den Gesichtern gibt es eine riesige Schaukel, die die Kinder mindestens eine Stunde lang beschäftigt. 🙂 Zum Sonnenuntergang kommen zwei Touribusse mit internationalen Touristen und einer ecuadorianischen Schulklasse. Ein Glück hatten wir die Aussicht vorhin für uns alleine. Wir dürfen gegen eine kleine Gebühr über Nacht hier bleiben und wollen morgen früh noch einmal zum Sonnenaufgang zum Aussichtspunkt.

Lisan Wasi

Von Angela vom Jardin Botanico haben wir den Tip bekommen uns Lisan Wasi anzuschauen. Es handelt sich um eine Kichwa-Gemeinde, die gemeindebasierten Tourismus anbietet. Die Gemeinde ist nur zu Fuß über eine Hängebrücke erreichbar – oder per Boot. Als wir unseren Bus an der Hängebrücke parken wollen, empfiehlt man uns noch 100m weiter zu fahren. Dort befindet sich das Ballneario Indillama und der Parkplatz ist immer bewacht. Also fahren wir zum Ballneario, das gerade noch in Fertigstellung ist und parken hier. Wir machen uns auf nach Lisan Wasi und finden es nach 20 Minuten Fußweg – allerdings sieht es ziemlich verlassen aus. Als wir etwas durch das Dorf streifen, kommen wir schließlich zum Wasser, wo eine Familie Wäsche wäscht. Ein Junge flitzt in Badeshort vor uns über den Weg um kurz darauf in traditioneller Tracht und mit Trommel wieder hinter uns aufzutauchen und uns eine Tour durch das Dorf anzubieten. Wir lassen uns von ihm führen und treffen auf zwei seiner Freunde, die uns ebenfalls begleiten und sich schnell noch Ketten und eine Tonflöte umwerfen. Wir dürfen im Versammlungshaus des Dorfes einen kalten Tee probieren, der aus irgendwelchen Pflanzenblättern gebraut wird und erfahren, dass in Lisan Wasi nur 30 Personen leben. Anschließend geht es zum Mirador, von dem aus man die Flußbiegung überblicken kann und auf einer Schaukel über den Abgrund schaueln kann. Das müssen wir testen! Die Kinder können gar nicht genug davon kriegen. Zum Schluß werden wir noch zum Handwerksladen geführt und könnten uns hier mit Teeblättern, Baströckchen und Armbändern eindecken. Die Kinder dürfen sich jeder ein Armband aussuchen; schließlich möchten wir die Gemeinde ja ein wenig unterstützen. Man könnte hier auch in Hütten übernachten und ab und zu gibt es wohl auch Tanzvorführungen, aber wir wandern wieder zurück zu unserem Bus und baden im Fluß.

Am nächsten Morgen gehen Flo und Lasse Angeln und sehen dabei die Männer eines benachbarten Wasi in Baströcken und Kopfschmuck umherlaufen. Wir fragen im Balneario ob ein bestimmter Festtag sei und man antwortet, dass heute ein Fest vergleichbar mit dem christlichen Weihnachten wäre. Oha, das ist ja ne große Sache. Wir trauen uns als Ausländer aber nicht dem beizuwohnen. Man weiß ja nicht wie die Einheimischen das so finden, außerdem lange unsere Würstchen quasi schon auf dem Grillrost…

Puyo

Paseo de los Monos

Puyo hält für uns Einiges bereit. Hier gibt es eine Auffangstation für Wildtiere, die illegal gehandelt oder als Haustiere gehalten wurden – hauptsächlich Affen. Insgesamt gibt es hier 6 unterschiedliche Affenarten. Schon am Parkplatz kommen uns sehr niedliche Exemplare entgegen und betteln um Nahrung. Nach einer kurzen Einweisung dürfen wir auf einem Pfad durch den Dschungel wandern. Ein freches Äffchen springt auf Maras Schultern und zieht ihr fürchterlich an den Haaren. Als wir wieder am Parkplatz ankommen und gefragt haben ob wir hier für eine Nacht stehen können, springt mich ein Affen von unserem Auto aus an. Es ist ein kleines Kapuzieneräffchen, das offensichtlich an Menschen gewöhnt ist. es schmiegt sich in meinen Arm. Ich versuche es zu ignorieren, da wir instruiert wurden die Tiere nicht zu streicheln. Es klammert sich an mich und kuschelt. Mara und Lasse wollen es auch mal auf dem Arm haben und es wandert zu ihnen hinüber. Kurz darauf verrichtet es sein Geschäft auf Maras T-Shirt, kurz darauf auch nochmal auf meinem, aber so einem putzigen Affen kann man ja nicht böse sein. Genug ist es jedoch als das Äffchen dann aus heiterem Himmel Mara in den Arm und Finger beißt. Zum Glück sind hier sowohl alle Affen und natürlich auch wir geimpft und so behandeln wir die Wunde und halten uns von nun an von den Affen fern.

Jardin Botanico des las Orquideas

Als wir am Orchideengarten ankommen werden wir von einer deutschen Volontärin empfangen, die uns zum Ausgangspunkt der Führung bringt. Der Orchideengarten ist ein Projekt, das von Omar Taeyu ins Leben gerufen wurde und inzwischen von seiner Tochter Angela weiter geführt wird. Omar hat vor 40 Jahren 6 ha Ackerland gekauft und es durch Bodenverbesserung wieder für einen Regenwald vorbereitet. Er hat im ganzen Land endemische Pflanzen gesammelt und hier angesiedelt und inzwischen kann man durch einen wunderbaren Urwald wandern. Während unserer 2,5-stündigen Führung lernen wir die unterschiedlichen Pflanzen und ihre Verwendung näher kennen. Es gibt hier Orchideen, die sehr selten sind und manche davon blühen nur für einen halben Tag lang im Jahr. Es ist erstaunlich was in 40 Jahren für ein wunderschöner Wald entstehen kann. Außerdem wird hier eine kleine Gärtnerei betrieben in der gefährdete Pflanzen gezüchtet werden für Wiederaufforstungsprojekte in kleinen Komunen. Wir erfahren, dass Omar noch ein anderes Grundstück mit 65ha hat, das er ebenfalls renaturiert. Ein tolles Projekt!

Pailon del Diablo

Nach einer langen Fahrtstrecke von der Küste in die Anden befreien wir unseren Bus bei Riobamba vom Salznebel und überqueren dann auf einer kleinen Passstrasse die 4000m hohe Andenkette in der Nähe des 6236m hohen Chimboraz-Vulkans, der oben schon im Schnee und in den Wolken steckt. Unser Ziel ist die Ruta de las Cascadas. So nennt sich der Abschnitt zwischen Banos und Puyo weil es hier mindestens 15 Wasserfälle gibt. Die meisten sind recht klein da im Moment Trockenzeit ist und wir beschließen uns den Pailon del Diablo näher anzusehen. Das ist ein relativ großer Wasserfall, den man auf zwei unterschiedlichen Wegen erkunden kann und sogar bis ganz hinter den Wasserfall kommt. Der Weg ist spektakulär. Es geht über Hängebrücken und man sieht die Gischt Regenbögen zeichnen. Man kommt sich fast vor wie in einer Kulisse aus „Herr der Ringe“.

Salango – Hosteria Islamar

Bernhard und Maria, das Schweizer Pärchen hatten uns diesen Campingplatz empfohlen. Der Platz wird auch von einem Schweizer und seiner ecuadorianischen Frau geführt (Christian und Ana). Allerdings standen wir vor verschlossenen Pforten und mussten ein paar Minuten warten bis sich auf unser Klingeln hin das Tor öffnete. Wir erfuhren, dass die Schweizer gerade im Urlaub in der Schweiz sind und Jan (Deutsch-Tscheche) und seine Frau Daisy(Ecuadorianerin) die Obhut über den Campingplatz haben. Jan lies uns ein und zeigte uns einen Platz zum Campieren. Die Aussicht dieses Ortes verschlug uns fast die Sprache. 270° Meerblick, vor uns die Insel Salango und wir hatten den Campingplatz anfangs ganz für uns alleine. Wären wir am Vormittag angekommen wäre Jan noch nicht da gewesen und wir hätten weiter fahren müssen. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Jan und Daisy haben eine Tochter(Clara) in Maras Alter und die beiden haben sich sofort angefreundet. Mara konnte so ein wenig Spanisch üben und Clara Deutsch. Sie luden uns am zweiten Tag zum Abendessen in das Haupthaus ein und Mara durfte bei Clara übernachten. Lasse fand sogar noch ein paar deutsche Comics, die von Christians Sohn stammen mussten und so verbrachten wir einen schönen Abend.

Der Campingplatz hatte einiges zu bieten. Natürlich gab es einen grandiosen Mirador, der die Bucht überblickte. Lasse hat dort seinen Drachen steigen lassen und ganz in der Nähe konnte ich einen riesigen Leguan entdecken. In der ehemaligen Taverne des Geländes konnte man weiße Fledermäuse sehen und für Kinder gab es eine kleine Abenteuerstrecke mit Abseilen und Leitern zu bieten. Früher gab es wohl auch noch eine kleine Seilbahn, die aber wegen zu großem Wartungsaufwand irgendwann abgebaut wurde. Außerdem gibt es einen Weg zum Strand hinunter, den Flo mehrmals täglich zum Angeln aufsuchte. Ich hoffte noch Wale sehen zu können, auch wenn die eigentliche Walsaison hier nur bis Ende September geht und wir schon Anfang Oktober hatten – und ich hatte Glück. Am dritten Tag sprangen die Wale direkt vor unserem Stellplatz aus dem Wasser. Es war ein wunderbares Schauspiel. Einen Nachmittag bin ich zusammen mit Demian, einem anderen schweizer Reisenden, mit einem Fischer rausgefahren um die Wale aus der Nähe zu beobachten. Das sind schon wahnsinnig große Tiere.

Am Sonntag wurde in Salango dann sogar noch das Festival Balsa Mantena veranstaltet – ein Fest zur Bewahrung der Kichwa-Traditionen. Es kamen Gruppen aus dem ganzen Land, die verschiedene Vorführungen machten, zum Beispiel Tänze, Zeremonien und es wurde ein traditionelles Bambus floß zu Wasser gelassen. Wir landeten aus versehen erstmal im Backstage-Bereich und haben ein paar lustige Fotos schießen können. Ulkigerweise kamen auch Leute auf uns zu, die sich gerne mit uns fotografieren lassen wollten.

Demian war auch da und hat mit seiner Fotoausrüstung sehr profesionelle Fotos gemacht. Danke Demian, dass ich die für unseren Blog mitverwenden darf.

Am letzten Tag fiel Flo noch auf, dass unser Stabilisator auf den Schlaglochpisten Schaden genommen hat. Wir haben eine Schraube verloren und nun hing er links nur noch am Niet. Kurzerhand wurde der Niet ausgebohrt und durch Schrauben ersetzt. Hat natürlich mal wieder länger gedauert als gedacht, aber so konnten wir guten Gewissens weiter fahren.

Nationalpark Machalilla

Als wir in San Lorenzo aufwachten, war es bedeckt und wir beschlossen die Ortschaft zu erkunden und ein paar Einkäufe zu tätigen. Allerdings waren die Bürgersteige hier hochgeklappt und das Örtchen kam uns so abweisend vor, dass wir schnell weiter gefahren sind. Zu Mittag aßen wir in einem kleinen Örtchen an der Ruta de Spondyclus. Es gab Krabbensuppe und panierten Fisch mit toller Aussicht aufs Meer. Flo bestellte ein phantastisches Ceviche. Sehr lecker.  Im Nationalpark Machalilla wollten wir uns den Strand Los Frailes ansehen, waren aber etwas zu spät dran. Der Strand ist nur bis 16 Uhr geöffnet (Einlass bis 15 Uhr) und man empfahl uns ins 7km entfernte Agua Blanca weiter zu fahren, wo wir auch campen könnten. Agua Blanca ist ein Dorf der Kichwa, das Einblick in die indigene Kultur gibt. Man kann dort ein Museum mit archäologischen Funden besuchen, Kunsthandwerksstände begutachten und sich in einer schwefelhaltigen Lagune mit heilender Erde einreiben und baden. Da die Kinder unbedingt Baden wollten, haben wir die Reihenfolge geändert und mit der Lagune angefangen. Das war eine Oase im Trockenwald und wir hatten sie fast für uns alleine. Nach einer Gesichtsmaske und einer Dusche konnten wir vom Aussichtspunkt noch den Sonnenuntergang ansehen und beschlossen an der Lagune zu übernachten. Von einer Einwohnerin des Dorfes erfuhren wir, dass die verdorrten Bäume und Büsche ringsherum im Frühling, wenn es viel regnet, wieder grün werden und wir gerade zur Trockenzeit gekommen sind. Am nächsten Morgen holten wir den Museumsbesuch nach, der sehr interessant war. Unser Führer erzählte uns so Einiges über die Bestattungsweise der Kichwa und zeigte uns erst kürzlich entdeckte Urnenfunde an Ort und Stelle. Am Kunsthandwerksstand deckten wir uns mit einer Tonflöte und einem Räuchergefäß mit Palosanto-Kegel ein, was wir hoffentlich heile mit nach Hause bringen können. Danach fuhren wir zurück zum Strand Los Frailes und verbrachten dort den sonnigen Vormittag mit Bodysurfen. Den Kindern hat der Strandbesuch super gefallen. Zum Mittagessen legten wir einen Stop in Puerto Lopez ein und fuhren danach zu unserem Etappenziel, dem Campingplatz Islamar am Mirador von Salango.

Auf dem Weg zum Pazifik

Irgendwann geht der schönste Besuch zu Ende und wir wollen ja hoffentlich noch Wale am Pazifik sehen. Also fuhren wir Richtung Quito und passierten den Äquator (Mittad del Mundo).

Die Umfahrung der Hauptstadt hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen und so war es schon 16:30 als wir am Naturreservat El Boliche südlich von Quito ankamen. Den Parkplatz hatten wir für uns und standen bei 3500m Höhe in einer schwarwaldähnlichen Landschaft. In dieser Nacht mummelten wir uns zusätzlich in die drei Wolldecken ein, dir wir extra in Otavalo gekauft hatten. Morgens war es ziemlich kalt und Flo testete ob die Heizung bei dieser Höhe noch einwandtfrei funktionierte. Bald war es mollig warm im Bus.

Wir fuhren auf der E30 weiter Richtung Küste und passierten zwei Pässe mit 4000m Höhe. Der Bus hat das gut mitgemacht und man muss erwähnen, dass die Straßen in Ecuador viel besser sind als in Kolumbien. Sie sind breiter und weniger steil angelegt.

Einen Zwischenstop machten wir an der Laguna Quilotoa auf 3800 m Höhe. Der Ort war allerdings so touristisch und der kalte Wind fegte uns fast von den Füßen,  dass wir von einer Wanderung um den See Abstand nahmen und stattdessen ein Mittagessen am Aussichtspunkt einnahmen. 

Danach ging es weiter durch karge Berge, bis wir auf der Westseite der Anden wieder hinunter fuhren.  Ab kurz nach dem Pass steckten wir für ca. 3000 Höhenmeter in einer dicken Wolkenschicht und die Vegetation wandelte sich zu saftigem grünen Dschungel. Je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es auch.

Unser Etappenziel war die Hostaria Nunganan auf 800m Höhe. Hier durften wir an einem kleinen Flußlauf campen. Wir waren die einzigen Gäste und genossen die Wärme und Ruhe. 

Am anderen Morgen erkundeten wir kurz das Gelände, das noch einen kleinen See, eine BMX-Strecke, eine Seilbahn, einen Pool mit Bergwasser und einiges mehr zu bieten hatte. 

Nach dem Frühstück ging es weiter Richtung Küste. Wir hatten eine lange 270km-Etappe vor uns, die diesmal nur über ca. 500m hohe Hügel führte und wahnsinnig schön war.

Als es schon dämmerte, fuhren wir bei Manta durch militärisches Sperrgebiet mit toten Bäumen soweit das Auge reicht. Das war ziemlich gespenstisch und wir hatten das so nah an der Küste nicht erwartet.

Kurz darauf umfuhren wir Manta auf der Straße zur Ölrafinerie. Auf deren 5-6 Spuren war so gut wie niemand unterwegs. Kurz vor der Einmündung auf die E15 kam dann noch Küstennebel auf und man fühlte sich in der unwirklichen Landschaft fast wie in einem Gruselfilm. Im Nebel änderte sich die Landschaft sofort wieder in grünen Dschungel und es klarte sogar ein wenig auf als wir zum Sonnenuntergang in San Lorenzo am Strand aufschlugen.

Cotacachi

Anderntags machten wir uns auf nach Cotacachi. Flo hat über das Allrad-Lkw-Forum Bekanntschaft mit Jens gemacht, der uns zu sich eingeladen hat. Jens und seine Frau Kristine haben sich vor 12 Jahren nach ihrer Südamerikareise entschieden (erstmal) in Ecuador zu bleiben. Jens ist talentierter Zimmermann und baut und verkauft Häuser. Die beiden haben uns gleich nach Ankunft zum ersten deutschen Stammtisch in Cotacachi mitgenommen, wo wir auf ca. 5 andere deutschen Familien trafen,  die seit 2-20 Jahren in Cotacachi leben.  Der Organisator verdient sich seine Brötchen als Bäcker und hat uns zum Abschied noch zwei Sauerteig-Baguettes zugesteckt. Die haben klasse geschmeckt. Danke!

Jens und Kristine sind super herzliche Menschen. Sie haben sich die nächsten 3 Tage viel Zeit genommen und mit uns die Stadt besichtigt und den Markt in Otavalo und Kristine hat mit den Kindern Feuer machen geübt (mit Feuerstein und Eisen) und Perlen gefilzt. Außerdem haben wir den Gringomarkt besucht, noch mehr Brot gekauft und eine Wanderung an der Lagune Guicocha oberhalb von Cotacachi unternommen.  Cotacachi liegt bei ca. 2450m Höhe und die Lagune und der Kraterrand sind bei 3000-3500m Höhe. Unser bisheriger Höhenrekord.

Vielen Dank an Jens und Kristine für die tolle Zeit, die netten Gespräche und etwas Normalität in unserem Vagabundendasein.

Auf nach Ecuador!

Irgendwann fühlten wir, dass es an der Zeit war ein neues Land zu erkunden und machten uns auf zur ecuadorianischen Grenze bei Ipiales.

Jens hatte uns eine Liste geschickt welche Schritte man nacheinander durchlaufen muss und welche Dokumente man wo benötigt. Damit war der Grenzübertritt ein Klacks und in 3,5-4 Stunden waren wir und das Auto aus- und eingecheckt. Danke Jens! Unsere restlichen kolumbianischen Pesos haben wir bei den etwas dubiosen Geldtauschern in Dollar gewechselt und eine neue Telefonkarte haben wir auch registriert. Da es ca. 17 Uhr war als wir endlich mit dem Prozedere durch waren, suchten wir recht bald einen Standplatz nahe der Panamericana. Fündig wurden wir bei einem Haus eines älteren Ehepaares, das uns freundlicherweise auf dem Parkplatz vor dem Haus stehen lies. Was weder sie noch wir wußten war, dass in dem oktagonähnlichen Nachbargebäude heute die Nacht zum Tag gemacht werden sollte. Als wir gerade in die Koje verschwunden waren, fing die Musik an zu wummern und hörte bis um 9 Uhr am nächsten Morgen nicht auf. Zum Frühstück sahen wir eine handvoll Leute aus dem Gebäude wanken. Der eine war so bedüdelt, dass er rückwärts über einen Zaun flog.

Wir telefonierten mit Hagen und Albertine, die unser Haus mieten und machten uns dann auf den Weg zur Laguna de Yahuarcocha. Eigentlich nur eine Stunde Fahrt entfernt in der Nähe von Ibarra.

Allerdings gerieten wir nach 10 Minuten in San Gabriel in ein Radrennen. Für große Fahrzeuge wie unseren Bus gab es leider keine Umfahrung und so mussten wir 3 Stunden warten bis die Strecke wieder frei war. Während wir warteten wurden wir von einem Berliner Pärchen auf Rädern angesprochen. Emelie und Alexander sind seit 2,5 Jahren mit ihren Rädern in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs. Ich bewundere die beiden, wie sie das bergige Kolumbien gemeistert haben. 

Irgendwann nachmittags kamen wir auf der Finca Sommerwind an. Das ist ein Campingplatz, der von Hans, einem deutschen Auswanderer, geführt wird.

Dort gibt es Schwarzwälder-Kirschtorte, diverse Kuchen, Marmeladen, selbstgebackenes Brot und deutsche Biere – außerdem kann man im Biergarten Würstchen mit Sauerkraut und Wiener Schnitzel essen.

Die übrigen Gäste waren fast ausschließlich Deutsche oder Schweizer und wir unterhielten uns ein wenig mit Bernhard und Maria aus der Schweiz, die schon seit 3 Jahren Südamerika bereisen. 

Für den nächsten Tag waren wir mit den Noacks auf dem Platz verabredet. Wir nutzten den Vormittag um mal wieder zu Wäsche zu Waschen und machten einen kurzen Stadtbummel in Ibarra, das uns allerdings nicht so umgehauen hat.

Zurück bei Hans, waren die Noack schon eingetroffen und wir setzten uns für ein paar Stücke Kuchen in den Biergarten.  Gerade als wir Jens fragten ob er die verrückten deutschen Radler gesehen hatte,  bogen diese zum Tor herein.

Ein lustiger Abend in deutschsprachiger Runde war vorprogrammiert…