Gefangen im Paradies

Nachdem wir ausgeknobelt hatten woher wir eine Wasserpumpe bekommen und wie wir diese zu uns schicken lassen könnten, erreichte uns die Nachricht, dass die Zufahrtsstraße nach Puerto Maldonado gesperrt ist. Der peruanische Präsident hatte vor 1 Woche versucht das Parlament aufzulösen. Daraufhin wurde er vom Parlament seines Amtes enthoben und in U-Haft genommen. Bisher war es im Land noch recht ruhig geblieben, aber nun startete die Protestwelle. Castillo hat besonders im südlichen Bergland viele Anhänger und diese zeigen ihren Unmut mit Strassensperren. Puerto Maldonado hat zwei Straßenverbindungen. Eine ins Gebirge und eine in den brasilianischen Dschungel. Beide waren dicht und die Zahl der Straßensperren wuchs täglich. Richtung Puno lagen ca. 6 Blockaden vor uns, Richtung Brasilien „nur“ 2. Wir erfuhren über unsere Overlander-WhatsApp-Gruppe von einem holländischen Pärchen, das ebenfalls in Maldonado festsaß und nahmen zu ihnen Kontakt auf. Die beiden hatten versucht aus Maldonado wegzufahren, waren aber nach 100km von den Protestierenden zum Umkehren gezwungen wurden. Wir saßen mit Magda und Marco also fest und die Pumpe konnte auf dem Landweg auch nicht nach Maldonado kommen. Wir kümmerten uns also um Beschaffung in Deutschland und Versand per UPS nach Bolivien – wo wir ja eigentlich als Nächstes hinwollen. In Maldonado waren in kurzer Zeit keine Touristen mehr zu sehen. Wer konnte, hatte sich ausfliegen lassen. Immerhin war der Flughafen in Maldonado noch nicht blockiert, wie z.B. der in Arequipa und Cusco. Flo nutzte die Gelegenheit um noch zweimal Angeln zu gehen und seinen prächtigen Fang verwandelte Blanca in köstliche Mittagessen für alle Anwesenden.

Wir verfolgten täglich die Situation auf den Straßen und hofften auf ein Ende der Proteste, das sich jedoch nicht abzeichnen wollte. Die Entscheidung Castillo nicht aus der U-Haft zu entlassen und auch keine vorgezogenen Wahlen stattfinden zu lassen, befeuerten das Ganze nur noch. Nach ca. 1 Woche Rumgammelei erfuhren wir über die Polizei, dass für die nächsten zwei Tage eine Aufhebung der Straßensperren in Richtung Brasilien stattfindet. Maldonado musste ja auch mal wieder mit Gütern versorgt werden. Wir verabredeten unsere Flucht für den nächsten Tag, ein Sonntag, zu Sonnenaufgang. Also schnell nochmal Lebensmittel auf dem Markt einkaufen. Die Auswahl dort war schon ein kleinwenig eingeschränkt und die Waren fast doppelt so teuer. Als ich mit Magda einen Supermarkt suchte, hatte erst der dritte geöffnet, aber immerhin hatten wir bald alles was wir brauchten beisammen und waren zur Abfahrt gerüstet.

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