Gescheiterte Navigation

Man, was für ein Tag. Wir sind heute nicht dort angekommen wo wir wollten und ich nehme das zum Anlaß etwas über unsere Navigation zu schreiben. Wir benutzen die Openstreetmaps und Googlemaps um unsere Route zu finden und iOverlander um Stellplätze oder beispielsweise Gasunternehmen zu finden, die unseren Tank befüllen können. 

Manchmal sind google und osm unterschiedlicher Meinung welcher Weg der Beste ist. Dann muss man abwägen. Bei osm haben wir keine Höhenlinien ( die sind nur im kostenpflichtigen Abo enthalten, das wir noch nicht geschafft haben zu kaufen), aber man kann immerhin einstellen, dass man ein Lkw ist und kein Pkw und man sieht die Art der Straße farblich dargestellt. Rot ist Autobahn, orange Bundesstraße, gelb Landstraße, weiß Nebenstraße und weiß mit braunen Strichen Feldweg.

Andererseits hat google aktuellere Informationen zu Staus, Unfällen etc. und wenn das Netz gut genug ist, sieht man das Relief auch ein bisschen.

Meist orientiere ich mich jedoch an der größeren Straße, also der Farbmarkierung.

Heute fuhren wir auf der Bundesstraße 60, einer gut ausgebauten orangenen Straße, aber google und osm waren sich einig, dass wir diese verlassen sollten und auf einer gelben Straße in die Berge abzweigen sollten. Die gelbe Straße war allerdings nur eine Spur breit und hatte einen Kiesbelag. Nach kurzer Zeit kam uns das komisch vor und wir überlegten umzukehren. Aber wir hatten schon öfter für kurze Abschnitte solche Straßen gehabt, die später wieder besser wurden und außerdem fuhr vor uns ein Lkw, also konnten wir nicht komplett falsch sein. 

Die Straße entwickelte sich allerdings eher zu einem Feldweg und der Lkw war auf einmal auch verschwunden. Die Karte zeigte an, dass die Straße in einigen Kilometern sogar zu einer weißen Nebenstraße werden sollte. Wenn das hier eine Hauptstraße war, wollten wir lieber nicht wissen wie eine Nebenstraße aussah. Außerdem passte die Fahrbahn nicht zu unseren bisher gefahrenen gelben Straßen. Die waren alle besser ausgebaut. Wir beschlossen doch umzukehren und ein kurzes Stück zurück zu fahren, wo eine ebenfalls gelbe Straße ins Tal abzweigte. Dieser Abzweig wurde uns fast zum Verhängnis. Zum Einen war er weiterhin einspurig und geschottert, mit ordentlich Schlaglöchern und zum anderen war er ziemlich steil. Nach unserer Erfahrung von Oiba, wusste ich, dass wir diese Straße zwar runter, aber sicher nicht mehr rauf kommen würden. Kaum hatte ich das ausgesprochen, stand vor uns ein Schild „Via cerrada“ (Straße gesperrt). Ich bin also ausgestiegen und die Straße hinuter gelaufen, weil noch nicht zu erkennen war, dass es ein Hindernis gab. Zirka 750m weiter unten wurde dann aber tatsächlich an der Straße gebaut und man hatte gerade Pflastersteine einbetoniert. Ich versuchte mit den Arbeitern zu reden ob wir da morgen mit irgendwelchen lastverteilenden Holzkostruktionen drüber fahren könnten, aber die waren absolut dagegen. Immerhin wollte uns einer der Arbeiter helfen einen Ausweg zu finden und ist mit mir auf dem Motorrad zurück gefahren um zu sehen wo der Bus steht und welchen alternativen Weg wir nehmen könnten. Etwa 50m oberhalb der Stelle wo wir standen, zweigte ein Feldweg (weiß mit braunen Strichen) ab. Da wir nicht einschätzen konnte wie die Steigung im weiteren Verlauf des Weges ist, fuhr der Arbeiter ihn mit mir ab. Dabei hat er mich die ganze Zeit in Spanisch zugebrabbelt und ich habe so gut wie nichts verstanden, außer: „Das packt der Bus. Da kommt er hoch.“ Optimismus in Ehren, aber die letzte Steigung kam mir verdammt steil vor. Das würde der Bus nicht schaffen.  Kurz vorher gab es allerdings einen Abzweig Richtung Tal. Laut unseren Karten existierte dieser Abzweig gar nicht…Als wir zurück am Bus waren, versuchte der Arbeiter Flo alles zu erklären, aber der verstand ihn genauso wenig wie ich. Er bot an uns voraus zu fahren und uns den Weg entlang zu lotsen und wir beschlossen es zu versuchen. Eine andere Möglichkeit hatten wir auch nicht. Flo wendete den Bus in zwei Zügen auf der abschüssigen Schotterstraße und manövrierte ihn den Feldweg entlang. Teilweise war dieser so schmal, dass wir die Büsche und Bäume streiften, wobei wir unsere vordere Positionsleuchte einbüßten. Bei dem nicht eingezeichneten Abzweig trafen wir auf einen anderen Mopedfahrer. Der Arbeiter und er unterhielten sich kurz ob wir den Abzweig nehmen könnten. Der Mopedfahrer fand das keine gute Idee, der Arbeiter war jedoch weiterhin optimistisch. Die nächste Kurve war so eng, dass wir sogar rangieren mussten um rum zu kommen. Eine sehr angespannte Stunde lange fuhren wir so bangend durch die Pampa bis wir irgendwann wieder auf der „gelben“ Straße unterhalb der Baustelle herauskamen. Wir bedankten uns bei dem Bauarbeiter mit Dosenbier und einen Obulus für seine Mühe. Inzwischen war es kurz nach 17 Uhr und es begann langsam zu dämmern.

Den Rest des Weges ins Tal sind wir alleine weiter gefahren – nicht weniger abenteuerlich – und kamen bei völliger Dunkelheit endlich wieder auf der Bundesstraße 60 an – 11km nach der Stelle, an der wir 3 Stunden zuvor angebogen waren.

Dann mussten wir noch weitere 30 Minuten auf der Bundesstraße über die Berge fahren bis wir das nächste Örtchen(Sáchica) erreichten, wo wir an der Tankstelle ein noch geöffnetes Restaurant fanden, an dem wir auch die Nacht verbringen konnten. 

Fazitz: Auf die Naviapps und die hinterlegten Straßendaten ist nicht unbedingt Verlaß, was uns eine völlig überflüssige Gurkerei mit widrigen Umständen einbrachte und unseren Kindern ein kleines Bergtrauma, das wir hoffentlich mit anderen positiven Erlebnissen wieder heilen können.

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