In den Wellen des Atlantiks toben – Santa Catharina

Wo sollen wir in Brasilien zuerst hinfahren? Wir lassen das Wetter entscheiden.

Am Atlantik soll es noch 25 Grad warm sein und angenehme Wassertemperaturen haben. Also queren wir das Land einmal um nach Florianopolis zu kommen. Dort haben wir ein Apartment in einer Ferienanlage direkt am Strand gemietet. Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen bei soviel Platz und einem Außenpool, einem Innenpool und einem Strand fast für uns alleine. Der Sand ist fein wie Puderzucker und „Florianopolissand“ wird zum stehenden Begriff. Es ist absolute Nebensaison – hier nennen sie es Winter. In Deutschland würde das als 1a Frühsommer durchgehen. Das hat den Vorteil, dass die Strände leer sind und die Preise niedrig, aber auch den Nachteil, dass viele Restaurants geschlossen haben.

Wir genießen ein paar ruhige Tage mit viel Schwimmen, Angeln und gut essen. An unserem letzten Tag auf Florianopolis bekommen wir am Strand ein ganz besonderes Schauspiel geboten: Fischer fahren direkt vor uns ihr Netz aus und holen es wieder ein. Es ist gerade Beginn der Tainha-Saison. Diesen speziellen Fisch kann man nur für 2 Monate im Jahr fangen. Beim ersten Netzeinholen ist ein einzelner Fisch im Netz, aber kurz darauf sehen die Fischer mehrere Fische springen und fahren erneut hinaus. Diesmal gelingt der große Fang. Das Netz ist voll mit Fischen, die von den Fischern wie Holzstücke auf den Strand geworfen werden. Mara bricht das Herz beim Anblick der nach Luft schnappenden Tiere, die auch noch so ruppig behandelt werden und am liebsten würde sie einen heimlich wieder ins Wasser bringen, aber die Fischer haben zwei Kisten angeschleppt und füllen diese randvoll mit Fischen. Mara muss „ihren“ Fisch als letzten oben drauf legen.

Dann tingeln wir die Küste entlang Richtung Norden. Flo geht wieder einmal Angeln und bringt 4 Redsnapper und einen Wolfsbarsch mit nach Hause. Die Redsnapper gibt es einen Tag später gebraten aus der Pfanne und der Wolfsbarsch mundet als vorzügliches Ceviche. Mara ist nichts davon. Als wir anderntags jedoch ein ganz ausgezeichnetes Sushirestaurant entdecken, langt sie wieder ordentlich zu und wir müssen noch zweimal Sushi nachbestellen.

Den Kindern gefällt es super am Meer. Sie genießen das Spiel mit den Welllen und sind kaum noch aus dem Wasser raus zu kriegen. Jeden Abend steht eine ausgiebige Dusche an um die Sandmonster wieder von Sand zu befreien. Der ist echt überall – sogar im Ohr.

Chiloe

Ancud

Heute haben wir nach Chiloe übergesetzt.
Die Insel empfing uns mit einem warmen Nieselregen.
Wir beziehen erstmal Station am Mirador von Ancud und erkunden das Örtchen. Es gibt viele bunte Holzhäuser, Holzkirchen und ein kostenloses Heimatmuseum, in dem wir so einiges über die Geschichte Ancuds erfahren. Außerdem gibt es eine Replika des Schiffes „Ancud“ zu sehen, das einst die Magelanstraße entlang gesegelt ist. Beachtlich ist auch das 20m lange Skelett eines Blauwals

Puñihuil

Bei Puñihuil liegt eine kleine Inselgruppe auf der Humboldt-Pinguine, Robben und andere Seevögel zu beobachten sind, wie zum Beispiel der schwarze Kormoran, den man auf den schwarzen Felsen kaum erkennen konnte.
Hinterher gab es es zur Stärkung gigantische Empanadas.

Castro

Castro ist ein schnuckeliges, kleines Städtchen mit bunten Holzhäusern und netten Geschäften. Am heutigen Samstag war sogar das Gran Festival Costumbrista Chilote – ein Fest bei dem die alten Brauchtümer von Chiloe aufleben. Es wurden Tänze, Handwerkkunst und traditionelles Essen dargeboten. Wir haben uns Grillspieße und „curanto“ schmecken lassen. Curanto ist ein Gericht auch verschiedenen Fleisch- und Muschelsorten mit Kartoffel und einem dubiosen, kartoffelbreiähnlichen Teig.

Quellon

Quellon markiert das Ende der Panamericana. Ansonsten bietet die kleine Ortschaft nicht viel. Wir stehen in der Nähe des Anlegers und werden von hier aus nach Chaitén übersetzen um unsere Reise auf der Carretera Austral fortzusetzen.

Lima

Perus Küste scheint eine riesige Wüste zu sein. Kilometerweit nur Sand. Wir konnten die Panamericana zum Glück meist mit 80 Sachen entlang brettern um diesen öden Streckenabschnitt schnell hinter uns zu lassen. Den Molloch Lima haben wir uns auch gespart und haben erst südlich davon in einem Vorort angehalten, wo wir campen wollten. Der Platz war in einer wohlhabenden gated community direkt am Strand. Allerdings waren dort gerade Dreharbeiten für einen Toyota-Werbespot im Gange und wir mussten bis 18 Uhr warten bis wir unseren Parkplatz beziehen konnten. Der Hausherr vermietet quasi den Parkplatz auf der Strasse vor seinem Haus…sehr geschäftstüchtig. Er und seine Frau waren allerdings sehr nett und wir blieben ganze 3 Tage dort und haben mal wieder Brot gebacken und die Kinder haben das Meer genossen. Die Wellen waren gigantisch. Am letzten Tag mussten wir umparken wegen eines Nachbarschaftsfestes, das der Hausherr vor seinem Haus organisiert hatte mit Flohmarkt, Essensständen und anderen Verkaufsständen des lokalen Gewerbes. Den krönenden Abschluß bildete ein Bingo, bei dem man als Hauptgewinne 500 Soles(120€) Bargeld und 2 Hotelaufenthalte gewinnen konnten. Man merkt, dass man hier in einer etwas wohlhabenderen Ecke gelandet ist.
Einige Tage später erfuhren wir beim Tanken, dass eine peruanische Tankwartin 12h pro Tag arbeiten muss und das 6 Tage pro Woche. Dafür bekommt sie 350 Soles(86€) pro Woche. Urlaub gibt es nicht. Das monatliche Durchschnittsgehalt in Peru lag 2021 bei 445€.
Da wird man mal wieder daran erinnert, wie gut man es hat…

Salango – Hosteria Islamar

Bernhard und Maria, das Schweizer Pärchen hatten uns diesen Campingplatz empfohlen. Der Platz wird auch von einem Schweizer und seiner ecuadorianischen Frau geführt (Christian und Ana). Allerdings standen wir vor verschlossenen Pforten und mussten ein paar Minuten warten bis sich auf unser Klingeln hin das Tor öffnete. Wir erfuhren, dass die Schweizer gerade im Urlaub in der Schweiz sind und Jan (Deutsch-Tscheche) und seine Frau Daisy(Ecuadorianerin) die Obhut über den Campingplatz haben. Jan lies uns ein und zeigte uns einen Platz zum Campieren. Die Aussicht dieses Ortes verschlug uns fast die Sprache. 270° Meerblick, vor uns die Insel Salango und wir hatten den Campingplatz anfangs ganz für uns alleine. Wären wir am Vormittag angekommen wäre Jan noch nicht da gewesen und wir hätten weiter fahren müssen. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Jan und Daisy haben eine Tochter(Clara) in Maras Alter und die beiden haben sich sofort angefreundet. Mara konnte so ein wenig Spanisch üben und Clara Deutsch. Sie luden uns am zweiten Tag zum Abendessen in das Haupthaus ein und Mara durfte bei Clara übernachten. Lasse fand sogar noch ein paar deutsche Comics, die von Christians Sohn stammen mussten und so verbrachten wir einen schönen Abend.

Der Campingplatz hatte einiges zu bieten. Natürlich gab es einen grandiosen Mirador, der die Bucht überblickte. Lasse hat dort seinen Drachen steigen lassen und ganz in der Nähe konnte ich einen riesigen Leguan entdecken. In der ehemaligen Taverne des Geländes konnte man weiße Fledermäuse sehen und für Kinder gab es eine kleine Abenteuerstrecke mit Abseilen und Leitern zu bieten. Früher gab es wohl auch noch eine kleine Seilbahn, die aber wegen zu großem Wartungsaufwand irgendwann abgebaut wurde. Außerdem gibt es einen Weg zum Strand hinunter, den Flo mehrmals täglich zum Angeln aufsuchte. Ich hoffte noch Wale sehen zu können, auch wenn die eigentliche Walsaison hier nur bis Ende September geht und wir schon Anfang Oktober hatten – und ich hatte Glück. Am dritten Tag sprangen die Wale direkt vor unserem Stellplatz aus dem Wasser. Es war ein wunderbares Schauspiel. Einen Nachmittag bin ich zusammen mit Demian, einem anderen schweizer Reisenden, mit einem Fischer rausgefahren um die Wale aus der Nähe zu beobachten. Das sind schon wahnsinnig große Tiere.

Am Sonntag wurde in Salango dann sogar noch das Festival Balsa Mantena veranstaltet – ein Fest zur Bewahrung der Kichwa-Traditionen. Es kamen Gruppen aus dem ganzen Land, die verschiedene Vorführungen machten, zum Beispiel Tänze, Zeremonien und es wurde ein traditionelles Bambus floß zu Wasser gelassen. Wir landeten aus versehen erstmal im Backstage-Bereich und haben ein paar lustige Fotos schießen können. Ulkigerweise kamen auch Leute auf uns zu, die sich gerne mit uns fotografieren lassen wollten.

Demian war auch da und hat mit seiner Fotoausrüstung sehr profesionelle Fotos gemacht. Danke Demian, dass ich die für unseren Blog mitverwenden darf.

Am letzten Tag fiel Flo noch auf, dass unser Stabilisator auf den Schlaglochpisten Schaden genommen hat. Wir haben eine Schraube verloren und nun hing er links nur noch am Niet. Kurzerhand wurde der Niet ausgebohrt und durch Schrauben ersetzt. Hat natürlich mal wieder länger gedauert als gedacht, aber so konnten wir guten Gewissens weiter fahren.

Nationalpark Machalilla

Als wir in San Lorenzo aufwachten, war es bedeckt und wir beschlossen die Ortschaft zu erkunden und ein paar Einkäufe zu tätigen. Allerdings waren die Bürgersteige hier hochgeklappt und das Örtchen kam uns so abweisend vor, dass wir schnell weiter gefahren sind. Zu Mittag aßen wir in einem kleinen Örtchen an der Ruta de Spondyclus. Es gab Krabbensuppe und panierten Fisch mit toller Aussicht aufs Meer. Flo bestellte ein phantastisches Ceviche. Sehr lecker.  Im Nationalpark Machalilla wollten wir uns den Strand Los Frailes ansehen, waren aber etwas zu spät dran. Der Strand ist nur bis 16 Uhr geöffnet (Einlass bis 15 Uhr) und man empfahl uns ins 7km entfernte Agua Blanca weiter zu fahren, wo wir auch campen könnten. Agua Blanca ist ein Dorf der Kichwa, das Einblick in die indigene Kultur gibt. Man kann dort ein Museum mit archäologischen Funden besuchen, Kunsthandwerksstände begutachten und sich in einer schwefelhaltigen Lagune mit heilender Erde einreiben und baden. Da die Kinder unbedingt Baden wollten, haben wir die Reihenfolge geändert und mit der Lagune angefangen. Das war eine Oase im Trockenwald und wir hatten sie fast für uns alleine. Nach einer Gesichtsmaske und einer Dusche konnten wir vom Aussichtspunkt noch den Sonnenuntergang ansehen und beschlossen an der Lagune zu übernachten. Von einer Einwohnerin des Dorfes erfuhren wir, dass die verdorrten Bäume und Büsche ringsherum im Frühling, wenn es viel regnet, wieder grün werden und wir gerade zur Trockenzeit gekommen sind. Am nächsten Morgen holten wir den Museumsbesuch nach, der sehr interessant war. Unser Führer erzählte uns so Einiges über die Bestattungsweise der Kichwa und zeigte uns erst kürzlich entdeckte Urnenfunde an Ort und Stelle. Am Kunsthandwerksstand deckten wir uns mit einer Tonflöte und einem Räuchergefäß mit Palosanto-Kegel ein, was wir hoffentlich heile mit nach Hause bringen können. Danach fuhren wir zurück zum Strand Los Frailes und verbrachten dort den sonnigen Vormittag mit Bodysurfen. Den Kindern hat der Strandbesuch super gefallen. Zum Mittagessen legten wir einen Stop in Puerto Lopez ein und fuhren danach zu unserem Etappenziel, dem Campingplatz Islamar am Mirador von Salango.