La Coronilla

Irgendwie war es langsam Zeit für Uruguay. Wir fuhren die schöne Küstenstraße entlang, vorbei an Sumpfflächen und wieder einmal Kaimanen, Wasserschweinen und allem möglichen anderen Getier. In Chuy, einer kleinen Stadt genau auf der Grenze zwischen Brasilien und Uruguay, wechselten wir die Seiten und fanden in Coronilla einen wunderbaren, kostenlosen Stellplatz am Meer.
Das Örtchen besitzt sogar einen Geldautomaten, und eine Simkarte haben wir dort auch bekommen. Infrastruktur wieder hergestellt.

Canyons Fortaleza und Itaimbezinho

Wir haben mal wieder den schöneren statt den kürzeren Weg erwischt und sind auf Erdstraßen gelandet. So kurz nach der Kühlerreperatur fahren wir mit etwas mulmigem Gefühl diese fast nur aus Schlaglöchern bestehenden Pisten entlang. Da sind die 21km zur nächsten Teerstraße in einer Stunde zurück gelegt. Dafür werden wir mit toller Aussicht belohnt und mit dem Anblick einer Indianersiedlung, die sonst vermutlich nur wenige Ausländer zu Gesicht bekommen. Zur Mittagszeit kommen wir in Cambara do Sul an und fahren zum Canyon Fortaleza. Auch hier sind die letzten 4km bis zum Mirador übelste Piste. Wir unternehmen zwei kurze Wanderungen und müssen einmal sogar einen Bachlauf nahe der Abbruchkante queren. Die Einblicke in den Canyon sind beeindruckend. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Es nieselt. Aber was soll’s. Wir sind ja nicht aus Zucker.

Der Canyon Itaimbezinho ist der Grand Canyon Brasiliens. Es war beeindruckend an der Abbruchkante entlang zu spazieren und zahlreiche Wasserfälle die über 400m hinunter rauschen zu sehen. Es gibt auch einen Weg am Fuße der Schlucht, den Rio do Boi Trail. Leider ist er momentan geschlossen und auch erst für Kinder ab 12 Jahren zugelassen, aber man kann nicht immer alles haben…

Entlang der Ruta 40 nach Süden

Wir haben es versucht! Eigentlich wollten wir einen Ausflug zum Balcon des Pissis machen, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die anhaltenden starken Regenfälle im Norden von Argentinien haben viele Ortschaften und Straßen überschwemmt. Teilweise waren sogar Brücken gesperrt. So war auch der Campingplatz in Tinogasta quasi unter Wasser und nicht funktionstüchtig. Von einem Besuch des Balcons hat man uns hier abgeraten. Dort oben könnte Schnee sein oder der Untergrund zu aufgeweicht (Offroad-Strecke). Na gut, dann eben weiter nach Süden. Das Wetter soll ab morgen ja besser werden.

Quilmes

Die Waschbrettpiste will wohl kein Ende nehmen. Zum Glück ist sie nach 50km etwas glatter. Dort wurde sie anscheinend gerade abgezogen. Das muss man hier wohl regelmäßig machen. Dafür fahren wir durch tolle Felsformationen. Später kommt Regen auf. Wie schlimm dieser war, bekommen wir erst am nächsten Tag richtig mit.

Um mal wieder etwas Kultur zu erleben, sind wir zu den Ruinen von Quilmes gefahren. Dort gab es ein sehr gutes Museum für die geschichtlichen Hintergründe und von einem Aussichtspunkt am Berg konnte man die Anlage gut überblicken. Abends saßen wir noch mit Bettina und Rolf aus der Nähe von Hamburg zusammen und hatten einen wunderbaren Sonnenuntergang.

Über die Berge nach Argentinien

Auf nach Argentinien!
Unser Bus kämpfte sich brav die 2300 Höhenmeter nach ober und dann fuhren wir eine ganze Weile auf 4700m herum, durch Wüste mit gelegentliches Lagunen. Bei Jama überquerten wir mal wieder eine dieser kleinen Grenzübergänge. Alles sehr gut organisiert hier. Nach 40 Minuten sind wir durch und weiter geht es bei aufkommendem Regen. Wir fahren unter dem Regenbogen durch und über die Gran Salar del Norte.

Lagunenroute

Ein alter Polizeibus ist kein Ralleyfahrzeug! Das mussten wir uns leider nach 50km Lagunenroute eingestehen.
Die Lagunenroute zwischen Uyuni und der chilenischen Grenze ist eine 350km lange Offroadstrecke, die zum größten Teil aus Waschbrett-Schotterpiste besteht.
Unser Plan mit 60 Sachen nur so über die engen Bodenwellen zu schweben, ging leider nicht ganz auf. Innerhalb einer Stunde hatte sich der Tisch zerlegt, die Wasserzuleitung zur Therme abgerüttelt, der Ventilator war von der Wand gefallen und im Küchenschrank sämtliche Zwischenbodenträger rausvibriert. Okay, dann eben doch im Schleichgang mit 20km/h – wir haben ja Zeit. Kurz darauf hatten sich auch noch die Naturgewalten gegen uns verschworen und es zuckten Blitze um uns herum und Hagel prasselte auf uns nieder. Doch selbst auf 4500m ist die weiße Pracht innerhalb von 30 Minuten wieder weggetaut ist. Zur Abenddämmerung kamen wir an der Laguna Colorada an und konnten die rosa Flamingos bewundern. Ihr schönes Farbspiel offenbarte sie uns allerdings erst am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein.

Wir tuckerten weiter, durch marsähnliche Landschaften über Pässe mit fast 4900m, vorbei an der Laguna Salada zum Thermalbad an der Laguna Chalviri. Dort konnten wir in wunderbarer Kulisse ein Weilchen einweichen und Flamingos aus nächster Nähe beobachten, bevor wir uns zu den Lagunen Verde und Blanca aufmachten.
Am Aussichtspunkt, auf 4300m Höhe, wo wir die Nacht verbrachten, herrschte eine steife Briese. Die Kinder legten sich in den Wind und kamen nach 10 Minuten durchgefroren wieder in den Bus. Die Nacht wurde mit unter Null Grad recht kühl und glücklicherweise startete am nächsten Morgen unsere Heizung und taute den Bus wieder etwas auf.
Kurz hinter den Lagunen kam die Grenzstation Hito Cajon – eine der kleinsten und höchstgelegenen der Welt auf 4550m. Wir scheinen ein Faible für kleine Grenzübergänge zu haben… Hier passieren, außer den Touren von Bolivien in die Atacamawüste oder von Chile nach Uyuni, kaum Privatfahrzeuge den Schlagbaum. Die Formalitäten sind schnell erledigt und am längsten dauert die Fahrzeugkontrolle in Chile, bei der wir sämtliches Obst und Gemüse abgeben müssen, aber wir waren vorgewarnt..
Dann kommt eine krasse Abfahrt nach San Pedro de Atacama. Es geht schnurstracks, ohne Serpentinen 2200m Höhenmeter nach unten – in nur 30km Distanz. Bin gespannt wie lange wir brauchen um da wieder hoch zu zuckeln, wenn wir in ein paar Tagen nach Argentinien rüber queren wollen.

Zwischen Sucre und Uyuni

Kurz hinter Sucre hatte unser Motor sein 100.000 km-Jubiläum. Er wurde damit belohnt, dass er an diesem Tag nicht allzu weit fahren musste. Wir wollten uns langsam wieder an die Höhe gewöhnen und haben irgendwo im Nirgendwo auf ca. 3200m Höhe einen Stop eingelegt. Direkt neben der Straße, aber mit Hammer-Aussicht.
Beim Checken der Straßenapp bekamen wir dann Gewissheit, dass die Schlagzeile, die wir vor 2 Tagen im Fernsehen gesehen hatten, keine Ente war. Die Anhänger von Gouvernör Camacho wollen nun auch kurz vor Potosi mit einer Straßenblockade gegen dessen Festnahme protestieren.
Zum Glück gibt es eine Umfahrung, die uns 90km und 2,5 h Umweg einbringt. In Potosi kommen wir kurz vor 12 Uhr an und legen dort nur einen kurzen Halt zum Mittagessen ein und um unsere Kaffekanne wieder in Empfang zu nehmen. Diese hatte ich in Cochabamba auf dem Campingplatz vergessen und Javier hat sie uns netterweise mit dem Bus nach Potosi geschickt. Ja, so funktioniert hier die Paketpost.
Potosi ist ähnlich steil wie La Paz und auch ungefähr gleich hässlich. Die verstörende Bergwerktour, die man hier normalerweise mitmacht, sparen wir uns und den Kindern.
Die Bergwerke scheinen hier so unsicher zu sein, dass im Schnitt jeden zweiten Tag ein Kumpel ums Leben kommt und der Berg den Beinamen hat: Der Berg, der Menschen frisst.
Aber Tanken wollen wir noch bevor wir uns auf nach Uyuni machen. Nun muss man wissen, dass Sprit in Bolivien staatlich subventioniert ist und Einheimische 3,75 Bolivianis pro Liter Diesel zahlen (etwas mehr als 50ct). Für Ausländer liegt der offizielle Kurs bei 10,12 Bolivianos, aber wenn man Glück hat und ohne Rechnung bar bezahlt bekommt man den Liter auch für 6 Bolivianos. Die letzte Tanke in Potosi will allerdings den offiziellen Preis von uns und so entscheiden wir weiter zu fahren und auszutesten wie weit unser Tank tatsächlich reicht. Wir haben ja noch 2x20l Ersatzkanister im Gepäck.

11km vor Uyuni wissen wir es dann: der Tank reicht bei Berg-und Talfahrten ziemlich genau 1000km. Mit den Ersatzkanistern kommen wir locker nach Uyuni und finden dort nach einem Fehlversuch sogar eine günstige Tankstelle. Unser Nachtlager beziehen wir vor einer Militärbasis im Ortszentrum und lassen uns die Pizza von Chris Minuiteman im Hotel Tuñita schmecken- eine Empfehlung von Marcos, dem Campingplatzbesitzer aus La Paz, der früher als Tourguide in Uyuni gearbeitet hat. Von ihm kam auch der Tip für einen Veranstalter, der Uyunitouren anbietet (einer von ca.50) und bei dem wir noch am Abend eine Tour für den nächsten Tag klar machen können.

2 Grenzen an einem Tag oder Matschstraßen zur Regenzeit

Wir verließen Puerto Maldonado als gerade die Sonne über dem Rio Madre de Dios aufging und heizten was das Zeug hielt Richtung brasilianische Grenze, vorbei an den beiseite geräumten Straßensperren. Gegen 9 Uhr morgens kamen wir an der Grenze an und hatten das Prozedere in einer knappen Stunde durchlaufen. Auf brasilianischer Seite verstand man zwar unser Spanisch, aber antwortete in portugiesisch. Immerhin konnte einer der Grenzer etwas Englisch. Jetzt ging es über eine ziemlich durchlöcherte Teerstraße weiter zur 100km entfernten Grenze zwischen Brasilien und Bolivien. Aufgrund der Zeitgrenze, die zwischen Peru und Brasilien/Bolivien verläuft, war es 13 Uhr (anstelle 12 Uhr) als wir dort eintrafen. Natürlich war gerade Mittagspause und außerdem WM-Finale. Also gingen wir in ein Resto und bekamen noch die letzten 30 Minuten des Spiels mit. Das Durchlaufen der Grenze mit Autoaus- und Einfuhr war wieder in 1,5 Stunden erledigt. Wir holten noch kurz Geld am Automaten und versuchten vergeblich eine neue Simkarte zu bekommen und verließen Cobija gegen 16 Uhr. Unseren vorherigen Erkundigungen nach erwartete uns nun 800km Erdstraße bis Rurrenabaque und die Wettervorhersage kündigte für die nächsten beiden Tage Regen an – war ja auch Regenzeit. Unter normalen Umständen hätten wir diese Route nicht gewählt, aber es waren nun eben mal keine normalen Umstände…Wir fuhren bis sonnenuntergang um möglichst viel trockene Strecke zurück zu legen und das Risiko zu versumpfen zu minimieren und kamen noch 100km weit. Wir übernachteten an der Strecke vor dem Haus einer Familie und kaum, dass wir standen setzte der Regen ein.

Am nächsten Morgen waren wir wieder zum Sonnenaufgang abfahrbereit und zuckelten im Nieselregen los, vorbei an einem stecken gebliebenen LKW. Inzwischen war der Untergrund nämlich schon etwas aufgeweicht und man fuhr durch wadentiefen Matsch. Gegen 9 Uhr frühstückten wir in Puerto Rico (100km in 3 Stunden) und erkundigten uns nach dem Zustand der Straße bis zur Abzweigung im 200km entfernten El Triangulo. Angeblich sollte man die Strecke in 4 Stunden schaffen. Tatsächlich war hier schon ein Teil der Straße ausgebaut worden und wir rauschten ein Stück weit auf einer Autobahn durch den Dschungel. Tatsächlich brauchten wir „nur“ 4 Stunden bis El Triangulo, wo wir gegen 14 Uhr zu Mittag aßen. Hier war die Straße zum Glück schon so weit ausgebaut, dass bis zum Sonnenuntergang nur so dahinrauschen konnten. Einen letzten Adranalinkick gab es als die Straße plötzlich wieder zur Baustelle wurde und wir die 2m tiefer liegende alte Straße als Alternativroute fahren mussten. Durch den Regen, der den ganzen Tag gefallen war, stand hier das Wasser und wir waren heilfroh als wir diesen abschnitt wieder verlassen konnten und wieder auf die fertige Straße einbiegen durften. Als es dunkel wurde, parkten wir wieder vor dem Haus einer Familie und fielen todmüde nach 13 Stunden Fahrt und 450km Tagespensum ins Bett. bis Rurrenabaque waren es nur noch 260km und wir hofften, dass der Rest der Strecke so gut ausgebaut war, wie dieletzten 20km.

Weit gefehlt! Nach ca. 20km wurde die Strecke wieder zur Baustelle und wir mussten einen Abschnitt passieren, bei dem der Untergrund noch nicht verdichtet war und der aus bestem Schlamm bestand. Der Buss schlingerte nur noch von links nach rechts und es grenzt an ein Wunder, dass wir nicht stecken geblieben sind, wie diverse LKWs, die wir passierten. Zum Glück wurde der Untergrund irgendwann besser und wir schafften es zu einem späten Frühstück(um 11 Uhr) an die Laguna Brava bei Santa Rosa de Yacuma. Dort sollte es rosa Delfine zu sehen geben, aber wir erfuhren, dass sie sich erst am Nachmittag zeigen. Soviel Zeit hatten wir nicht, schließlich war für diesen Tag noch mehr Regen vorher gesagt und wir wollten möglichst weit kommen. Trotzdem sahen wir noch Tiere auf dem Weg: Tukane, Caimane und Wasserschweine.
Straßenmäßig wurde es immer besser und kurz vor Rurrenabaque hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Wir genossen ein gemeinsames Mittagessen mit Magda und Marco, bevor die beiden sich von uns verabschiedeten um möglichst zügig nach Chile zu kommen. Wir fuhren auch noch ein Stückchen und wollten in Yucumo vor einer Autowerkstatt parken. Als wir den Besitzer fragten ob das in Ordnung wäre, hat dieser uns eingeladen auf seinem Hof zustehen und hat extra für uns ein Auto umgeparkt. Er bot uns auch seine Sanitäranlagen an und brachte uns ein paar Orangen. Wir waren überwältigt von dieser Gastfreundschaft.

Bergetappe – Alpakaland

Heute war wieder mal ein Fahrtag. Auf unserem Weg in den Dschungel mussten wir gleich zweimal über Pässe mit 4800m Höhe. Die Hälfte der Strecke auf Schotterpiste, aber in wunderschöner Landschaft und vorbei an Lamas, Alpakas, Vikunias und Schafen.
Inzwischen können wir Lamas, Alpakas und Vikunias soger auseinander halten.

Wir sind früh aufgewacht. Flo sogar vor Kälte. Er hat um ca. 4 Uhr die Heizung im Bus angemacht. Es muss draußen unter Null Grad gewesen sein, da sich an den Scheiben Eisblumen gebildet haben. Wir brachen früh auf zu unserem mächsten Fahrtag auf dem Altiplano, meistens auf 4000m Höhe. Wir haben die relativ neue 3S bis Llalli genommen. Das war recht abenteuerlich, weil sie nur 1-spurig ist und es neben dem Teerbelag beidseitig meist ziemlich abschüssig ist. Einmal mussten wir einem großen LKW ausweichen, was Millimeterarbeit war und jeder Menge guten Willens bedurfte. Glücklicherweise kam uns auf dem ca. 50 km langen Streckenabschnitt sonst nur sehr wenig Verkehr entgegen.
Danach war in der Stadt Ayaviri die Durchgangsstraße komplett mit Erdhaufen blockiert und wir mussten uns durchfragen um die Umfahrung heraus zu finden. Beim Auskundschaften des Weges bin ich ein bisschen gerannt, aber man glaubt ja gar nicht wie schnell man auf 4000m außer Puste ist. Ich habe die Frauen-Fußballmannschaften beneidet, die wir dieses Wochenende auf dem Altiplano haben spielen sehen. Aber die sind diese Höhe ja auch gewöhnt. Bei Flo, Lasse und mir machten sich dagegen heute leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Bevor es jedoch in tiefere Gefielde gehen konnte, mussten wir noch einmal über einen 4873m hohen Pass. Danach haben wir auf 4400m Höhe in Mazuco(Hauptstadt der Alpakas) zu Mittag gegessen. Gerade als wir in den Ort einfuhren fing es an zu hageln. Am Hauptplatz parkte vor uns ein Pickup mit Lamas drauf – zu süß- und denen schien der Hagel nichts aus zu machen. Zum Glück hörte der Hagel schnell wieder auf und wir konnten ohne Probleme weiter fahren. Auf der Carretera Interoceanica ging es einen wunderschönen, grünen Canyon hinab bis zu unserem Stellplatz auf 2500m Höhe.

Der Weg zum Colca Canyon

Schon bei unserer Abfahrt an unserem Aklimatisierungsstop haben wir von Ferne den Vulkan Sabancaya beim Spucken von Rauchwölkchen bewundern können. Auf der gesamten Fahrt in den Canyon, konnte man ihn immer wieder sehen. Die Fahrt führte über eine wunderschöne Hochebene mit Vicunyas und einer alten Bahnlinie zu verstreut liegenden Minen.

Noch bessere Sicht hatten wir allerdings am Mirador de los Volcanos auf 4850m Höhe, einem Bergpass auf dem Weg in den Colca Canyon. Dort sieht man alle Vulkane der Umgebung und es sind Tafeln mit ihren Namen und Höhen aufgestellt.
Allerdings war es auf der Höhe des Miradors sehr windig und kalt, so dass wir schnell den Pass überquerten und hinab in den Canyon gefahren sind.

Über die Berge auf der 3N

Um in Peru von Nord nach Süd zu kommen gibt es drei Möglichkeiten. Entwerde über die Nationalstrasse 1 an der Küste, über die 3N über die Crodilleren oder über die 5 im Oriente. Wir entscheiden uns für die Fahrt übers Gebirge weil es dort schöne Canyons und Bergseen zu bestaunen gibt. Ich wusste allerdings nicht, dass die Fahrt tatsächlich so aufregend werden würde. Kurz nach Cajamarca brausten wir, auf der noch guten Straße am Abzweig zu Jesus vorbei. Hätte ich geahnt, dass er sich hierhin zurückgezogen hat, hätten wir eventuell einen Stop eingelegt, aber so konnte ich nur noch schnell ein Bild aus dem Fenster machen. Die erste Bergetappe war geprägt von Bergbau und Mienenarbeit, was die Landschaft nicht unbedingt verschönert. Bei Nieselregen natürlich noch weniger schön. Auch zu erwähnen wäre die allgegenwärtige Wahlwerbung. Die arme Bergbevölkerung verdient sich ein Zubrot damit, das eigene Haus mit der Wahlwerbung anpinseln zu lassen. Ganze Ortschaften sind so mit den Namen und Parteilogos der unterscheidlichen Kandidaten verunstaltet.

Je weiter es in die Berge ging, desto schlechter wurde die Strasse und erinnerte teilweise an die einspurige 08B mit den steilen Abhängen. Es war manchmal nicht mehr als ein Feldweg – aber immer noch Nationalstrasse!. Hier fuhr auch kein großer Bus mehr und unser Fahrzeug war, außer den Straßenbaufahrzeugen, das Größte was da so rumfuhr. Das bekamen wir auch mehrmals zu spüren. Das erste Mal als uns das Navi bei einer Ortsdurchfahrt mal wieder in eine Straße schicken wollte, die eine Einbahnstraße in Gegenrichtung war. Wir mussten ausweichen und haben als ortunkundige die falsche Straße gewählt. Vor uns blockierte ein Baulaster die Fahrbahn und beim Versuch in den engen Gassen in eine Seitenstraße abzubiegen, hätten wir fast unseren Dachgepäckträger ruiniert. Hätte der Lastwagenfahrer uns nicht ein Stück weit gelotst, würden wir vermutlich noch heute in dem Örtchen feststecken. Im nächsten Dorf wollten wir zu Mittag essen, aber die Gassen waren so eng, dass wir den ganzen Verkehr lahmgelegt hätten, wenn wir irgendwo geparkt hätten. Ich bewundere immer wieder wie souverän und ruhig Flo durch diese Engstellen chauviert. Manchmal ist zwischen den 50cm hohen Bürgesteigen und parkenden Auto nur noch jeweils 5cm Platz, aber Flo manövriert den Bus präzise hindurch. An besagtem Tag wurde er wirklich extrem auf die Probe gestellt. Wir hatten von unseren Freunden erfahren, dass es kurz hinter dem Dorf Angamarcas eine Baustelle geben soll und die Umfahrung, die sie nehmen mussten, wäre super steil und eng gewesen. Wir sollten uns also im Dorf nach einer weiteren Umfahrung erkundigen, die es angeblich geben sollte. Diesem Rat sind wir gefolgt und haben von zwei unterschiedlichen Personen die Info bekommen, es gäbe keine Baustelle. Es gab dann allerdings sogar zwei Baustellen und wir mussten im Endeffekt ebenfalls die super steile Umfahrung nehmen weil es langsam dunkel wurde und wir nicht zur anderen Umfahrung zurück fahren wollten. Belohnt wurden wir dafür mit sehr schöner Aussicht auf eine wunderbare Landschaft und wunderbar einsamen Stellplätzen. Falsche Kartendaten, Falschaussagen und enge Gassen begleiteten uns auch die nächsten Tage und wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht vor jedem Dorf anzuhalten und nach der Umfahrung zu fragen. Teilweise sind diese gar nicht in den Karten existent.

Dann kam eine Serpentinenstrecke, die jedes Autofahrerherz höher schlagen läßt. Auf einer relativ neuen Asphaltstrasse ging es den Berg hinunter und auf der anderen Talseite wieder hinauf. Nur in den Kurven scheint irgendetwas nicht richtig hingehauen zu haben oder es fehlten Hangabfanungen, denn hier fehlte der Asphalt und man musste enge Schotterkurven fahren. Immer im Höhenspektrum zwischen 3200 und 500m. Am dritten Tag kamen sogar wieder Überlandbusse in Sicht.

Infinity-Road

Wir waren vorgewarnt. Schon im Reiseführer stand, dass die Strasse zwischen Celendin und Chachapoya etwas für gute Nerven ist. Sie sei sehr eng aber biete eine tolle Aussicht. Na, wenn das ein Linienbus schafft, dann schaffen wir das auch, dachten wir uns und fuhren los. Heute weiß ich, dass ich um nichts in der Welt mit dem Fahrer des Linienbusses tauschen möchte. Die Strasse ist eher was für Motorradfahrer. Sie war quasi einspurig, mit hin und wieder kurzen Ausbuchtungen zum Ausweichen. Etwas überflüssig sind die Hinweisschilder, dass langsame Fahrzeuge rechts fahren sollen. Zum Einen kann auf dieser Strecke ohnehin keiner schnell fahren und zum Anderen ist Überholen, bis an wenigen Stellen, ganz und gar unmöglich. Und, um ehrlich zu sein, gibt es auch ausgesprochen wenig Verkehr auf der Straße. Wir haben heute 100km in 7 Stunden geschafft und uns kamen 13 Autos entgegen – zum Glück meistens an den Ausweichstellen. Bei einem Lkw war das allerdings Zentimeterarbeit. Wenn die Fahrspur eh nur so breit ist wie das Fahrzeug wird einem auch die Entscheidung abgenommen, welchem Schlagloch man am Besten ausweicht – man nimmt sie einfach alle mit- volle Punktzahl! Und wem das noch nicht genug ist, dem sei gesagt, dass sich die Strasse zwischen 800 und 3600m Höhe durchs Gebirge schlängelt. Sie ist an sich nicht steil, aber die Abbruchkante des Hangs beginnt meist direkt an der Fahrbahnmarkierung. Für Leitplanke oder ähnlichen Schnickschnack ist schlichtweg kein Platz. Also, wenn es ein Pendant zu Infinity-Pool bezogen auf eine Straße gäbe, dann würde es auf diese zutreffen.

Die ersten Tage nach der Grenze

Auf der Schotterpiste zur Grenze haben wir uns über Sonne gefreut, doch schon am nächsten Tag brannte sie so unerbittlich, dass wir uns Abkühlung wünschten und lange suchen mussten um einen netten Stellplatz mit Pool zu finden. Dort gab es Erfrischungen aller Art für uns. Auf dem Weg kamen wir durch San Ignatio, wo wir Geld holen, eine neue Sim-Karte aktivieren lassen konnten und einige Lebensmittel einkaufen konnten. Die Landschaft ist hier fast karibisch. Es gibt viele Palmen und Bananenstauden, aber man kommt auch an ganz vielen Reisfeldern vorbei. Bis jetzt waren die wenigen Gerichte, die wir gegessen hatten immer mit sehr leckerem Reis zubereitet.

Der kleinste Grenzübergang der Welt

Von Vilcabamba bis zur Grenze bei La Balsa sind es eigentlich nur 150km. Allerdings waren wir vorgewarnt, dass die letzten 50km Schotterpiste sind. Schnell konnte man bei dem Höhenprofil eh nicht fahren und so benötigten wir 5,5h Fahrtzeit bis zur Grenze. Flo ist das in einem Rutsch durchgefahren weil wir Angst hatten zu spät an der Grenze zu sein. Sie schließt nämlich um 17 Uhr und wir waren in Vilcabamba um 10 Uhr aufgebrochen. Das Grenzprozedere braucht ja auch noch seine Zeit.
Die Fahrstrecke war landschaftlich wunderschön. Wir hatten besten Sonnenschein und zumindest die Schotterstrecke sollte man nicht nach Regen fahren. Abenteuerlich wurde es an ein paar Behelfsbrücken und bei einer kleinen Flußquerung, aber auch der große Linienbus nimmt diese Strecke. Den Bus kreuzten wir stündlich und zum Glück immer an Stellen, die breit genug waren für 2 Fahrzeuge. Ansonsten konnte man den Gegenverkehr an zwei Händen abzählen. Der Grenzübergang selbst war dann ein Schlagbaum vor einer Brücke und ein paar Hütten drum herum. Es passieren nur zirka 30 Personen täglich diese Grenze…und so waren wir nach 1 1/4h mit dem ganzen Prozedere durch und konnten auf peruanischer Seite auf bester Asphaltstrasse weiterfahren. Unser Nachtlager fanden wir in Nueva Esperanza am Dorfplatz, der aus einem riesigen Sportplatz bestand. Die erste Nacht in Peru war allerdings sehr unruhig weil sich ab 4 Uhr morgens die Hähne ein Wettkrähen lieferten. und Hühner hat hier wirklich jeder.

El Cajas Nationalpark

In Cuenca fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein los und je höher wir in die Berge kamen, desto diesiger wurde es. Von Ferne sah man schon Blitze zucken und es fing bald an zu regnen. Auf 4000m verwandelte der Regen sich sogar in Schneeregen. Wir kamen am Resto der Brüder Prado an und Flo angelt erstmal. Innerhalb von 30 Miunten zogen sie 3 Forellen aus dem Teich, die wir uns für später ausnehmen ließen. Wir aßen in einer kleinen Hütte bei Kaminfeuer zu Abend. Bei Dunkelheit und Nebel kamen sogar noch die Noaks. Wir verbrachten mal wieder einen schönen Abend in unserem Bus. Da es so weit oben nachts recht kühl ist und als Test für unsere Heizung, haben wir diese die ganze Nacht auf niedrigster Stufe laufen lassen. Mit dem Erfolg, dass es im Bus bullig warm war, aber gegen Morgen die Starterbatterien leer waren und es dann wieder kalt wurde. Wir versuchten die Batterien über das Trennrelais von den Aufbaubatterien laden zu lassen, aber das klappte aus irgendeinem Grund nicht. Flo hat dann die vorderen Batterien gebrückt und mit den hinteren Batterien gestartet. Gegen 12:30 Uhr konnten wir endlich zum Ausgangspunkt unserer Wanderung aufbrechen. Auf knapp 4000m Höhe umwanderten wir 5 Lagunen auf einem wunderschönen Weg, der ans schottische Hochland erinnerte. Danach gab es die selbstgeangelten Forellen. Die Nacht verbrachten wir am Eingang des Nationalparks, aber die Heizung ließen wir sicherheitshalber aus…

Auf dem Weg zum Pazifik

Irgendwann geht der schönste Besuch zu Ende und wir wollen ja hoffentlich noch Wale am Pazifik sehen. Also fuhren wir Richtung Quito und passierten den Äquator (Mittad del Mundo).

Die Umfahrung der Hauptstadt hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen und so war es schon 16:30 als wir am Naturreservat El Boliche südlich von Quito ankamen. Den Parkplatz hatten wir für uns und standen bei 3500m Höhe in einer schwarwaldähnlichen Landschaft. In dieser Nacht mummelten wir uns zusätzlich in die drei Wolldecken ein, dir wir extra in Otavalo gekauft hatten. Morgens war es ziemlich kalt und Flo testete ob die Heizung bei dieser Höhe noch einwandtfrei funktionierte. Bald war es mollig warm im Bus.

Wir fuhren auf der E30 weiter Richtung Küste und passierten zwei Pässe mit 4000m Höhe. Der Bus hat das gut mitgemacht und man muss erwähnen, dass die Straßen in Ecuador viel besser sind als in Kolumbien. Sie sind breiter und weniger steil angelegt.

Einen Zwischenstop machten wir an der Laguna Quilotoa auf 3800 m Höhe. Der Ort war allerdings so touristisch und der kalte Wind fegte uns fast von den Füßen,  dass wir von einer Wanderung um den See Abstand nahmen und stattdessen ein Mittagessen am Aussichtspunkt einnahmen. 

Danach ging es weiter durch karge Berge, bis wir auf der Westseite der Anden wieder hinunter fuhren.  Ab kurz nach dem Pass steckten wir für ca. 3000 Höhenmeter in einer dicken Wolkenschicht und die Vegetation wandelte sich zu saftigem grünen Dschungel. Je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es auch.

Unser Etappenziel war die Hostaria Nunganan auf 800m Höhe. Hier durften wir an einem kleinen Flußlauf campen. Wir waren die einzigen Gäste und genossen die Wärme und Ruhe. 

Am anderen Morgen erkundeten wir kurz das Gelände, das noch einen kleinen See, eine BMX-Strecke, eine Seilbahn, einen Pool mit Bergwasser und einiges mehr zu bieten hatte. 

Nach dem Frühstück ging es weiter Richtung Küste. Wir hatten eine lange 270km-Etappe vor uns, die diesmal nur über ca. 500m hohe Hügel führte und wahnsinnig schön war.

Als es schon dämmerte, fuhren wir bei Manta durch militärisches Sperrgebiet mit toten Bäumen soweit das Auge reicht. Das war ziemlich gespenstisch und wir hatten das so nah an der Küste nicht erwartet.

Kurz darauf umfuhren wir Manta auf der Straße zur Ölrafinerie. Auf deren 5-6 Spuren war so gut wie niemand unterwegs. Kurz vor der Einmündung auf die E15 kam dann noch Küstennebel auf und man fühlte sich in der unwirklichen Landschaft fast wie in einem Gruselfilm. Im Nebel änderte sich die Landschaft sofort wieder in grünen Dschungel und es klarte sogar ein wenig auf als wir zum Sonnenuntergang in San Lorenzo am Strand aufschlugen.

Auf nach Ecuador!

Irgendwann fühlten wir, dass es an der Zeit war ein neues Land zu erkunden und machten uns auf zur ecuadorianischen Grenze bei Ipiales.

Jens hatte uns eine Liste geschickt welche Schritte man nacheinander durchlaufen muss und welche Dokumente man wo benötigt. Damit war der Grenzübertritt ein Klacks und in 3,5-4 Stunden waren wir und das Auto aus- und eingecheckt. Danke Jens! Unsere restlichen kolumbianischen Pesos haben wir bei den etwas dubiosen Geldtauschern in Dollar gewechselt und eine neue Telefonkarte haben wir auch registriert. Da es ca. 17 Uhr war als wir endlich mit dem Prozedere durch waren, suchten wir recht bald einen Standplatz nahe der Panamericana. Fündig wurden wir bei einem Haus eines älteren Ehepaares, das uns freundlicherweise auf dem Parkplatz vor dem Haus stehen lies. Was weder sie noch wir wußten war, dass in dem oktagonähnlichen Nachbargebäude heute die Nacht zum Tag gemacht werden sollte. Als wir gerade in die Koje verschwunden waren, fing die Musik an zu wummern und hörte bis um 9 Uhr am nächsten Morgen nicht auf. Zum Frühstück sahen wir eine handvoll Leute aus dem Gebäude wanken. Der eine war so bedüdelt, dass er rückwärts über einen Zaun flog.

Wir telefonierten mit Hagen und Albertine, die unser Haus mieten und machten uns dann auf den Weg zur Laguna de Yahuarcocha. Eigentlich nur eine Stunde Fahrt entfernt in der Nähe von Ibarra.

Allerdings gerieten wir nach 10 Minuten in San Gabriel in ein Radrennen. Für große Fahrzeuge wie unseren Bus gab es leider keine Umfahrung und so mussten wir 3 Stunden warten bis die Strecke wieder frei war. Während wir warteten wurden wir von einem Berliner Pärchen auf Rädern angesprochen. Emelie und Alexander sind seit 2,5 Jahren mit ihren Rädern in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs. Ich bewundere die beiden, wie sie das bergige Kolumbien gemeistert haben. 

Irgendwann nachmittags kamen wir auf der Finca Sommerwind an. Das ist ein Campingplatz, der von Hans, einem deutschen Auswanderer, geführt wird.

Dort gibt es Schwarzwälder-Kirschtorte, diverse Kuchen, Marmeladen, selbstgebackenes Brot und deutsche Biere – außerdem kann man im Biergarten Würstchen mit Sauerkraut und Wiener Schnitzel essen.

Die übrigen Gäste waren fast ausschließlich Deutsche oder Schweizer und wir unterhielten uns ein wenig mit Bernhard und Maria aus der Schweiz, die schon seit 3 Jahren Südamerika bereisen. 

Für den nächsten Tag waren wir mit den Noacks auf dem Platz verabredet. Wir nutzten den Vormittag um mal wieder zu Wäsche zu Waschen und machten einen kurzen Stadtbummel in Ibarra, das uns allerdings nicht so umgehauen hat.

Zurück bei Hans, waren die Noack schon eingetroffen und wir setzten uns für ein paar Stücke Kuchen in den Biergarten.  Gerade als wir Jens fragten ob er die verrückten deutschen Radler gesehen hatte,  bogen diese zum Tor herein.

Ein lustiger Abend in deutschsprachiger Runde war vorprogrammiert…

Roadtrip und Laguna de la Cocha

Vom Valle de Cocora zur Laguna de la Cocha sind es 613km durch mehrere Gebirgsfalten mit unglaublichen Ausblicken. Wir haben diese Strecke in drei Tagen absolviert mit Übernachtung an einer Terpel-Tankstelle und einem Parador mit wahnsinnig toller Aussicht und quälten uns am letzten Tag über einen Pass mit 3250m Höhe um zur Lagune de la Cocha zu kommen. Die Lagune liegt auf 2800m Höhe und es gibt nur einige vereinzelte Hotels hier. Ein wahrhaft naturbelassener Ort.

Wir entschieden uns für das Chalet Guamuez als Stellplatz. Der Reiseführer versprach ein schweizer Chalet mit Sauna und Fondue auf der Speisekarte. Ich wollte schon mit einem „Grüezi“ hineinspazieren, aber hier war niemand anzutreffen, der Schwitzerdütsch sprach. Auch die Sauna war außer Betrieb und Fondue gab es leider auch keines mehr. Das Schweizer Ehepaar (Walter und Edith Sülzer), das dieses Kleinod 1965 aufgebaut hatte, sind schon seit ettlichen Jahren Tod und, da sie ohne Nachfahren geblieben sind, wurde das Chalet verkauft – an eine österreicher Familie. Die Einrichtung erzählt noch von früheren Zeiten, aber der Schweizer Esprit scheint abhanden gekommen zu sein.

Immerhin durften wir fabelhaft heiß duschen und haben uns hier einen Tag lang ausgeruht bevor es auf zur ecuadorianischen Grenze ging.

Gescheiterte Navigation

Man, was für ein Tag. Wir sind heute nicht dort angekommen wo wir wollten und ich nehme das zum Anlaß etwas über unsere Navigation zu schreiben. Wir benutzen die Openstreetmaps und Googlemaps um unsere Route zu finden und iOverlander um Stellplätze oder beispielsweise Gasunternehmen zu finden, die unseren Tank befüllen können. 

Manchmal sind google und osm unterschiedlicher Meinung welcher Weg der Beste ist. Dann muss man abwägen. Bei osm haben wir keine Höhenlinien ( die sind nur im kostenpflichtigen Abo enthalten, das wir noch nicht geschafft haben zu kaufen), aber man kann immerhin einstellen, dass man ein Lkw ist und kein Pkw und man sieht die Art der Straße farblich dargestellt. Rot ist Autobahn, orange Bundesstraße, gelb Landstraße, weiß Nebenstraße und weiß mit braunen Strichen Feldweg.

Andererseits hat google aktuellere Informationen zu Staus, Unfällen etc. und wenn das Netz gut genug ist, sieht man das Relief auch ein bisschen.

Meist orientiere ich mich jedoch an der größeren Straße, also der Farbmarkierung.

Heute fuhren wir auf der Bundesstraße 60, einer gut ausgebauten orangenen Straße, aber google und osm waren sich einig, dass wir diese verlassen sollten und auf einer gelben Straße in die Berge abzweigen sollten. Die gelbe Straße war allerdings nur eine Spur breit und hatte einen Kiesbelag. Nach kurzer Zeit kam uns das komisch vor und wir überlegten umzukehren. Aber wir hatten schon öfter für kurze Abschnitte solche Straßen gehabt, die später wieder besser wurden und außerdem fuhr vor uns ein Lkw, also konnten wir nicht komplett falsch sein. 

Die Straße entwickelte sich allerdings eher zu einem Feldweg und der Lkw war auf einmal auch verschwunden. Die Karte zeigte an, dass die Straße in einigen Kilometern sogar zu einer weißen Nebenstraße werden sollte. Wenn das hier eine Hauptstraße war, wollten wir lieber nicht wissen wie eine Nebenstraße aussah. Außerdem passte die Fahrbahn nicht zu unseren bisher gefahrenen gelben Straßen. Die waren alle besser ausgebaut. Wir beschlossen doch umzukehren und ein kurzes Stück zurück zu fahren, wo eine ebenfalls gelbe Straße ins Tal abzweigte. Dieser Abzweig wurde uns fast zum Verhängnis. Zum Einen war er weiterhin einspurig und geschottert, mit ordentlich Schlaglöchern und zum anderen war er ziemlich steil. Nach unserer Erfahrung von Oiba, wusste ich, dass wir diese Straße zwar runter, aber sicher nicht mehr rauf kommen würden. Kaum hatte ich das ausgesprochen, stand vor uns ein Schild „Via cerrada“ (Straße gesperrt). Ich bin also ausgestiegen und die Straße hinuter gelaufen, weil noch nicht zu erkennen war, dass es ein Hindernis gab. Zirka 750m weiter unten wurde dann aber tatsächlich an der Straße gebaut und man hatte gerade Pflastersteine einbetoniert. Ich versuchte mit den Arbeitern zu reden ob wir da morgen mit irgendwelchen lastverteilenden Holzkostruktionen drüber fahren könnten, aber die waren absolut dagegen. Immerhin wollte uns einer der Arbeiter helfen einen Ausweg zu finden und ist mit mir auf dem Motorrad zurück gefahren um zu sehen wo der Bus steht und welchen alternativen Weg wir nehmen könnten. Etwa 50m oberhalb der Stelle wo wir standen, zweigte ein Feldweg (weiß mit braunen Strichen) ab. Da wir nicht einschätzen konnte wie die Steigung im weiteren Verlauf des Weges ist, fuhr der Arbeiter ihn mit mir ab. Dabei hat er mich die ganze Zeit in Spanisch zugebrabbelt und ich habe so gut wie nichts verstanden, außer: „Das packt der Bus. Da kommt er hoch.“ Optimismus in Ehren, aber die letzte Steigung kam mir verdammt steil vor. Das würde der Bus nicht schaffen.  Kurz vorher gab es allerdings einen Abzweig Richtung Tal. Laut unseren Karten existierte dieser Abzweig gar nicht…Als wir zurück am Bus waren, versuchte der Arbeiter Flo alles zu erklären, aber der verstand ihn genauso wenig wie ich. Er bot an uns voraus zu fahren und uns den Weg entlang zu lotsen und wir beschlossen es zu versuchen. Eine andere Möglichkeit hatten wir auch nicht. Flo wendete den Bus in zwei Zügen auf der abschüssigen Schotterstraße und manövrierte ihn den Feldweg entlang. Teilweise war dieser so schmal, dass wir die Büsche und Bäume streiften, wobei wir unsere vordere Positionsleuchte einbüßten. Bei dem nicht eingezeichneten Abzweig trafen wir auf einen anderen Mopedfahrer. Der Arbeiter und er unterhielten sich kurz ob wir den Abzweig nehmen könnten. Der Mopedfahrer fand das keine gute Idee, der Arbeiter war jedoch weiterhin optimistisch. Die nächste Kurve war so eng, dass wir sogar rangieren mussten um rum zu kommen. Eine sehr angespannte Stunde lange fuhren wir so bangend durch die Pampa bis wir irgendwann wieder auf der „gelben“ Straße unterhalb der Baustelle herauskamen. Wir bedankten uns bei dem Bauarbeiter mit Dosenbier und einen Obulus für seine Mühe. Inzwischen war es kurz nach 17 Uhr und es begann langsam zu dämmern.

Den Rest des Weges ins Tal sind wir alleine weiter gefahren – nicht weniger abenteuerlich – und kamen bei völliger Dunkelheit endlich wieder auf der Bundesstraße 60 an – 11km nach der Stelle, an der wir 3 Stunden zuvor angebogen waren.

Dann mussten wir noch weitere 30 Minuten auf der Bundesstraße über die Berge fahren bis wir das nächste Örtchen(Sáchica) erreichten, wo wir an der Tankstelle ein noch geöffnetes Restaurant fanden, an dem wir auch die Nacht verbringen konnten. 

Fazitz: Auf die Naviapps und die hinterlegten Straßendaten ist nicht unbedingt Verlaß, was uns eine völlig überflüssige Gurkerei mit widrigen Umständen einbrachte und unseren Kindern ein kleines Bergtrauma, das wir hoffentlich mit anderen positiven Erlebnissen wieder heilen können.

Playa Brisas Rio Oibita

Der private Stellplatz am Fluß war wunderschön. Flo und die Kinder waren vor dem Abendessen noch ein bisschen Angeln und dann fing es an zu regnen und es regnete die ganze Nacht durch.

Als wir am nächsten Morgen losfuhren, kam die erste brenzlige Stelle schon nach 20m der ca.500m langen Auffahrt. Hier war es noch recht flach, aber der Untergrund vom Regen so aufgeweicht, dass unsere Räder durchdrehten. Wir drohten uns festzufahren. Mit etwas Anlauf klappte es dann aber doch beim vierten oder fünften Versuch über diese Stelle hinweg zu kommen. Zum Glück kam dann der in zwei Fahrstreifen betonierte Untergrund. Unser Bus kämpfte sich brav die Steigung hoch. Doch auf den letzten 200m ging er am steilsten Stück schließlich aus. Wir versuchten es mehrmals, aber es war nichts zu machen. Wir kamen diese Steigung ( gefühlte 30-35°)nicht hoch. Die Kinder und ich stiegen aus und gingen zum Resto oben an der Straße um Hilfe zu holen. Flo traute sich nicht aus dem Wagen, aus Angst er könnte abrutschen. Wir legten dann Steine und Keile unter die Räder und ich holte schon mal die Abschleppseile aus dem Staufach. Als der Grundstücksbesitzer eintraf, versuchten wir einen ersten Rettungsversuch mit dem Greifzug. In Ermangelung kräftiger Bäume in Reichweite des Seiles mussten wir auf ein oberschenkeldickes Bäumchen zurück greifen. Leider ging es auch mit dem Greifzug nicht so richtig voran und das Bäumchen schien mir mit jedem Hebelzug lockerer zu werden. Immerhin hing der Bus jetzt am Seil und konnte nicht abrutschen. Nach einer Stunde kam dann ein Pickup, der uns rausziehen wollte. 

Beim ersten Versuch drehten seine Räder durch und wir fragten uns schon wer hier wen und wohin abschleppt, aber der zweite Versuch klappte zum Glück und wir konnten den Bus nach zwei Stunden Schweiß und Dreck und Benutzung allen Bergematerials (außer den Sandblechen) oben an der Straße abstellen.

Vor der Reise fragt man sich immer ob man das ganze Geraffel überhaupt mitnehmen soll. Schließlich will man ja gar nicht offroad fahren, aber für alle Fälle nimmt man es doch mal mit – und das war gut so.

Jetzt wissen wir, welche Steigungen wir mit dem Bus nicht mehr schaffen, wobei es echt schwer ist Steigungen zu schätzen… Eine Rückleuchte haben wir bei der Aktion übrigens an einem der Bäume eingebüßt, aber der Bus ist ansonsten heile und wir können weiter fahren.

Als wir alles Material wieder verstaut hatten und uns ausgiebig bei allen Helfern bedankt hatten, fuhren wir weiter und aßen in einem winzigen Nest namens Berlin zu Mittag. 

Nach einer erneuten Bergetappe kamen wir bei Regen am späten Nachmittag in Villa de Leyva an und wählten dort einen einfach zu erreichenden Stellplatz am Museum El Fosil.

Busfahrt nach Mompos / Verkehr in Kolumbien

Ha! Heute haben wir das Unmögliche geschafft. Wir sind mit dem Bus von Tolu nach Mompos gefahren. Weder Lonely Planet noch Google oder die uns bekannten kolumbianischen Busseiten haben eine Verbindung zwischen diesen beiden Städten finden können. Aber wir waren beharrlich und haben uns bei den Einheimischen durchgefragt. Der Bus von Sincelejo nach Tolu hatte zufällig schon vor ein paar Tagen neben uns gehalten. Also musste es auch einen Bus in die Gegenrichtung geben. Und von Sincelejo führt zumindest eine Straße nach Mompos. Das legt nahe, dass da auch irgendein Bus langfährt.

Wie oft und zu welchen Uhrzeiten lies sich vorab jedoch nicht herausfinden. Wir haben uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg gemacht und uns per Bicitaxi(quasi Rikscha) in Tolu zum Busterminal bringen lassen. Dort haben wir uns in einen schon recht gut gefüllten Bus gequetscht, der uns nach Sincelejo brachte. Er war allerdings nicht ganz so voll wie der Bus auf unserer Fahrt von Cartagena nach Tolu. Da hatte der Busfahrer für die zwischendrin zusteigenden Passagiere Stapelhocker in den Gang zwischen die Sitze gestellt und die fliegenden Snackverkäufer standen ganz vorne und haben ihre Waren über die Sitze nach hinten gereicht.

Um viertel nach 10 waren wir in Sincelejo und haben erfahren, dass es einen Bus pro Tag nach Mompos gibt, der um 14 Uhr fahren soll. Es galt also fast 4 Stunden zu vertrödeln. Mit Mittagessen konnten wir zumindest eine Stunde überbrücken. Von den Bussen, die im Terminal aus und ein fuhren, trug kein einziger eine Richtungsangabe und wir wurden etwas nervös, weil wir nicht wussten wie wir „unseren“ Bus erkennen sollten. Aber man kümmerte sich rührend um uns und die Leute im Terminal signalierten uns welchen Bus wir nehmen mussten. Es war ein kleiner Bus und anfangs nur zur Hälfte besetzt. Abgefahren wurde dann erst um 14:30 Uhr als der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Auf der Fahrt wurden wir einmal von der Polizei kontrolliert und mussten alle die Ausweise vorzeigen. Ansonsten lief es, bis auf einige Schlaglöcher ruhig und wir kamen um 17 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, in Mompos an.

In Kolumbien nutzt man übrigens die komplette Straßenbreite zum Fahren; und damit meine ich so breit wie eben geteert ist! Auf einer 2-spurigen Straße passen gut und gerne 4 Fahrzeuge aneinander vorbei. Alle Markierungen auf der Fahrbahn, seien es gestrichelten oder durchgezogenen Linien oder Geschwindigkeitsangaben haben allenfalls Hinweischarkter. Ausgereizt hat das bis jetzt ein Taxifahrer, der uns in Cartagena von der Innenstadt zum Bus Terminal außerhalb der Stadt gefahren hat. Auf einer vierspurigen Straße mit durchgezogener Mittellinie und Tempolimit 60 überholte er mit 90 Sachen einen kleinen langsamen Lkw, der auf der linken Spur fuhr, von rechts und so knapp vor einem anderen Auto, dass links und rechts gefühlt noch 20cm Platz war. 
Da habe selbst ich das Bodenblech durchgetreten und, in den Sitz geklammert, nach Sicherheitsgurten Ausschau gehalten. Aber Fehlanzeige, dieses lebensrettende Utensil wurde anscheinend flächendeckend wegrationalisiert oder die Autos sind so alt, dass sie aus einer Zeit stammen, in der noch keine Gurtpflicht herrschte. Dios moi!

Als ich erwähnte, dass in Deutschland langsame Fahrzeuge immer rechts fahren müssten, winkte er nur ab und meinte, dass das in Kolumbien eigentlich auch so sei, aber sich niemand daran halte. Ich bin sehr gespannt wie das wird, wenn wir mit unserem eigenen Bus unterwegs sind….