Wir hatten es also noch rechtzeitig vor Weihnachten nach La Paz geschafft und wurden beim Einkauf für das Weihnachtsessen angenehm überrascht. Der Hipermaxi konnte mit leckerem Käse, Schinken, Salami, Humus, Wein und sogar Earl Grey-Tee aufwarten und die kleine Tienda um die Ecke vom Campingplatz hatte sogar Baguettebrötchen zu bieten. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland. An Weihnachten wurde dann Rinderfilet gegrillt und wir tafelten alle gemeinsam. So lecker hatten wir schon lange nicht mehr gegessen. Marcos und Arawi, die Besitzer des Campingplatzes, brachten uns sogar noch Plätzchen zum Nachtisch vorbei.
Leider ging die Bescherung etwas in die Hose.
Wir hatten ja nicht viel Zeit uns um Geschenke für die Kinder zu kümmern. Dummerweise war der noch am 24.12. für Lasse erstandene Superhelden-Kopfhörer zu klein und auch der Download seines heiß ersehnten Switch-Spiels wollte nicht gelingen. Das endete in bitteren Tränen.
Am nächsten Morgen klappte zum Glück der Download und die Stimmung war schon sehr viel besser. Nach den Feiertagen wurde dann ein neuer Kopfhörer besorgt und Weihnachten war gerettet.
Ansonsten wurden Reifen gewechselt, das Fahrzeug von innen geputzt und so manche andere Kleinigkeit erledigt.
So kam es, dass wir nach 5 Tagen in La Paz quasi noch nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir erfuhren von einem Deutschen, der schon sehr lange in La Paz lebt und Stadtführungen veranstaltet. Mit ihm fuhren wir mit der Seilbahn über und durch die Stadt, die sich bis zum Horizont vor uns ausbreitete. Wir besuchten den Hauptplatz und den Hexenmarkt. Dort kann man von Kräuter über Tinkturen und Lamaföten alles kaufen was man als Schamane so braucht. Flo hat sich mit Kräutersalbe für seinen Rücken eingedeckt und vor uns lies sich ein Pärchen einen Neujahrs-Opferteller zusammenstellen. Nachdem wir bezahlt hatten, wurden wir mit einer gut riechenden Essenz besprüht um uns zu „reinigen“. Weiter ging es vorbei an Handwerksständen, wo wir einige Mitbringsel ergatterten. Dann mussten wir die Führung leider abbrechen, weil sich Mara zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben musste. Vermutlich hat sie vom hiesigen Leitungswasser einen Schluck genommen. Das ist als Trinkwasser allerdings nicht zu verwenden.
Dann kam der Tag des Abschieds. Familie Noak war schon am 27.12. Richtung Cochabamba abgereist und Dunja und Rainer wollten am 30.12. losfahren um möglichst schnell um Santa Cruz herum zu kommen.
Am 28.12. wurde nämlich der Gouverneur von Santa Cruz verhaftet und nach La Paz überführt. In Santa Cruz führte das zu Straßenkämpfen und Blockade beider Flughäfen. Als „gebrannte Kinder“ wollten die beiden nach ihrer Peruerfahrung nicht schon wieder in Bolivien festsitzen, wo sie sich gerade durchgerungen hatten ihre ursprüngliche Reiseroute aufzugeben und stattdessen nach Brasilien zu reisen.
Wir verabschiedeten uns von den beiden supernetten Architekten und waren sehr traurig nun Silvester alleine auf dem Campingplatz verbringen zu müssen. Aber das Schicksal hatte andere Pläne für uns alle.
Zunächst einmal erkundigten wir uns nach dem Verbleib unserer Wasserpumpe. Wir hatten eine Paketankündigung für den späten Nachmittag des 30.12. bekommen, aber im Tracking war seit dem 28.12. kein neuer Eintrag vorhanden. Marcos rief für uns bei UPS an und wir erfuhren, dass das Paket zwar schon in La Paz eingetroffen sei, jedoch erst noch durch den Zoll müsse. Das dauere mindestens einen Tag und da der Zoll am Wochenende nicht arbeitet – heute war Freitag!- und noch dazu der Neujahrsfeiertag auf den Montag verlegt wird, was immer dann gemacht wird, wenn Feiertage auf ein Wochenende fallen…können wir unser Paket frühestens am Dienstag, den 03.01. abholen. Es war also klar, dass wir noch ein paar Tage alleine auf dem Campingplatz ausharren mussten. Frust!
Als ich mich gerade ärgern wollte, meinte Marcos, dass wir aber nicht alleine sein werden, denn Dunja und Rainer wären schon auf dem Rückweg zu uns. Der Geldautomat am Hipermaxi hatte ihre Kreditkarte gefressen… Die beiden haben das bestimmt absichtlich gemacht weil sie uns so nett fanden und einen Vorwand suchten um mit uns Silvester zu feiern…
Kurz darauf bezogen sie wieder ihren alten Stellplatz und nachdem Marcos versucht hatte telefonisch die Bank zu erreichen, brachen Dunja und ich zum gemeinsamen Frustshopping auf. Wir kamen zwar mit völlig anderen Dingen zurück als die, für die wir losgezogen waren, aber das Silvesteressen war gesichert.