Montevideo

Montevideo empfängt uns mit steifer Brise und Nieselregen bei 13 Grad. Auf dem Weg zwischen Hotel und koreanischem Resto werden wir komplett nass. Am nächsten Tag heißt es nach 32.660km vorübergehend Abschied nehmen von unserem Bus. Er hat die Strapazen der letzten 365 Tage super mitgemacht und wir haben uns darin immer zu Hause gefühlt. Wir drücken die Daumen, dass er heile wieder in Deutschland ankommt. Uns bleiben nur noch ein paar Tage bis zum Rückflug, in denen wir die Stadt erkunden und es uns gut gehen lassen.
Irgendwie ist das Jahr ganz schön schnell vorüber gegangen. Gegen Ende der Reise haben wir gemerkt, dass wir nicht mehr aufnahmefähig waren und manche Erfahrungen nicht mehr so richtig wertschätzen konnten. Nun freuen wir uns auf zu Hause und sind gespannt welche Abenteuer dort auf uns warten.

Reifenpanne

Und plötzlich machte es plopp- flappflappflappflapp. Vorderreifen geplatzt. Aber nicht irgendwo, nein, mitten auf der ewig langen Brücke über den Rio Paraná. Neben der Spur sind hier nur 40cm Platz bis zur Betonbrüstung.
Wo war nochmal das Warndreieck? Während ich den ganzen Bus auf den Kopf stelle um es endlich zu finden, holt Flo schonmal den Wagenheber raus. In rekordverdächtigen 40 Minuten ist der Reifen gewechselt und der alte verstaut. Erstmal von der Brücke runter. Wird auch schon langsam dunkel. Und so endet die Fahrt am nächstbesten Posto.
Posto, der = sowas wie ne Raststätte, also Tanke mit Resto, WCs und Duschen, eben Truckerinfrastruktur.
Im dicht besiedelten Brasilien ist das die beste Möglichkeit für eine Übernachtung an der Strecke. Wir nehmen auch gleich alle die Duschen in Anspruch. Danach geht’s ins Resto. Es gibt, wie so oft in Brasilien, Buffet. Die Kinder lieben das und es ist immer etwas dabei, was sie essen mögen. Erwachsene zahlen 5-6 €, Kinder die Hälfte.
Am nächsten Tag versuchen wir einen neuen Ersatzreifen zu finden, aber leider ist Samstag und schon alle in Frage kommenden Läden zu. Das muss also bis Montag warten. Ebenso wie eine erneute Kühlerreperatur(Nr.5), denn er schafft es nicht das Wasser zu halten und auch zwei Halterungen sind wieder gebrochen. Hoffentlich war das danndie letzte Reparatur bis zur Fähre, die in einem Monat unseren Bus wieder nach Hause bringen

Wir haben uns einen Reifenhändler in Chapeco ausgesucht und standen dort gleich Montagmorgen auf der Matte. Allerdings Fehlanzeige. Er hat unsere Reifengröße nicht und schickt uns zu einem zweiten in der Stadt. Doch auch dort kann uns nicht geholfen werden. Bei Reifenhändler Nr. 3 erfahren wir, dass unsere Reifengröße in Brasilien nicht mehr gefertigt und vertrieben wird. Wir hoffen, dass noch irgend ein Reifenhändler einen im Lager schlummern hat, der nur auf uns wartet. Aber auch Reifenhändler Nr. 4 und 5 können keinen herzaubern. Es folgt eine Internetrecherche welche Reifengröße alternativ in Frage kommt und als wir das herausgefunden haben, ist natürlich Mittagspause. Also gehen wir auch was essen und versuchen danach nochmal unser Glück. Aber, wer hätte das gedacht, auch die alternative Reifengröße gibt es in Brasilien nicht zu kaufen. Nun muss improvisiert werden. Warum verfluxt nochmal musste der Reifen ausgerechnet 30 Tage vor Rückverschiffung kaputt gehen? Wir diskutieren mit den Reifenspezis und entscheiden uns für zwei neue Vorderreifen, die unserer Reifengröße am nächsten kommen. In Deutschland dürfen wir diese Reifen in Kombination mit unseren Felgen nicht fahren und ein Schneeflockensymbol haben sie auch nicht. Hier in Brasilien ist das in Ordnung. Tut weh, aber Sicherheit geht vor.
Es ist kurz vor vier als wir bei der Reifenbutze vom Hof rollen und beschließen noch bei der Kühler-Werkstatt vorbei zu fahren. Dort können wir sofort mit dem Ausbau des Kühlers beginnen. Flo und ich sind inzwischen so routiniert, dass wir es in 15 Minuten schaffen. Dann übernimmt der Werkstattleiter das Löten und Schweißen. Wir sind sprachlos wie professionell und gründlich hier gearbeitet wird und hätten uns so eine Werkstatt schon beim ersten Leck gewünscht. Kurz nach fünf ist der Kühler wieder eingebaut und wir auf dem Weg zum nächsten Posto. Wir können es gar nicht glauben, dass wir alles an einem Tag erledigt haben.

Coyhaique

Wir hatten einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Laguna de las Torres mit Blick auf einen Gletscher.
In Coyhaique machten wir Stop zum Einkaufen und waren überrascht über die Größe des Städtchens und das immens große Verkehrsaufkommen. Da unser Kühler schon wieder ein Leck zu haben schien, beschlossen wir nochmal zu einem Kühler-Fachmann zu fahren und das beseitigen zu lassen. Im Aus- und Einbau hatten wir ja jetzt schon Erfahrung. Ausserdem hatten wir das letztes Mal nicht bildlich festgehalten und konnten das jetzt nachholen. Als wir mut dem Kühler vor der garagengroßen Werkstatt standen, stellten wir fest, dass auch die eine Kühlerhalterung gebrochen war. Der Tüftler fand dann noch mehrere korrodierte Kühlrippen und empfahl uns den Neuaufbau des Kühlers. Die Halterung wurde hingefrerkt und die Rippen stillgelegt, aber immerhin zu einem günstigen Preis und pronto zwischen geschoben. Nach dem Wiedereinbau war es 18 Uhr und wir sahen zu, dass wir Coyhaique schnell den Rücken kehrten um einen Stellplatz in der Wildnis zu finden.

Verschiffung

Am 25.06.22 war es endlich soweit. Unser Verschwindbus machte sich auf nach Bremerhaven – mit Zwischenstop in Bremen.

Am Montag, den 27.06.22 checkte er im Hafen ein und wirkte etwas verloren zwischen den riesigen Sattelschleppern.

Am 07.07.22 legte die Hoegh Yokohama mit ihm an Board ab und wir hoffen, dass wir ihn in ein paar Wochen heile wieder in Cartagena in Empfang nehmen können.