Tiwanaku

Entgegen der Proteste unserer Kinder haben wir uns mal wieder langeweile Steine angesehen. Die Tempelstätte Tiwanaku liegt nur ca. 60 km von La Paz entfrent, aber, da wir einmal quer durch die Stadt mussten, dauerte die Anfahrt über 2 Stunden.
Die Tiwanaku waren eine Zivilisation vor den Inkas und lebte zwischen 10. und 15. Jahrhundert in der Nähe des Titicacasees, der nur 18km entfernt liegt. Zum Bau der Tempel (Sonnentempel, Erdtempel und Tempel der Unterwelt) wurden 4 verschiedene Steinarten verwendet. Leider wurde ein Großteil der Anlage über die Jahrhunderte von den nachfolgenden Kulturen abgetragen und zum Bau anderer Gebäude verwendet. Man war jedoch bemüht einen Teil zu rekonstruieren.
Nach der Besichtigung der archäologischen Stätte wurden wir noch durch das Keramikmuseum und das monolitische Museum geschleift. Auf Puma Punku, das Steinartelier, in dem die Blöcke behauen wurden, konnten wir nur einen kurzen Blick werfen, da sich ein Hagelschauer in atemberaubender Geschwindigkeit näherte und schon als lautes Trommeln auf den Blechdächern der Umgebung zu hören war.
Wir flüchteten uns in ein nahes Resto und hatten ein super leckeres Almuerzo. Schöner Silvesterausflug!

Weihnachten in La Paz

Wir hatten es also noch rechtzeitig vor Weihnachten nach La Paz geschafft und wurden beim Einkauf für das Weihnachtsessen angenehm überrascht. Der Hipermaxi konnte mit leckerem Käse, Schinken, Salami, Humus, Wein und sogar Earl Grey-Tee aufwarten und die kleine Tienda um die Ecke vom Campingplatz hatte sogar Baguettebrötchen zu bieten. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland. An Weihnachten wurde dann Rinderfilet gegrillt und wir tafelten alle gemeinsam. So lecker hatten wir schon lange nicht mehr gegessen. Marcos und Arawi, die Besitzer des Campingplatzes, brachten uns sogar noch Plätzchen zum Nachtisch vorbei.
Leider ging die Bescherung etwas in die Hose.
Wir hatten ja nicht viel Zeit uns um Geschenke für die Kinder zu kümmern. Dummerweise war der noch am 24.12. für Lasse erstandene Superhelden-Kopfhörer zu klein und auch der Download seines heiß ersehnten Switch-Spiels wollte nicht gelingen. Das endete in bitteren Tränen.
Am nächsten Morgen klappte zum Glück der Download und die Stimmung war schon sehr viel besser. Nach den Feiertagen wurde dann ein neuer Kopfhörer besorgt und Weihnachten war gerettet.
Ansonsten wurden Reifen gewechselt, das Fahrzeug von innen geputzt und so manche andere Kleinigkeit erledigt.
So kam es, dass wir nach 5 Tagen in La Paz quasi noch nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir erfuhren von einem Deutschen, der schon sehr lange in La Paz lebt und Stadtführungen veranstaltet. Mit ihm fuhren wir mit der Seilbahn über und durch die Stadt, die sich bis zum Horizont vor uns ausbreitete. Wir besuchten den Hauptplatz und den Hexenmarkt. Dort kann man von Kräuter über Tinkturen und Lamaföten alles kaufen was man als Schamane so braucht. Flo hat sich mit Kräutersalbe für seinen Rücken eingedeckt und vor uns lies sich ein Pärchen einen Neujahrs-Opferteller zusammenstellen. Nachdem wir bezahlt hatten, wurden wir mit einer gut riechenden Essenz besprüht um uns zu „reinigen“. Weiter ging es vorbei an Handwerksständen, wo wir einige Mitbringsel ergatterten. Dann mussten wir die Führung leider abbrechen, weil sich Mara zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben musste. Vermutlich hat sie vom hiesigen Leitungswasser einen Schluck genommen. Das ist als Trinkwasser allerdings nicht zu verwenden.
Dann kam der Tag des Abschieds. Familie Noak war schon am 27.12. Richtung Cochabamba abgereist und Dunja und Rainer wollten am 30.12. losfahren um möglichst schnell um Santa Cruz herum zu kommen.
Am 28.12. wurde nämlich der Gouverneur von Santa Cruz verhaftet und nach La Paz überführt. In Santa Cruz führte das zu Straßenkämpfen und Blockade beider Flughäfen. Als „gebrannte Kinder“ wollten die beiden nach ihrer Peruerfahrung nicht schon wieder in Bolivien festsitzen, wo sie sich gerade durchgerungen hatten ihre ursprüngliche Reiseroute aufzugeben und stattdessen nach Brasilien zu reisen.
Wir verabschiedeten uns von den beiden supernetten Architekten und waren sehr traurig nun Silvester alleine auf dem Campingplatz verbringen zu müssen. Aber das Schicksal hatte andere Pläne für uns alle.

Zunächst einmal erkundigten wir uns nach dem Verbleib unserer Wasserpumpe. Wir hatten eine Paketankündigung für den späten Nachmittag des 30.12. bekommen, aber im Tracking war seit dem 28.12. kein neuer Eintrag vorhanden. Marcos rief für uns bei UPS an und wir erfuhren, dass das Paket zwar schon in La Paz eingetroffen sei, jedoch erst noch durch den Zoll müsse. Das dauere mindestens einen Tag und da der Zoll am Wochenende nicht arbeitet – heute war Freitag!- und noch dazu der Neujahrsfeiertag auf den Montag verlegt wird, was immer dann gemacht wird, wenn Feiertage auf ein Wochenende fallen…können wir unser Paket frühestens am Dienstag, den 03.01. abholen. Es war also klar, dass wir noch ein paar Tage alleine auf dem Campingplatz ausharren mussten. Frust!
Als ich mich gerade ärgern wollte, meinte Marcos, dass wir aber nicht alleine sein werden, denn Dunja und Rainer wären schon auf dem Rückweg zu uns. Der Geldautomat am Hipermaxi hatte ihre Kreditkarte gefressen… Die beiden haben das bestimmt absichtlich gemacht weil sie uns so nett fanden und einen Vorwand suchten um mit uns Silvester zu feiern…
Kurz darauf bezogen sie wieder ihren alten Stellplatz und nachdem Marcos versucht hatte telefonisch die Bank zu erreichen, brachen Dunja und ich zum gemeinsamen Frustshopping auf. Wir kamen zwar mit völlig anderen Dingen zurück als die, für die wir losgezogen waren, aber das Silvesteressen war gesichert.

Über die Berge nach La Paz

Bis La Paz waren es immernoch 360km. In europäischen Maßstäben ein Klacks. Allerdings galt es einen 4650m hohen Pass zu überqueren und das mit der nötigen Aklimatisation, denn immerhin liegt La Paz auf 3600m Höhe. Immerhin war die Straßen größtenteils geteert. Allerdings mit vielen Schlaglöchern. So kamen wir auch diesmal nur langsam voran und rüttelten den Bus ziemlich durch. Eine Strapaze, den zumindest unser Gemüse nicht überlebte. Dafür war die Landschaft toll. Wir fuhren durch grüne Schluchten und fanden einen natürlichen Pool um uns zu erfrischen. Das war nach 4 Tagen auf Achse auch schwer nötig. Dann schraubten wir uns in die Höhe und steuerten eine Tankstelle auf 3150m als Nachtlager an. Dort trafen wir Marco und Magda wieder und hatten einen tollen Spieleabend in unserem Bus.

Nun fehlten nur noch 60km bis La Paz und unser Bus tuckerte gemachlich über den Pass. Wir saßen viele Mountainbiker, die die alte Straße nach La Paz, die Deathroad, in Angriff nahmen. Wir waren froh über die gut ausgebaute neue Straße. Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir die Ausläufer von La Paz und steuerten erstmal eine Autowäscherei an. Vier schrubbten 4 Mann eine Stunde lang unseren Bus. Die Durchquerung von La Paz dauerte nochmal eine Stunde und so kamen wir gegen 12 Uhr an unserem Campingplatz an. Dort standen unsere Freunde – die Noaks und gegen Abend kam noch ein anderes deutsches Pärchen (Dunja und Rainer) an. Die beiden hatten Peru auf die harte Tour verlassen – vorbei an den Straßensperre, im Zickzack über die Berge…Hellas! Jetzt kann Weihnachten kommen.

2 Grenzen an einem Tag oder Matschstraßen zur Regenzeit

Wir verließen Puerto Maldonado als gerade die Sonne über dem Rio Madre de Dios aufging und heizten was das Zeug hielt Richtung brasilianische Grenze, vorbei an den beiseite geräumten Straßensperren. Gegen 9 Uhr morgens kamen wir an der Grenze an und hatten das Prozedere in einer knappen Stunde durchlaufen. Auf brasilianischer Seite verstand man zwar unser Spanisch, aber antwortete in portugiesisch. Immerhin konnte einer der Grenzer etwas Englisch. Jetzt ging es über eine ziemlich durchlöcherte Teerstraße weiter zur 100km entfernten Grenze zwischen Brasilien und Bolivien. Aufgrund der Zeitgrenze, die zwischen Peru und Brasilien/Bolivien verläuft, war es 13 Uhr (anstelle 12 Uhr) als wir dort eintrafen. Natürlich war gerade Mittagspause und außerdem WM-Finale. Also gingen wir in ein Resto und bekamen noch die letzten 30 Minuten des Spiels mit. Das Durchlaufen der Grenze mit Autoaus- und Einfuhr war wieder in 1,5 Stunden erledigt. Wir holten noch kurz Geld am Automaten und versuchten vergeblich eine neue Simkarte zu bekommen und verließen Cobija gegen 16 Uhr. Unseren vorherigen Erkundigungen nach erwartete uns nun 800km Erdstraße bis Rurrenabaque und die Wettervorhersage kündigte für die nächsten beiden Tage Regen an – war ja auch Regenzeit. Unter normalen Umständen hätten wir diese Route nicht gewählt, aber es waren nun eben mal keine normalen Umstände…Wir fuhren bis sonnenuntergang um möglichst viel trockene Strecke zurück zu legen und das Risiko zu versumpfen zu minimieren und kamen noch 100km weit. Wir übernachteten an der Strecke vor dem Haus einer Familie und kaum, dass wir standen setzte der Regen ein.

Am nächsten Morgen waren wir wieder zum Sonnenaufgang abfahrbereit und zuckelten im Nieselregen los, vorbei an einem stecken gebliebenen LKW. Inzwischen war der Untergrund nämlich schon etwas aufgeweicht und man fuhr durch wadentiefen Matsch. Gegen 9 Uhr frühstückten wir in Puerto Rico (100km in 3 Stunden) und erkundigten uns nach dem Zustand der Straße bis zur Abzweigung im 200km entfernten El Triangulo. Angeblich sollte man die Strecke in 4 Stunden schaffen. Tatsächlich war hier schon ein Teil der Straße ausgebaut worden und wir rauschten ein Stück weit auf einer Autobahn durch den Dschungel. Tatsächlich brauchten wir „nur“ 4 Stunden bis El Triangulo, wo wir gegen 14 Uhr zu Mittag aßen. Hier war die Straße zum Glück schon so weit ausgebaut, dass bis zum Sonnenuntergang nur so dahinrauschen konnten. Einen letzten Adranalinkick gab es als die Straße plötzlich wieder zur Baustelle wurde und wir die 2m tiefer liegende alte Straße als Alternativroute fahren mussten. Durch den Regen, der den ganzen Tag gefallen war, stand hier das Wasser und wir waren heilfroh als wir diesen abschnitt wieder verlassen konnten und wieder auf die fertige Straße einbiegen durften. Als es dunkel wurde, parkten wir wieder vor dem Haus einer Familie und fielen todmüde nach 13 Stunden Fahrt und 450km Tagespensum ins Bett. bis Rurrenabaque waren es nur noch 260km und wir hofften, dass der Rest der Strecke so gut ausgebaut war, wie dieletzten 20km.

Weit gefehlt! Nach ca. 20km wurde die Strecke wieder zur Baustelle und wir mussten einen Abschnitt passieren, bei dem der Untergrund noch nicht verdichtet war und der aus bestem Schlamm bestand. Der Buss schlingerte nur noch von links nach rechts und es grenzt an ein Wunder, dass wir nicht stecken geblieben sind, wie diverse LKWs, die wir passierten. Zum Glück wurde der Untergrund irgendwann besser und wir schafften es zu einem späten Frühstück(um 11 Uhr) an die Laguna Brava bei Santa Rosa de Yacuma. Dort sollte es rosa Delfine zu sehen geben, aber wir erfuhren, dass sie sich erst am Nachmittag zeigen. Soviel Zeit hatten wir nicht, schließlich war für diesen Tag noch mehr Regen vorher gesagt und wir wollten möglichst weit kommen. Trotzdem sahen wir noch Tiere auf dem Weg: Tukane, Caimane und Wasserschweine.
Straßenmäßig wurde es immer besser und kurz vor Rurrenabaque hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Wir genossen ein gemeinsames Mittagessen mit Magda und Marco, bevor die beiden sich von uns verabschiedeten um möglichst zügig nach Chile zu kommen. Wir fuhren auch noch ein Stückchen und wollten in Yucumo vor einer Autowerkstatt parken. Als wir den Besitzer fragten ob das in Ordnung wäre, hat dieser uns eingeladen auf seinem Hof zustehen und hat extra für uns ein Auto umgeparkt. Er bot uns auch seine Sanitäranlagen an und brachte uns ein paar Orangen. Wir waren überwältigt von dieser Gastfreundschaft.

Gefangen im Paradies

Nachdem wir ausgeknobelt hatten woher wir eine Wasserpumpe bekommen und wie wir diese zu uns schicken lassen könnten, erreichte uns die Nachricht, dass die Zufahrtsstraße nach Puerto Maldonado gesperrt ist. Der peruanische Präsident hatte vor 1 Woche versucht das Parlament aufzulösen. Daraufhin wurde er vom Parlament seines Amtes enthoben und in U-Haft genommen. Bisher war es im Land noch recht ruhig geblieben, aber nun startete die Protestwelle. Castillo hat besonders im südlichen Bergland viele Anhänger und diese zeigen ihren Unmut mit Strassensperren. Puerto Maldonado hat zwei Straßenverbindungen. Eine ins Gebirge und eine in den brasilianischen Dschungel. Beide waren dicht und die Zahl der Straßensperren wuchs täglich. Richtung Puno lagen ca. 6 Blockaden vor uns, Richtung Brasilien „nur“ 2. Wir erfuhren über unsere Overlander-WhatsApp-Gruppe von einem holländischen Pärchen, das ebenfalls in Maldonado festsaß und nahmen zu ihnen Kontakt auf. Die beiden hatten versucht aus Maldonado wegzufahren, waren aber nach 100km von den Protestierenden zum Umkehren gezwungen wurden. Wir saßen mit Magda und Marco also fest und die Pumpe konnte auf dem Landweg auch nicht nach Maldonado kommen. Wir kümmerten uns also um Beschaffung in Deutschland und Versand per UPS nach Bolivien – wo wir ja eigentlich als Nächstes hinwollen. In Maldonado waren in kurzer Zeit keine Touristen mehr zu sehen. Wer konnte, hatte sich ausfliegen lassen. Immerhin war der Flughafen in Maldonado noch nicht blockiert, wie z.B. der in Arequipa und Cusco. Flo nutzte die Gelegenheit um noch zweimal Angeln zu gehen und seinen prächtigen Fang verwandelte Blanca in köstliche Mittagessen für alle Anwesenden.

Wir verfolgten täglich die Situation auf den Straßen und hofften auf ein Ende der Proteste, das sich jedoch nicht abzeichnen wollte. Die Entscheidung Castillo nicht aus der U-Haft zu entlassen und auch keine vorgezogenen Wahlen stattfinden zu lassen, befeuerten das Ganze nur noch. Nach ca. 1 Woche Rumgammelei erfuhren wir über die Polizei, dass für die nächsten zwei Tage eine Aufhebung der Straßensperren in Richtung Brasilien stattfindet. Maldonado musste ja auch mal wieder mit Gütern versorgt werden. Wir verabredeten unsere Flucht für den nächsten Tag, ein Sonntag, zu Sonnenaufgang. Also schnell nochmal Lebensmittel auf dem Markt einkaufen. Die Auswahl dort war schon ein kleinwenig eingeschränkt und die Waren fast doppelt so teuer. Als ich mit Magda einen Supermarkt suchte, hatte erst der dritte geöffnet, aber immerhin hatten wir bald alles was wir brauchten beisammen und waren zur Abfahrt gerüstet.

Puerto Maldonado

Nach der langen Zeit im Hochgebirge mit den kargen Landschaften, freuten wir uns auf das üppige Grün der Selva. Auf der Hinfahrt nach Puerto Maldonado haben wir eine Indigena ein Stück weit im Bus mitgenommen. Als Dank hat sie uns Baumtomaten aus ihrem Garten geschenkt. Auf der Zielgeraden wurden wir dann noch von einem Tropensturm willkommen geheißen, der einige Bäume auf die Fahrbahn geweht hat und wohl auch mit schuld war an einem Frontalzusammenstoß eines Tanklasters mit einem Pkw, der zumindest für die Insassen des Pkw nicht gut ausging.
Pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unseren Stellplatz bei der Villa Hermosa und die Kinder sprangen gleich in den großen Pool. Tag gerettet!
Die folgenden Tage unternahmen wir einige Dschungelexkursionen, unter anderem zur Lagune Sandoval, zur Chuncho-Lehmlecke für Papageien, einer Canopytour in den Baumwipfeln und einen Angelausflug für Flo.
Wir haben wahnsinnig viel Tiere gesehen, darunter zwei verschiedene Affenarten, viele seltene Vögel, Aras und sogar zwei Caimane. Flo hat einen riesigen Catfisch geangelt, den er aber wieder frei lies, weil er nicht schmeckt. Der Fischer hat uns allerdings zwei riesige Türen Orangen geschenkt, die von der Plantage seiner Oma stammen. Sehr lecker.

Leider hat in Puerto Maldonado unsere Wasserpumpe den Geist aufgegeben. Sie machte schon seit ein paar Tagen komische Geräusche, aber nun ging nichts mehr. Das heißt, wir haben trotz voller Tanks kein Wasser zur Verfügung. Wir versuchen eine neue Pumpe aufzutreiben und hoffen, dass das Erfolg haben wird.

Bergetappe – Alpakaland

Heute war wieder mal ein Fahrtag. Auf unserem Weg in den Dschungel mussten wir gleich zweimal über Pässe mit 4800m Höhe. Die Hälfte der Strecke auf Schotterpiste, aber in wunderschöner Landschaft und vorbei an Lamas, Alpakas, Vikunias und Schafen.
Inzwischen können wir Lamas, Alpakas und Vikunias soger auseinander halten.

Wir sind früh aufgewacht. Flo sogar vor Kälte. Er hat um ca. 4 Uhr die Heizung im Bus angemacht. Es muss draußen unter Null Grad gewesen sein, da sich an den Scheiben Eisblumen gebildet haben. Wir brachen früh auf zu unserem mächsten Fahrtag auf dem Altiplano, meistens auf 4000m Höhe. Wir haben die relativ neue 3S bis Llalli genommen. Das war recht abenteuerlich, weil sie nur 1-spurig ist und es neben dem Teerbelag beidseitig meist ziemlich abschüssig ist. Einmal mussten wir einem großen LKW ausweichen, was Millimeterarbeit war und jeder Menge guten Willens bedurfte. Glücklicherweise kam uns auf dem ca. 50 km langen Streckenabschnitt sonst nur sehr wenig Verkehr entgegen.
Danach war in der Stadt Ayaviri die Durchgangsstraße komplett mit Erdhaufen blockiert und wir mussten uns durchfragen um die Umfahrung heraus zu finden. Beim Auskundschaften des Weges bin ich ein bisschen gerannt, aber man glaubt ja gar nicht wie schnell man auf 4000m außer Puste ist. Ich habe die Frauen-Fußballmannschaften beneidet, die wir dieses Wochenende auf dem Altiplano haben spielen sehen. Aber die sind diese Höhe ja auch gewöhnt. Bei Flo, Lasse und mir machten sich dagegen heute leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Bevor es jedoch in tiefere Gefielde gehen konnte, mussten wir noch einmal über einen 4873m hohen Pass. Danach haben wir auf 4400m Höhe in Mazuco(Hauptstadt der Alpakas) zu Mittag gegessen. Gerade als wir in den Ort einfuhren fing es an zu hageln. Am Hauptplatz parkte vor uns ein Pickup mit Lamas drauf – zu süß- und denen schien der Hagel nichts aus zu machen. Zum Glück hörte der Hagel schnell wieder auf und wir konnten ohne Probleme weiter fahren. Auf der Carretera Interoceanica ging es einen wunderschönen, grünen Canyon hinab bis zu unserem Stellplatz auf 2500m Höhe.

Colca Canyon

Als ersten Stellplatz haben wir uns die Baños Thermales de Chacapi ausgesucht. Deren Besuch haben wir uns allerdings für den nächsten Morgen aufgehoben, da dann nicht so viele Touristen da sind. Es war herrlich in den glasklaren, ca. 35-40°C warmen Becken einzuweichen und die phantastische Aussicht zu genießen. Nach dem Bad haben wir eine Rundwanderung zu den Ruinen von Uyo Uyo, den Grabhöhlen von Shininea, einer Hängebrücke und dem amphitheaterähnlichen Hängen des Canyons gemacht. Die Kinder merkten die Höhe beim Wandern – wir waren immerhin auf ca.3500m Höhe. Da mussten wir nach unserer Rückkehr zum Bus gleich nochmal ins Thermalbecken springen. Wunderbar wohltuend!
Danach sind wir noch weiter zum Mirador Cruz del Condor gefahren.

Wir kamen gegen 17 Uhr an und haben uns sehr gefreut dort den Truck der Noaks stehen zu sehen.
Hergekommen sind wir wegen der Condore, die hier angeblich abends zwischen 16:30 und 18 Uhr und morgens zwischen 8 und 10 gesichtet werden können und natürlich wegen der tollen Aussicht in den zweittiefsten Canyon der Welt. (Der tiefste liegt gleich neben an – der Canyon de Cotahuasi – mit nur wenigen Metern mehr Tiefe). Bei unserer Ankunft kreiste ein Condor in weiter Ferne. Da es auf der Höhe von 3750m schon empfindlich kalt wurde, haben wir uns nicht sehr lange draußen aufgehalten und uns stattdessen nach dem Abendessen mit den Noaks in unserem Bus verabredet.
Die Nacht über packten wir uns in dicke Decken ein denn die Außentemperatur fiel auf 2°C. Der Sternenhimmel war übrigens überwältigend.
Am nächsten Morgen hatten wir mehr Glück mit den Condoren. Gleich zwei flogen direkt über uns hinweg, weitere flogen in größerer Entfernung vorbei.

Der Weg zum Colca Canyon

Schon bei unserer Abfahrt an unserem Aklimatisierungsstop haben wir von Ferne den Vulkan Sabancaya beim Spucken von Rauchwölkchen bewundern können. Auf der gesamten Fahrt in den Canyon, konnte man ihn immer wieder sehen. Die Fahrt führte über eine wunderschöne Hochebene mit Vicunyas und einer alten Bahnlinie zu verstreut liegenden Minen.

Noch bessere Sicht hatten wir allerdings am Mirador de los Volcanos auf 4850m Höhe, einem Bergpass auf dem Weg in den Colca Canyon. Dort sieht man alle Vulkane der Umgebung und es sind Tafeln mit ihren Namen und Höhen aufgestellt.
Allerdings war es auf der Höhe des Miradors sehr windig und kalt, so dass wir schnell den Pass überquerten und hinab in den Canyon gefahren sind.

Arequipa

Nach der langen Wüstenstrecke hatten wir gehofft, dass Arequipa etwas grüner wäre, aber die Landschaft ist immer noch karg. Wir haben uns auf einen Campingplatz gestellt und die Stadt erkundet und ein paar kleine Reparaturen am Bus vorgenommen. Den letzten Abend haben wir wieder mal gemeinsam mit den Noaks verbracht, unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht und darauf mit einem Pisco Sour angestoßen. Heute stand dann noch Ölwechsel und Autowäsche auf dem Programm. Jetzt sind wir fit für die Berge.

Küstenwüste

Zwischen Nasca und Arequipa liegen ca. 750km Wüste. Die Küstenstrasse führt durch eine unwirkliche Landschaft mit dem blauen Pazifik auf der einen Seite und direkt daran anschließend Dünen und Felsen, auf denen nicht mal Kakteen waschsen. In großen Abständen gibt es kleine Canyons und das Wasser, was hier uas den Bergen ankommt, verwandelt einen kleinen Bereich in eine Oase.
In der ersten Oase werden Oliven angebaut, die entlang der Straße zum Kauf angeboten werden. Die zweite Oase hat sogar so viel Wasser, dass hier Reis kultiviert wird. Absurd, Reis in der Wüste!
Ansonsten kilometerlang nichts als Sand. Umso erstaunter sind wir, als wir auf Radfahrer und sogar einen Jogger treffen.
Eine Nacht verbringen wir am Meer bei Puerto Inka, wo es ein recht verlassenes Hotel gibt, in dem ausser uns noch 3 Mountenbiker logieren und wo wir ein leckeres Abendessen bei traumhaftem Sonnenuntergang einnehmen. Dort gibt es auch frei zugängliche Ruinen einer alten Inkasiedlung, die ich kurz erkunde. Am Strand sehen wir dann einen Pelikan, der seine Flügel trocknet. Wie wir später erfahren, ein Exemplar, das vermutlich der Vogelgrippe zum Opfer fällt, die hier gerade Perus Küstenvögel dahinrafft.
Eine zweite Nacht verbrachten wir an der Tanke eines kleinen Dörfchens mit Fischfabrik.
Landschaftlich war der Abschnitt interessant, aber wir merken, dass wir uns jetzt wieder nach Grün sehnen.