Chile Chico

Die Rüttelpiste nahm kein Ende und wir quälten uns bei Regen durch zum Lago Bertrand. Dort wollten wir uns mal wieder mit unseren Reisefreunden – den Noaks – treffen. Sobald wir unseren Stellplatz erreicht hatten, kontrollierten wir die Kühlerhalterung und sahen, dass diese erneut gebrochen war und jetzt auch noch auf der anderen Seite. Das machte uns einen ziemlichen Strich durch die Rechnung, denn mit einem kaputten Kühler in die Einöde Richtung Villa o´Higgins weiter zu fahren – auf Rüttelpiste – schien uns keine gute Idee. So beschlossen wir auf schnellstem Weg über die Grenze nach Argentinen zu fahren und dort in einer größeren Stadt erstmal den Kühler auf Vordermann bringen zu lassen. Frust…Trotzdem war es ein schönes Wiedersehen mit den Noaks und wir saßen bis spät zusammen um uns über die Erlebnisse der letzten zwei Monate auszutauschen.

Am nächsten Tag ging es bei strömendem Regen nach Chile Chico – der Grenzstadt. Es hätte viele schöne Ausblicke auf den Lago Grand Carretera gegeben, denn die Straße schlängelte sich am Ufer des türkisblauen Sees entlang. Wir waren sehr froh als wir in Chile Chico endlich wieder Asphaltstraße unter den Reifen hatten. Zur Frustbewältigung gab es Sushi zum Abendessen und einen Abend mit den Noaks in der Cerveceria. Die Grenze war am anderen Morgen schnell überquert.

Rio Tranquillo

Die Landschaft war heute mal wieder überwältigend. Schneebedeckte Gipfel, vielfarbige Berge und türkisblaue Flüsse und Seen. Die Krönung war der sattblaue Lago General Carretera über dem gegen Abend sogar noch ein Regenbogen 🌈 erstrahlte.
Schade nur, dass zwischendrin auf einmal der Asphaltbelag zu Ende war und es als Schlaglochpiste weiter ging. Daher kamen wir nur langsam voran.
Am nächsten Morgen unternahmen wir eine Bootstour zu den Marmorhöhlen von Rio Tranquillo. Der junge Marmor bildet wundervolle Gebilde am und im Wasser. Wir erfuhren auch, dass der Lago General Carretera der größte See Chiles ist und seine intensiv türkise Farbe vom Iridium herrührt, das mit dem Gletscherwasser in den See gespült wird. Iridium scheint UV- Strahlen besonders zu reflektieren. Das Wasser ist übrigens ganzjährig zwischen 3 und 6 °C kalt. Brrr.

Coyhaique

Wir hatten einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Laguna de las Torres mit Blick auf einen Gletscher.
In Coyhaique machten wir Stop zum Einkaufen und waren überrascht über die Größe des Städtchens und das immens große Verkehrsaufkommen. Da unser Kühler schon wieder ein Leck zu haben schien, beschlossen wir nochmal zu einem Kühler-Fachmann zu fahren und das beseitigen zu lassen. Im Aus- und Einbau hatten wir ja jetzt schon Erfahrung. Ausserdem hatten wir das letztes Mal nicht bildlich festgehalten und konnten das jetzt nachholen. Als wir mut dem Kühler vor der garagengroßen Werkstatt standen, stellten wir fest, dass auch die eine Kühlerhalterung gebrochen war. Der Tüftler fand dann noch mehrere korrodierte Kühlrippen und empfahl uns den Neuaufbau des Kühlers. Die Halterung wurde hingefrerkt und die Rippen stillgelegt, aber immerhin zu einem günstigen Preis und pronto zwischen geschoben. Nach dem Wiedereinbau war es 18 Uhr und wir sahen zu, dass wir Coyhaique schnell den Rücken kehrten um einen Stellplatz in der Wildnis zu finden.

Laguna de las Torres

Nach einem Fahrtag über sehr unterschiedlichen Straßenbelag und vorbei an herrlichen grünen Seen und Lagunen, fanden wir einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Laguna de las Torres mit Blick auf einen Gletscher.
Flo holte gleich die Angel raus und kam binnen 1 Minute mit einer großen Lachsforelle zurück. Diese wurde in leckeres Ceviche verarbeitet und verspeißt.

Ventisquero Cologante

Wir kamen genau zur Schließzeit des Nationalparkes Queulat am Tor an. Mit unserem Bus durften wir zwar nicht rein, aber immerhin vor dem Tor für die Nacht parken. Der freu dliche Parkwächter machte mich noch darauf aufmerksam, dass man für den Besuch des Parkes nur online reservieren könne – vor Ort werden keine Tickets verkauft. Schön und gut, aber woher Internet nehmen?Am Abzweig des Weges in den Park gab es ein kleines Resto, das glücklicherweise WLAN hatte. Dort konnte ich mich gerade noch vor Ladenschluß einloggen und für den nächsten Tag den Eintritt reservieren.
Bei leichtem Nieselregen machten wir uns gegen 9:30 auf um den hängenden Gletscher zu bewundern. Zu Beginn der Wanderung überquerten wir eine Hängebrücke von der aus man schon einen Blick auf den Gletscher werfen konnte. Er thronte eisblau hoch oben in den Bergen.
Die Wanderung zum Aussichtspunkt dauerte 2 Stunden und ging wieder durch tollen Märchenwald. Als wir oben ankamen und den Gletscher aus der Nähe besichtigen wollten, war er komplett in Wolken gehüllt. Wir sahen nur den Wasserfall darunter. Schade!:(
Aber wieder einmal trafen wir deutsche Weggefährten – diesmal aus Berlin – mit denen wir auf dem Rückweg plaudern konnten. Die Zeit verging wie im Flug. Da war sogar noch ein kleiner Abstecher zum Seeufer drin und die Kinder haben erstaunliche 5 Stunden Wandern durchgehalten.

Cascadas Escondidas

Um 5 Uhr morgens sind wir aufgestanden um die 8 Uhr-Fähre von Quellon nach Chaitén zu nehmen. 7 Uhr hätte auch gereicht, vorher passierte nämlich nichts, aber man sollte mit einem Fahrzeug 3 Stunden vor Abfahrt bereitstehen…Die Überfahrt dauerte 4 Stunden und die See war spiegelglatt. Sogar die Sonne ließ sich blicken. Von Chaitén aus fuhren wir die Carretera Austral erstmal ein Stück Richtung Norden in den Pumalin Nationalpark. Wir wollten nämlich das gute Wetter noch für eine Wanderung zu den Cascadas Escondidas nutzen. Ab morgen ist mindestens eine Woche Regen angesagt.
Die Wanderung führte über Holzleitern und Stiegen durch einen echten Märchenwald mit moosbewachsenen Bäumen und mannshohem Farn. Man wartete jeden Moment darauf, dass ein Troll um die Ecke kommt.
Nach 20 Minuten erreichten wir den ersten Wasserfall, der schon spektakulär war. Weitere 40 Minuten später folgte der Ausblick auf den zweiten, der noch einmal größer war.
Auf dem Rückweg trafen wir ein Pärchen aus Bremen und schnackten kurz am Wegesrand.
Nach guten 2 Stunden waren wir zurück am Ausgangspunkt, füllten noch schnell unsere Wassertanks auf – in Chile gibt es überall Trinkwasser!- und fuhren auf der Waschbrettpiste zurück nach Chaiten für unser Nachtlager. Kaum standen wir, entdeckten wir, dass etwas mit dem Strom nicht stimmte. Ein Batteriekabel der Aufbaubatterien hatte sich aus dem Kabelschuh gerüttelt. Beachtlich wenn man die Dimension und Steifigkeit der Batteriekabel kennt. Mit unserem Lötkölbchen ließ sich das leider nicht flicken, doch ioverlander sei Dank! Direkt in Chaiten gibt es einen Auto-Elektrikee, den wir am nächsten Morgen aufsuchen konnten und der unser Problem beseitigen konnte. In der Zwischenzeit lief alles über die Starterbatterien.

Chiloe

Ancud

Heute haben wir nach Chiloe übergesetzt.
Die Insel empfing uns mit einem warmen Nieselregen.
Wir beziehen erstmal Station am Mirador von Ancud und erkunden das Örtchen. Es gibt viele bunte Holzhäuser, Holzkirchen und ein kostenloses Heimatmuseum, in dem wir so einiges über die Geschichte Ancuds erfahren. Außerdem gibt es eine Replika des Schiffes „Ancud“ zu sehen, das einst die Magelanstraße entlang gesegelt ist. Beachtlich ist auch das 20m lange Skelett eines Blauwals

Puñihuil

Bei Puñihuil liegt eine kleine Inselgruppe auf der Humboldt-Pinguine, Robben und andere Seevögel zu beobachten sind, wie zum Beispiel der schwarze Kormoran, den man auf den schwarzen Felsen kaum erkennen konnte.
Hinterher gab es es zur Stärkung gigantische Empanadas.

Castro

Castro ist ein schnuckeliges, kleines Städtchen mit bunten Holzhäusern und netten Geschäften. Am heutigen Samstag war sogar das Gran Festival Costumbrista Chilote – ein Fest bei dem die alten Brauchtümer von Chiloe aufleben. Es wurden Tänze, Handwerkkunst und traditionelles Essen dargeboten. Wir haben uns Grillspieße und „curanto“ schmecken lassen. Curanto ist ein Gericht auch verschiedenen Fleisch- und Muschelsorten mit Kartoffel und einem dubiosen, kartoffelbreiähnlichen Teig.

Quellon

Quellon markiert das Ende der Panamericana. Ansonsten bietet die kleine Ortschaft nicht viel. Wir stehen in der Nähe des Anlegers und werden von hier aus nach Chaitén übersetzen um unsere Reise auf der Carretera Austral fortzusetzen.

Lago Calafquen und Huskyfarm

Kurzentschlossen machen wir einen Abstecher zur 7-Seen-Runde auf chilenischer Seite und campen am Lago Calafquen. Morgen haben wir in der Nähe eine Überraschungsaktivität für die Kinder vor.
Leider kann man an den Seen hier nicht wirklich wild stehen – es ist alles eingezäunt und neben den Straßen tiefe Gräben. Also berappen wir 40€ für eine Nacht auf dem Campingplatz. Dafür gibt es allerdings auch einen Privatzugang zum glasklaren See, heiße Duschen und gute Sicht auf den Vulkan Villarica, der momentan Asche spukt und diese nachts rot beleuchtet.
Lustig finden wir, dass es hier überall „Kuchen“ zu kaufen gibt. Tatsächlich geschrieben wie das deutsche Wort. Das kommt wohl von den vielen deutschen Auswanderern, die sich vor vielen Jahren hier in der Gegend niedergelassen haben. Der Plural von „Kuchen“ heißt hier dübrigens „Kuchenes“ 😀🎂🍰

Am nächsten Morgen haben wir die Huskyfarm Aurora Austral von Konrad Jakob besucht. Ein Deutscher Auswanderer, der sich erfolgreich dem Schlittenhundesport verschrieben hat. Auf seiner Farm leben 54 Hunde und wir dürfen die Trainingsrunde im Rollschlitten mitfahren. Mit ca. 15km/h brausen wir über die Kieswege der Umgebung und lernen die Musher-Komandos hike(=los), gee(=rechts) und haw(=links) kennen. Die Kinder fragen Konrad Löcher in den Bauch. Wir erfahren, dass die Hunde am frühen Morgen trainieren müssen, wenn es noch kühl ist, und nur ca. 5km, um nicht zu überhitzen. Als wir zurück sind, dürfen wir die Hunde Streicheln und die Kids bekommen sogar noch eine Bonusrunde. Die Wettkampfhunde wollen nämlich auch noch trainieren und sollen das Quad ziehen. Mit bis zu 40 Sachen rast Konrad mit den Kindern auf der Geraden und nach kurzer Zeit ist das Gespann zurück.
Wir helfen die Hunde zu versorgen und merken wie hervorragend sie erzogen sind.
Bei Kaffee, Tee und Saft erfahren wir noch mehr über Konrads Leben mit den Hunden, den Schlittenhunde-Wettkampfsport und dürfen am Ende sogar noch die 2,5 Wochen alten Welpen knuddeln. Seelig verabschieden wir uns. Mara wäre wohl am Liebsten hier geblieben.

San Pedro de Atacama

San Pedro ist ein kleines Dörfchen aus flachen Lehmbauten, das allein vom Tourismus zu leben scheint. In der Ortsmitte reihen sich Touranbieter an Touranbieter. In Ermangelung eines schönen Campingplatzes für unseren Verschwindibus, parken wir am Friedhof, gegenüber der Feuerwehrstation. Das ist super zentral und wir müssen uns im neuen Land ja erstmal organisieren.

Heute wollte ich es wissen. Schaffe ich es auf einen 5000er? Gut aklimatisiert durch unsere Fahrt auf der Lagunenroute sind wir ja und die Umgebung von San Pedro einige Vulkane zur Auswahl. Für Anfänger empfohlen wurde der Cerro Toco mit 5604m Höhe. Mit einem Kleintransporter wurden wir (6 Wanderbegeisterte und ein Guide) auf eine Höhe von 5250m hoch gefahren. Durch den Sulfatabbau und die am Toco vorhandene Astrostation, führen die Wege auf diese beachtliche Höhe. Es herrschte eine Temperatur von -1°C und optimaler Sonnenschein, kaum Wind und kaum Schnee vorhanden. Die 350 Höhenmeter absolvierten wir im Schneckentempo um bei dieser Höhe nicht außer Atem zu geraten. Der Aufstieg dauerte nur 1,5h.
Der Weitblick war gigantisch und ich war erstaunt wie leicht es gelaufen ist. Aklimatisation war mehr als die halbe Miete!
Abends belohnten wir uns alle mit einer großen Grillplatte, die gut und gerne für 6 Personen gereicht hätte…

Die Kinder hatten Lust auszuprobieren wie es ist in einer Salzlagune zu schwimmen. Der Salzgehalt liegt mit 26% in etwa so hoch wie der des Toten Meeres. Es ist echt schwer die Füße beim Schwimmen unter Wasser zu kriegen. Der Auftrieb ist wahnsinnig stark.

Wir waren mal eben auf dem Mond!
Zumindest kommt man sich im Valle da la luna so vor. Die Landschaft ist dermaßen surreal, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt.