Gefangen im Paradies

Nachdem wir ausgeknobelt hatten woher wir eine Wasserpumpe bekommen und wie wir diese zu uns schicken lassen könnten, erreichte uns die Nachricht, dass die Zufahrtsstraße nach Puerto Maldonado gesperrt ist. Der peruanische Präsident hatte vor 1 Woche versucht das Parlament aufzulösen. Daraufhin wurde er vom Parlament seines Amtes enthoben und in U-Haft genommen. Bisher war es im Land noch recht ruhig geblieben, aber nun startete die Protestwelle. Castillo hat besonders im südlichen Bergland viele Anhänger und diese zeigen ihren Unmut mit Strassensperren. Puerto Maldonado hat zwei Straßenverbindungen. Eine ins Gebirge und eine in den brasilianischen Dschungel. Beide waren dicht und die Zahl der Straßensperren wuchs täglich. Richtung Puno lagen ca. 6 Blockaden vor uns, Richtung Brasilien „nur“ 2. Wir erfuhren über unsere Overlander-WhatsApp-Gruppe von einem holländischen Pärchen, das ebenfalls in Maldonado festsaß und nahmen zu ihnen Kontakt auf. Die beiden hatten versucht aus Maldonado wegzufahren, waren aber nach 100km von den Protestierenden zum Umkehren gezwungen wurden. Wir saßen mit Magda und Marco also fest und die Pumpe konnte auf dem Landweg auch nicht nach Maldonado kommen. Wir kümmerten uns also um Beschaffung in Deutschland und Versand per UPS nach Bolivien – wo wir ja eigentlich als Nächstes hinwollen. In Maldonado waren in kurzer Zeit keine Touristen mehr zu sehen. Wer konnte, hatte sich ausfliegen lassen. Immerhin war der Flughafen in Maldonado noch nicht blockiert, wie z.B. der in Arequipa und Cusco. Flo nutzte die Gelegenheit um noch zweimal Angeln zu gehen und seinen prächtigen Fang verwandelte Blanca in köstliche Mittagessen für alle Anwesenden.

Wir verfolgten täglich die Situation auf den Straßen und hofften auf ein Ende der Proteste, das sich jedoch nicht abzeichnen wollte. Die Entscheidung Castillo nicht aus der U-Haft zu entlassen und auch keine vorgezogenen Wahlen stattfinden zu lassen, befeuerten das Ganze nur noch. Nach ca. 1 Woche Rumgammelei erfuhren wir über die Polizei, dass für die nächsten zwei Tage eine Aufhebung der Straßensperren in Richtung Brasilien stattfindet. Maldonado musste ja auch mal wieder mit Gütern versorgt werden. Wir verabredeten unsere Flucht für den nächsten Tag, ein Sonntag, zu Sonnenaufgang. Also schnell nochmal Lebensmittel auf dem Markt einkaufen. Die Auswahl dort war schon ein kleinwenig eingeschränkt und die Waren fast doppelt so teuer. Als ich mit Magda einen Supermarkt suchte, hatte erst der dritte geöffnet, aber immerhin hatten wir bald alles was wir brauchten beisammen und waren zur Abfahrt gerüstet.

Puerto Maldonado

Nach der langen Zeit im Hochgebirge mit den kargen Landschaften, freuten wir uns auf das üppige Grün der Selva. Auf der Hinfahrt nach Puerto Maldonado haben wir eine Indigena ein Stück weit im Bus mitgenommen. Als Dank hat sie uns Baumtomaten aus ihrem Garten geschenkt. Auf der Zielgeraden wurden wir dann noch von einem Tropensturm willkommen geheißen, der einige Bäume auf die Fahrbahn geweht hat und wohl auch mit schuld war an einem Frontalzusammenstoß eines Tanklasters mit einem Pkw, der zumindest für die Insassen des Pkw nicht gut ausging.
Pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unseren Stellplatz bei der Villa Hermosa und die Kinder sprangen gleich in den großen Pool. Tag gerettet!
Die folgenden Tage unternahmen wir einige Dschungelexkursionen, unter anderem zur Lagune Sandoval, zur Chuncho-Lehmlecke für Papageien, einer Canopytour in den Baumwipfeln und einen Angelausflug für Flo.
Wir haben wahnsinnig viel Tiere gesehen, darunter zwei verschiedene Affenarten, viele seltene Vögel, Aras und sogar zwei Caimane. Flo hat einen riesigen Catfisch geangelt, den er aber wieder frei lies, weil er nicht schmeckt. Der Fischer hat uns allerdings zwei riesige Türen Orangen geschenkt, die von der Plantage seiner Oma stammen. Sehr lecker.

Leider hat in Puerto Maldonado unsere Wasserpumpe den Geist aufgegeben. Sie machte schon seit ein paar Tagen komische Geräusche, aber nun ging nichts mehr. Das heißt, wir haben trotz voller Tanks kein Wasser zur Verfügung. Wir versuchen eine neue Pumpe aufzutreiben und hoffen, dass das Erfolg haben wird.

Bergetappe – Alpakaland

Heute war wieder mal ein Fahrtag. Auf unserem Weg in den Dschungel mussten wir gleich zweimal über Pässe mit 4800m Höhe. Die Hälfte der Strecke auf Schotterpiste, aber in wunderschöner Landschaft und vorbei an Lamas, Alpakas, Vikunias und Schafen.
Inzwischen können wir Lamas, Alpakas und Vikunias soger auseinander halten.

Wir sind früh aufgewacht. Flo sogar vor Kälte. Er hat um ca. 4 Uhr die Heizung im Bus angemacht. Es muss draußen unter Null Grad gewesen sein, da sich an den Scheiben Eisblumen gebildet haben. Wir brachen früh auf zu unserem mächsten Fahrtag auf dem Altiplano, meistens auf 4000m Höhe. Wir haben die relativ neue 3S bis Llalli genommen. Das war recht abenteuerlich, weil sie nur 1-spurig ist und es neben dem Teerbelag beidseitig meist ziemlich abschüssig ist. Einmal mussten wir einem großen LKW ausweichen, was Millimeterarbeit war und jeder Menge guten Willens bedurfte. Glücklicherweise kam uns auf dem ca. 50 km langen Streckenabschnitt sonst nur sehr wenig Verkehr entgegen.
Danach war in der Stadt Ayaviri die Durchgangsstraße komplett mit Erdhaufen blockiert und wir mussten uns durchfragen um die Umfahrung heraus zu finden. Beim Auskundschaften des Weges bin ich ein bisschen gerannt, aber man glaubt ja gar nicht wie schnell man auf 4000m außer Puste ist. Ich habe die Frauen-Fußballmannschaften beneidet, die wir dieses Wochenende auf dem Altiplano haben spielen sehen. Aber die sind diese Höhe ja auch gewöhnt. Bei Flo, Lasse und mir machten sich dagegen heute leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Bevor es jedoch in tiefere Gefielde gehen konnte, mussten wir noch einmal über einen 4873m hohen Pass. Danach haben wir auf 4400m Höhe in Mazuco(Hauptstadt der Alpakas) zu Mittag gegessen. Gerade als wir in den Ort einfuhren fing es an zu hageln. Am Hauptplatz parkte vor uns ein Pickup mit Lamas drauf – zu süß- und denen schien der Hagel nichts aus zu machen. Zum Glück hörte der Hagel schnell wieder auf und wir konnten ohne Probleme weiter fahren. Auf der Carretera Interoceanica ging es einen wunderschönen, grünen Canyon hinab bis zu unserem Stellplatz auf 2500m Höhe.

Colca Canyon

Als ersten Stellplatz haben wir uns die Baños Thermales de Chacapi ausgesucht. Deren Besuch haben wir uns allerdings für den nächsten Morgen aufgehoben, da dann nicht so viele Touristen da sind. Es war herrlich in den glasklaren, ca. 35-40°C warmen Becken einzuweichen und die phantastische Aussicht zu genießen. Nach dem Bad haben wir eine Rundwanderung zu den Ruinen von Uyo Uyo, den Grabhöhlen von Shininea, einer Hängebrücke und dem amphitheaterähnlichen Hängen des Canyons gemacht. Die Kinder merkten die Höhe beim Wandern – wir waren immerhin auf ca.3500m Höhe. Da mussten wir nach unserer Rückkehr zum Bus gleich nochmal ins Thermalbecken springen. Wunderbar wohltuend!
Danach sind wir noch weiter zum Mirador Cruz del Condor gefahren.

Wir kamen gegen 17 Uhr an und haben uns sehr gefreut dort den Truck der Noaks stehen zu sehen.
Hergekommen sind wir wegen der Condore, die hier angeblich abends zwischen 16:30 und 18 Uhr und morgens zwischen 8 und 10 gesichtet werden können und natürlich wegen der tollen Aussicht in den zweittiefsten Canyon der Welt. (Der tiefste liegt gleich neben an – der Canyon de Cotahuasi – mit nur wenigen Metern mehr Tiefe). Bei unserer Ankunft kreiste ein Condor in weiter Ferne. Da es auf der Höhe von 3750m schon empfindlich kalt wurde, haben wir uns nicht sehr lange draußen aufgehalten und uns stattdessen nach dem Abendessen mit den Noaks in unserem Bus verabredet.
Die Nacht über packten wir uns in dicke Decken ein denn die Außentemperatur fiel auf 2°C. Der Sternenhimmel war übrigens überwältigend.
Am nächsten Morgen hatten wir mehr Glück mit den Condoren. Gleich zwei flogen direkt über uns hinweg, weitere flogen in größerer Entfernung vorbei.

Der Weg zum Colca Canyon

Schon bei unserer Abfahrt an unserem Aklimatisierungsstop haben wir von Ferne den Vulkan Sabancaya beim Spucken von Rauchwölkchen bewundern können. Auf der gesamten Fahrt in den Canyon, konnte man ihn immer wieder sehen. Die Fahrt führte über eine wunderschöne Hochebene mit Vicunyas und einer alten Bahnlinie zu verstreut liegenden Minen.

Noch bessere Sicht hatten wir allerdings am Mirador de los Volcanos auf 4850m Höhe, einem Bergpass auf dem Weg in den Colca Canyon. Dort sieht man alle Vulkane der Umgebung und es sind Tafeln mit ihren Namen und Höhen aufgestellt.
Allerdings war es auf der Höhe des Miradors sehr windig und kalt, so dass wir schnell den Pass überquerten und hinab in den Canyon gefahren sind.

Arequipa

Nach der langen Wüstenstrecke hatten wir gehofft, dass Arequipa etwas grüner wäre, aber die Landschaft ist immer noch karg. Wir haben uns auf einen Campingplatz gestellt und die Stadt erkundet und ein paar kleine Reparaturen am Bus vorgenommen. Den letzten Abend haben wir wieder mal gemeinsam mit den Noaks verbracht, unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht und darauf mit einem Pisco Sour angestoßen. Heute stand dann noch Ölwechsel und Autowäsche auf dem Programm. Jetzt sind wir fit für die Berge.

Küstenwüste

Zwischen Nasca und Arequipa liegen ca. 750km Wüste. Die Küstenstrasse führt durch eine unwirkliche Landschaft mit dem blauen Pazifik auf der einen Seite und direkt daran anschließend Dünen und Felsen, auf denen nicht mal Kakteen waschsen. In großen Abständen gibt es kleine Canyons und das Wasser, was hier uas den Bergen ankommt, verwandelt einen kleinen Bereich in eine Oase.
In der ersten Oase werden Oliven angebaut, die entlang der Straße zum Kauf angeboten werden. Die zweite Oase hat sogar so viel Wasser, dass hier Reis kultiviert wird. Absurd, Reis in der Wüste!
Ansonsten kilometerlang nichts als Sand. Umso erstaunter sind wir, als wir auf Radfahrer und sogar einen Jogger treffen.
Eine Nacht verbringen wir am Meer bei Puerto Inka, wo es ein recht verlassenes Hotel gibt, in dem ausser uns noch 3 Mountenbiker logieren und wo wir ein leckeres Abendessen bei traumhaftem Sonnenuntergang einnehmen. Dort gibt es auch frei zugängliche Ruinen einer alten Inkasiedlung, die ich kurz erkunde. Am Strand sehen wir dann einen Pelikan, der seine Flügel trocknet. Wie wir später erfahren, ein Exemplar, das vermutlich der Vogelgrippe zum Opfer fällt, die hier gerade Perus Küstenvögel dahinrafft.
Eine zweite Nacht verbrachten wir an der Tanke eines kleinen Dörfchens mit Fischfabrik.
Landschaftlich war der Abschnitt interessant, aber wir merken, dass wir uns jetzt wieder nach Grün sehnen.

Nasca

Bis heute sind noch nicht alle Bedeutunge der Scharrbilder und Linien in der Wüste um Nasca und Palpa entschlüsselt. Die Linien sind ca. 2000 Jahre alt und es gibt über 1500 Stück davon. Teilweise sind es gerade Linien, die bis zu 20km lang sind, manchmal geometrische Figuren und ein paar wenige figürliche Formationen. Sie wurden in den Wüstensand gescharrt und damit die oberste Erdschicht abgetragen. Die darunterliegende, gipshaltige Schicht wurde durch Feuchtigkeit verfestigt und konnte so dem Wind trotzen. Ein paar Linien wurden von einem Fluß verwischt, der jedoch die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet ist, denn Regen gibt es hier so gut wie nie. Vermutlich deuten die Linien zu besonderen Sonnenstände über das Jahr verteilt und hatten mit der Landwirtschaft zu tun. Da man die Linien nur aus der Luft sehen kann, haben wir einen tollen Flug in einer kleinen Propellermaschine über Nasca gemacht.

Auf der Fahrt nach Nasca wurden wir in unserem Mittagsresto vom Wirt gewarnt, dass es eine Streik in Nasca gibt bei dem die Strasse blockiert wäre. Es wäre gefährlich als Fahrzeug dort hin zu fahren, weil man mit Steinen beschmissen werden könnte. Die LKW-Fahrer meinten jedoch, dass die Straße erst am nächsten Tag gesperrt sein soll. Da wir nicht wußten, ob und wie lange wir in Nasca festsitzen würden, haben wir uns einen schönen Stellplatz mit Pool bei der Nasca Lodge gesucht. So ein Bad im Pool mit einem Pisco-Sour an der Poolbar war eine willlkommene Abwechslung. Zum Glück löste sich der Streik, zumindest in Nasca, in wohlgefallen auf. Allerdings scheint um Cusco herum alles blockiert zu sein. Mal sehen wie lange das so bleiben wird.

Huacachina

Welch ein Paradies die Oase Huacachina doch ist…Sie ist zwar sehr touristisch, aber wir haben es trotzdem sehr genossen die Sanddünen zu erklimmen und uns wieder runter rollen zu lassen. Wir haben ausgezeichnet zu Abend gegessen und heute Morgen sogar noch eine tolle Tour mit Sandboarding gemacht. Das war ein riesiger Spaß.

Lima

Perus Küste scheint eine riesige Wüste zu sein. Kilometerweit nur Sand. Wir konnten die Panamericana zum Glück meist mit 80 Sachen entlang brettern um diesen öden Streckenabschnitt schnell hinter uns zu lassen. Den Molloch Lima haben wir uns auch gespart und haben erst südlich davon in einem Vorort angehalten, wo wir campen wollten. Der Platz war in einer wohlhabenden gated community direkt am Strand. Allerdings waren dort gerade Dreharbeiten für einen Toyota-Werbespot im Gange und wir mussten bis 18 Uhr warten bis wir unseren Parkplatz beziehen konnten. Der Hausherr vermietet quasi den Parkplatz auf der Strasse vor seinem Haus…sehr geschäftstüchtig. Er und seine Frau waren allerdings sehr nett und wir blieben ganze 3 Tage dort und haben mal wieder Brot gebacken und die Kinder haben das Meer genossen. Die Wellen waren gigantisch. Am letzten Tag mussten wir umparken wegen eines Nachbarschaftsfestes, das der Hausherr vor seinem Haus organisiert hatte mit Flohmarkt, Essensständen und anderen Verkaufsständen des lokalen Gewerbes. Den krönenden Abschluß bildete ein Bingo, bei dem man als Hauptgewinne 500 Soles(120€) Bargeld und 2 Hotelaufenthalte gewinnen konnten. Man merkt, dass man hier in einer etwas wohlhabenderen Ecke gelandet ist.
Einige Tage später erfuhren wir beim Tanken, dass eine peruanische Tankwartin 12h pro Tag arbeiten muss und das 6 Tage pro Woche. Dafür bekommt sie 350 Soles(86€) pro Woche. Urlaub gibt es nicht. Das monatliche Durchschnittsgehalt in Peru lag 2021 bei 445€.
Da wird man mal wieder daran erinnert, wie gut man es hat…

Caral

Aus den Bergen ging es zur Abwechslung an die Küste. Dazu sind wir über die Lagune Sausacocha auf 4100m nach unten auf Meeresniveau gerauscht – natürlich mit kleinen Pausen um den Höhenwechsel gut zu verkraften. An der Küste erwartete uns die Strasse 1N als super ausgebaute zweispurige Autobahn auf der wir tatsächlich auch mal mit 80 Sachen voran kamen. Wir haben uns die Ruinen von Caral als Ziel ausgesucht. Das sind die ältesten Ruinen Südamerikas mir einem Altern von 4.500 -5000 Jahren. Hier im Supe-Tal muss eine der 7 großen Zivilisationen der Erde entstanden sein. Die Pyramiden von Caral wurden erst 1994 angefangen auszugraben und es ist noch Vieles auszugraben und zu erforschen. Sie wurden 2002 unter UNESCO-Weltkulturerbe gestellt und werden daher nur restauriert und nicht rekonstruiert. Es war faszinierend durch so viel „Geschichte“ zu laufen und wir waren erstaunt wie gut erhalten z.B. einige Flechtwaren und Holzreste sind. Die Menschen die hier gelebt haben, haben unglaublich präzise und gut durchdachte Gebäude erstellt und das in einer Zeit vor der Keramik und Schmiedekunst.

Nach der staubigen Wüste, fuhren wir mit den Kindern ans Meer und haben den Abend am Strand verbracht.

Canon del Pato

Am dritten Tag unserer Bergpassage kamen wir durch den Canon del Pato. Eine wirklcih spektakuläre Wegstrecke. Über Serpentinen fährt man von 3200m runter auf 800m und folgt dann dem Flußlauf durch den Canon wieder hinauf auf 2200m. Die Straßenqualität wechselt zwischen gut geteert und zweispurig und einspuriger Schotterpiste – natürlich wieder mit steilen Abhängen neben der Straße. Die hohen Felswände beeindrucken uns und wechseln hin und wieder die Farbe des Gesteins. Der größte Nervenkitzel erwartet uns auf der einspurigen Tunnelstrecke mit insgesamt ca. 40 Tunneln. Manche davon sind so lang, dass man das Ende nicht sieht und nur laut humpend ins Dunkle fahren kann. Die Ausweichbuchten am Ende des Tunnels sind unbedingt nötig, aber meist recht knapp bemessen und wir waren froh, dass wir den zwei Reisebusse nicht an solch brenzligen Stellen begegnet sind. Es wird schon wieder langsam dunkel als wir Caraz erreichen, wo wir uns auf einem Campingplatz mit unseren deutschen Freunden treffen und erstmal für ein paar Tage Pause machen und uns von den anstrengenden letzten Tagen erholen.

Über die Berge auf der 3N

Um in Peru von Nord nach Süd zu kommen gibt es drei Möglichkeiten. Entwerde über die Nationalstrasse 1 an der Küste, über die 3N über die Crodilleren oder über die 5 im Oriente. Wir entscheiden uns für die Fahrt übers Gebirge weil es dort schöne Canyons und Bergseen zu bestaunen gibt. Ich wusste allerdings nicht, dass die Fahrt tatsächlich so aufregend werden würde. Kurz nach Cajamarca brausten wir, auf der noch guten Straße am Abzweig zu Jesus vorbei. Hätte ich geahnt, dass er sich hierhin zurückgezogen hat, hätten wir eventuell einen Stop eingelegt, aber so konnte ich nur noch schnell ein Bild aus dem Fenster machen. Die erste Bergetappe war geprägt von Bergbau und Mienenarbeit, was die Landschaft nicht unbedingt verschönert. Bei Nieselregen natürlich noch weniger schön. Auch zu erwähnen wäre die allgegenwärtige Wahlwerbung. Die arme Bergbevölkerung verdient sich ein Zubrot damit, das eigene Haus mit der Wahlwerbung anpinseln zu lassen. Ganze Ortschaften sind so mit den Namen und Parteilogos der unterscheidlichen Kandidaten verunstaltet.

Je weiter es in die Berge ging, desto schlechter wurde die Strasse und erinnerte teilweise an die einspurige 08B mit den steilen Abhängen. Es war manchmal nicht mehr als ein Feldweg – aber immer noch Nationalstrasse!. Hier fuhr auch kein großer Bus mehr und unser Fahrzeug war, außer den Straßenbaufahrzeugen, das Größte was da so rumfuhr. Das bekamen wir auch mehrmals zu spüren. Das erste Mal als uns das Navi bei einer Ortsdurchfahrt mal wieder in eine Straße schicken wollte, die eine Einbahnstraße in Gegenrichtung war. Wir mussten ausweichen und haben als ortunkundige die falsche Straße gewählt. Vor uns blockierte ein Baulaster die Fahrbahn und beim Versuch in den engen Gassen in eine Seitenstraße abzubiegen, hätten wir fast unseren Dachgepäckträger ruiniert. Hätte der Lastwagenfahrer uns nicht ein Stück weit gelotst, würden wir vermutlich noch heute in dem Örtchen feststecken. Im nächsten Dorf wollten wir zu Mittag essen, aber die Gassen waren so eng, dass wir den ganzen Verkehr lahmgelegt hätten, wenn wir irgendwo geparkt hätten. Ich bewundere immer wieder wie souverän und ruhig Flo durch diese Engstellen chauviert. Manchmal ist zwischen den 50cm hohen Bürgesteigen und parkenden Auto nur noch jeweils 5cm Platz, aber Flo manövriert den Bus präzise hindurch. An besagtem Tag wurde er wirklich extrem auf die Probe gestellt. Wir hatten von unseren Freunden erfahren, dass es kurz hinter dem Dorf Angamarcas eine Baustelle geben soll und die Umfahrung, die sie nehmen mussten, wäre super steil und eng gewesen. Wir sollten uns also im Dorf nach einer weiteren Umfahrung erkundigen, die es angeblich geben sollte. Diesem Rat sind wir gefolgt und haben von zwei unterschiedlichen Personen die Info bekommen, es gäbe keine Baustelle. Es gab dann allerdings sogar zwei Baustellen und wir mussten im Endeffekt ebenfalls die super steile Umfahrung nehmen weil es langsam dunkel wurde und wir nicht zur anderen Umfahrung zurück fahren wollten. Belohnt wurden wir dafür mit sehr schöner Aussicht auf eine wunderbare Landschaft und wunderbar einsamen Stellplätzen. Falsche Kartendaten, Falschaussagen und enge Gassen begleiteten uns auch die nächsten Tage und wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht vor jedem Dorf anzuhalten und nach der Umfahrung zu fragen. Teilweise sind diese gar nicht in den Karten existent.

Dann kam eine Serpentinenstrecke, die jedes Autofahrerherz höher schlagen läßt. Auf einer relativ neuen Asphaltstrasse ging es den Berg hinunter und auf der anderen Talseite wieder hinauf. Nur in den Kurven scheint irgendetwas nicht richtig hingehauen zu haben oder es fehlten Hangabfanungen, denn hier fehlte der Asphalt und man musste enge Schotterkurven fahren. Immer im Höhenspektrum zwischen 3200 und 500m. Am dritten Tag kamen sogar wieder Überlandbusse in Sicht.

Cajamarca

In Cajamarca haben wir uns erstmal ein paar Tage erholt und noch einmal Erledigungen gemacht. Bei unserer Stadtbesichtigung haben wir rund um ein Krankenhaus die schöne Bemalung der Mauer mit Corona-Motiven bewundert. Außerdem sahen wir eine alte Frau in traditioneller Tracht, die am Straßenrand spann.

Celendin

Puh! Die schmalste Strasse Perus hätten wir geschafft. In Celendin konnten wir endlich wieder Bargeld abheben und einkaufen gehen und tanken. Sonntags ist überall Markt in Celendin. In der Innenstadt Gemüse- und Haushaltakram und am Stadtrand Viehmarkt. Außerdem haben wir einen Trauerumzug mitbekommen. Vorneweg ritten 3 Gauchos, hinterher liefen die Sargträger. Danach kam die Trauergemeinde und zu guter letzt die Kapelle. Muss ein hohes Tier gewesen sein, weil vermutlich nicht für jedermann ein Umzug durch die Stadt organisiert wird…

Infinity-Road

Wir waren vorgewarnt. Schon im Reiseführer stand, dass die Strasse zwischen Celendin und Chachapoya etwas für gute Nerven ist. Sie sei sehr eng aber biete eine tolle Aussicht. Na, wenn das ein Linienbus schafft, dann schaffen wir das auch, dachten wir uns und fuhren los. Heute weiß ich, dass ich um nichts in der Welt mit dem Fahrer des Linienbusses tauschen möchte. Die Strasse ist eher was für Motorradfahrer. Sie war quasi einspurig, mit hin und wieder kurzen Ausbuchtungen zum Ausweichen. Etwas überflüssig sind die Hinweisschilder, dass langsame Fahrzeuge rechts fahren sollen. Zum Einen kann auf dieser Strecke ohnehin keiner schnell fahren und zum Anderen ist Überholen, bis an wenigen Stellen, ganz und gar unmöglich. Und, um ehrlich zu sein, gibt es auch ausgesprochen wenig Verkehr auf der Straße. Wir haben heute 100km in 7 Stunden geschafft und uns kamen 13 Autos entgegen – zum Glück meistens an den Ausweichstellen. Bei einem Lkw war das allerdings Zentimeterarbeit. Wenn die Fahrspur eh nur so breit ist wie das Fahrzeug wird einem auch die Entscheidung abgenommen, welchem Schlagloch man am Besten ausweicht – man nimmt sie einfach alle mit- volle Punktzahl! Und wem das noch nicht genug ist, dem sei gesagt, dass sich die Strasse zwischen 800 und 3600m Höhe durchs Gebirge schlängelt. Sie ist an sich nicht steil, aber die Abbruchkante des Hangs beginnt meist direkt an der Fahrbahnmarkierung. Für Leitplanke oder ähnlichen Schnickschnack ist schlichtweg kein Platz. Also, wenn es ein Pendant zu Infinity-Pool bezogen auf eine Straße gäbe, dann würde es auf diese zutreffen.

Archäologie Teil 1

Irgendwie steht Peru bis jetzt unter keinem guten Stern: Erst die mißglückte Wasserfall-Wanderung und nun auch noch eine geschloßene archäologische Stätte. Kuelap sollte der Ersatz für Machu Picchu werden, das wir aufgrund zu großen Andrangs meiden werden. Kuelap ist eine festungsartige Siedlung auf 3100m Höhe auf dem Gipfel eines Berges. Es soll von den Chachapoyas (Wolkenmenschen oder Nebelkrieger) sogar noch 500 Jahre vor Machu Picchu gegründet worden sein (900-1100 v. Chr.) – lange vor dem Inkareich. Hier sollen einmal ca. 3000 Menschen gelebt haben. Traditionell für die Chachapoya sind runde Hütten aus Stein – pro Familie eine – gedeckt mit einem Strohdach. Seit 5 Jahren gibt es eine Seilbahn auf den Berg hinauf. Früher musste man mehrere Stunden schweißtreibende Wanderung auf sich nehmen um den Gipfel zu erklimmen. Als wir oben ankommen, sagt uns der Guide, dass wir zwar das Museum besichtigen könnten, die eigentliche Siedlung jedoch wegen eingestürzter Stützmauern geschlossen ist. So konnten wir nur ein rekonstruiertes Haus anschauen und einmal Cuy (Meerschweinchen) essen. Dann ging es wieder ins Tal. Nachtlager bezogen wir bei Oscar in der Villa Alcafé, einer 150 Jahre alten Hacienda. Oscar ist Guide und beherbergt normalerweise Reisegruppen von Stern- und Zeit-Reisen bei sich. Er kennt sich super aus mit den archäologischen Stätten der Umgebung und rät uns zur Besichtigung des Museums in Leimebamba, in dem die wichtigsten Funde der Umgebung zusammen getragen wurden. Besonders gruselig fand ich die Mumien.

Gocta Wasserfall

Der Gocta-Wasserfall hat eine Höhe von 771m. Wir wollten zu seinem Fußpunkt wandern, kamen aber erst um kurz nach 13 Uhr los. Da wir nicht wußten, dass man ein Eintrittsticket am Dorfplatz kaufen muss, musste ich nochmal zurück gehen und so konnte die eigentliche Wanderung erst um 13:45 starten. Komoot spuckte eine Runde mit 2,75 Std reiner Gehzeit und 8,6km aus. Das schien machbar. Allerdings ging die Runde nicht bis zum Fußpunkt des Wasserfalls und wir mussten irgendwann umdrehen, weil wir den Wasserfall nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit erreichen konnten. Die Kids waren auch so schon ziemlich alle. Um 17 Uhr waren wir wieder zurück und sehr enttäuscht. Zum Glück waren die Noaks angekommen und so endete der Tag wenigstens noch mit einem schönen gemeinsamen Abendessen.
PS: Die Noaks haben am anderen Tag die Runde bis zum Wasserfall und zum Aussichtspunkt auf halber Höhe erwandert und haben 9,5h für die Strecke benötigt…

Die ersten Tage nach der Grenze

Auf der Schotterpiste zur Grenze haben wir uns über Sonne gefreut, doch schon am nächsten Tag brannte sie so unerbittlich, dass wir uns Abkühlung wünschten und lange suchen mussten um einen netten Stellplatz mit Pool zu finden. Dort gab es Erfrischungen aller Art für uns. Auf dem Weg kamen wir durch San Ignatio, wo wir Geld holen, eine neue Sim-Karte aktivieren lassen konnten und einige Lebensmittel einkaufen konnten. Die Landschaft ist hier fast karibisch. Es gibt viele Palmen und Bananenstauden, aber man kommt auch an ganz vielen Reisfeldern vorbei. Bis jetzt waren die wenigen Gerichte, die wir gegessen hatten immer mit sehr leckerem Reis zubereitet.

Der kleinste Grenzübergang der Welt

Von Vilcabamba bis zur Grenze bei La Balsa sind es eigentlich nur 150km. Allerdings waren wir vorgewarnt, dass die letzten 50km Schotterpiste sind. Schnell konnte man bei dem Höhenprofil eh nicht fahren und so benötigten wir 5,5h Fahrtzeit bis zur Grenze. Flo ist das in einem Rutsch durchgefahren weil wir Angst hatten zu spät an der Grenze zu sein. Sie schließt nämlich um 17 Uhr und wir waren in Vilcabamba um 10 Uhr aufgebrochen. Das Grenzprozedere braucht ja auch noch seine Zeit.
Die Fahrstrecke war landschaftlich wunderschön. Wir hatten besten Sonnenschein und zumindest die Schotterstrecke sollte man nicht nach Regen fahren. Abenteuerlich wurde es an ein paar Behelfsbrücken und bei einer kleinen Flußquerung, aber auch der große Linienbus nimmt diese Strecke. Den Bus kreuzten wir stündlich und zum Glück immer an Stellen, die breit genug waren für 2 Fahrzeuge. Ansonsten konnte man den Gegenverkehr an zwei Händen abzählen. Der Grenzübergang selbst war dann ein Schlagbaum vor einer Brücke und ein paar Hütten drum herum. Es passieren nur zirka 30 Personen täglich diese Grenze…und so waren wir nach 1 1/4h mit dem ganzen Prozedere durch und konnten auf peruanischer Seite auf bester Asphaltstrasse weiterfahren. Unser Nachtlager fanden wir in Nueva Esperanza am Dorfplatz, der aus einem riesigen Sportplatz bestand. Die erste Nacht in Peru war allerdings sehr unruhig weil sich ab 4 Uhr morgens die Hähne ein Wettkrähen lieferten. und Hühner hat hier wirklich jeder.