Äpfel zu Ostern und Fegefeuer

Ob ich die hiesigen Äpfel schon probiert hätte, fragt mich Karen, eine Mutter von drei Kindern auf dem Spielplatz des Campingplatzes Fortin Lagunita in Ingeniero Huergo. „Noch nicht.“, antworte ich, „aber wir holen uns auf der Weiterfahrt welche am Straßenrand.“ Schon bei der Fahrt hierher säumten überall Apfel- und Birnenplantagen die Straße und da gerade Erntezeit ist, werden an den Straßenständen 3kg Äpfel für umgerechnet etwas mehr als ein Euro verscherbelt.

Karen besteht darauf, dass ihr Mann oder ihre Mutter, die beide auf den Plantagen arbeiten, noch heute eine Tüte Äpfel für uns vorbeibringen. Geld will sie keins dafür. Ich eile jedoch in den Bus um wenigstens etwas Tauschware zusammen zu suchen. Und so übergebe ich ihr kurz darauf Buntstifte für ihre 3 Kinder und Kleidung, aus der unsere beiden rausgewachsen sind. Sie lädt mich zu den anderen Frauen an den Tisch ein und ich muss Torta fritta (frittierter Empanadateig ohne Füllung) und Mate-Tee probieren. Es ist das erste Mal, dass ich Mate-Tee trinke und ich weiß noch nicht, dass man den nicht bis zum letzten bitteren Tröpfchen austrinken muss, was ich jedoch tapfer tue.  Dann müssen dringend noch Fotos gemacht werden von Kindern und Frauen und dann fährt der ganze Trupp wieder nach Hause und Karen verspricht mir, dass ihr Mann morgen noch die Äpfel vorbeibringen wird. 

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter fahren, aber der Campingplatz ist so schön und Flo hat Spaß am Angeln am Fluß gefunden, dass wir noch bleiben. Als ich nachmittags an der Administration unseren Aufenthalt verlängere, frage ich ob zufällig jemand eine Tüte Äpfel für uns abgeben hätte. „Nein, niemand. Aber wenn ihr welche wollt, kann mein Mann heute Abend welche mitbringen. Der arbeitet auf der Plantage.“, antwortet die nette Campingplatzbesitzerin.

Da ich nicht mehr damit rechne, dass Karen ihr Wort hält, sage ich, dass ich mich über ein paar Äpfel freuen würde. 

Spät am Nachmittag kommt Karen dann doch noch vorbei und überreicht mir eine Tüte mit 3kg Äpfel. Ihre Tochter trägt Maras Schlafanzug :).

Kurz darauf kommt auch der Campingplatz-Besitzer und lädt eine 10Kilo-Kiste mit Äpfeln neben unserem Bus ab. „Regalo“ – Geschenk!

Uiuiui, da haben wir jetzt aber genug Äpfel. Ich mache mich gleich ans Apfelmus kochen und schaffe zumindest schon mal die 3kg von Karen zu verwerten.

Man steht hier also zu seinem Wort.

Das merken wir auch am nächsten Tag. Der Campingplatzbesitzer war bis spät in die Nacht mit Flo angeln und hat uns für Samstagabend (Ostersamstag) zum Grillen eingeladen. Als um 18:30 Uhr noch nichts von Grillen zu sehen ist, essen wir schon mal ein kleines Abendbrot.

Kurz darauf werden wir jedoch hinters Administrationshäuschen gerufen, wo schon eine Rinderrippenhälfte vor einem amtlichen Feuer bruzelt. Der Grill ist begehbar und nicht zu vergleichen mit unserem winzig anmutenden Webergrill zu Hause. Kurz darauf werden noch Würstchen dazu gelegt und uns dämmert langsam, dass unser Brot allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird. Um 22:30 wird dann gegessen. Für Argentinien keine unübliche Zeit. Wir haben sogar schon wieder Hunger oder zumindest Appetit. Es tauchen auf einmal weitere Familienmitglieder und Freude auf und wir sind an die 25 Personen. Es ist lecker und wir freuen uns so herzlich aufgenommen zu sein.

Nebenbei erfahren wir, dass es 10 rote Apfelsorten und 4 grüne gibt, die hier angebaut werden und bekommen eine Einladung zur Besichtigung der Birnenverarbeitung. Die Besichtigung scheitert allerdings an unserem Unvermögen dort zu einer Zeit außerhalb der Mittagspause aufzutauchen.

Wir werden anderntags noch mit allerlei Ostergeschenken (Mate-Tee-Gefäß, Bombita, Kekse) überhäuft und sind überwältigt von der Warmherzigkeit der Leute hier.

2 Antworten auf „Äpfel zu Ostern und Fegefeuer“

  1. Ostern und gastfreundliche Argentinier!
    Das ist ja schön, dass ihr soviele Äpfel und Ostergeschenke bekommen habt. Zwar viel Arbeit mit dem Mus kochen, aber bestimmt lecker.
    Und dann auch noch eine Einladung zum Grillabend – super!
    Und irgendwo habe ich gelesen, dass ihr jetzt für die Rückreise mehr Muße habt. Also genießt es!
    LG Ottmar
    P.S.: Ich „genieße“ seit 10 Tagen eine HWS-Blockierung; wird aber langsam besser.

  2. Un placer haberlos recibido..espero que se encuentren bien y disfrutando de los placeres de la vida…abrazo grande Valeria y Ariel..del CAMPING FORTIN LAGUNITA..ING HUERGO..

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