Um in Peru von Nord nach Süd zu kommen gibt es drei Möglichkeiten. Entwerde über die Nationalstrasse 1 an der Küste, über die 3N über die Crodilleren oder über die 5 im Oriente. Wir entscheiden uns für die Fahrt übers Gebirge weil es dort schöne Canyons und Bergseen zu bestaunen gibt. Ich wusste allerdings nicht, dass die Fahrt tatsächlich so aufregend werden würde. Kurz nach Cajamarca brausten wir, auf der noch guten Straße am Abzweig zu Jesus vorbei. Hätte ich geahnt, dass er sich hierhin zurückgezogen hat, hätten wir eventuell einen Stop eingelegt, aber so konnte ich nur noch schnell ein Bild aus dem Fenster machen. Die erste Bergetappe war geprägt von Bergbau und Mienenarbeit, was die Landschaft nicht unbedingt verschönert. Bei Nieselregen natürlich noch weniger schön. Auch zu erwähnen wäre die allgegenwärtige Wahlwerbung. Die arme Bergbevölkerung verdient sich ein Zubrot damit, das eigene Haus mit der Wahlwerbung anpinseln zu lassen. Ganze Ortschaften sind so mit den Namen und Parteilogos der unterscheidlichen Kandidaten verunstaltet.
Je weiter es in die Berge ging, desto schlechter wurde die Strasse und erinnerte teilweise an die einspurige 08B mit den steilen Abhängen. Es war manchmal nicht mehr als ein Feldweg – aber immer noch Nationalstrasse!. Hier fuhr auch kein großer Bus mehr und unser Fahrzeug war, außer den Straßenbaufahrzeugen, das Größte was da so rumfuhr. Das bekamen wir auch mehrmals zu spüren. Das erste Mal als uns das Navi bei einer Ortsdurchfahrt mal wieder in eine Straße schicken wollte, die eine Einbahnstraße in Gegenrichtung war. Wir mussten ausweichen und haben als ortunkundige die falsche Straße gewählt. Vor uns blockierte ein Baulaster die Fahrbahn und beim Versuch in den engen Gassen in eine Seitenstraße abzubiegen, hätten wir fast unseren Dachgepäckträger ruiniert. Hätte der Lastwagenfahrer uns nicht ein Stück weit gelotst, würden wir vermutlich noch heute in dem Örtchen feststecken. Im nächsten Dorf wollten wir zu Mittag essen, aber die Gassen waren so eng, dass wir den ganzen Verkehr lahmgelegt hätten, wenn wir irgendwo geparkt hätten. Ich bewundere immer wieder wie souverän und ruhig Flo durch diese Engstellen chauviert. Manchmal ist zwischen den 50cm hohen Bürgesteigen und parkenden Auto nur noch jeweils 5cm Platz, aber Flo manövriert den Bus präzise hindurch. An besagtem Tag wurde er wirklich extrem auf die Probe gestellt. Wir hatten von unseren Freunden erfahren, dass es kurz hinter dem Dorf Angamarcas eine Baustelle geben soll und die Umfahrung, die sie nehmen mussten, wäre super steil und eng gewesen. Wir sollten uns also im Dorf nach einer weiteren Umfahrung erkundigen, die es angeblich geben sollte. Diesem Rat sind wir gefolgt und haben von zwei unterschiedlichen Personen die Info bekommen, es gäbe keine Baustelle. Es gab dann allerdings sogar zwei Baustellen und wir mussten im Endeffekt ebenfalls die super steile Umfahrung nehmen weil es langsam dunkel wurde und wir nicht zur anderen Umfahrung zurück fahren wollten. Belohnt wurden wir dafür mit sehr schöner Aussicht auf eine wunderbare Landschaft und wunderbar einsamen Stellplätzen. Falsche Kartendaten, Falschaussagen und enge Gassen begleiteten uns auch die nächsten Tage und wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht vor jedem Dorf anzuhalten und nach der Umfahrung zu fragen. Teilweise sind diese gar nicht in den Karten existent.
Dann kam eine Serpentinenstrecke, die jedes Autofahrerherz höher schlagen läßt. Auf einer relativ neuen Asphaltstrasse ging es den Berg hinunter und auf der anderen Talseite wieder hinauf. Nur in den Kurven scheint irgendetwas nicht richtig hingehauen zu haben oder es fehlten Hangabfanungen, denn hier fehlte der Asphalt und man musste enge Schotterkurven fahren. Immer im Höhenspektrum zwischen 3200 und 500m. Am dritten Tag kamen sogar wieder Überlandbusse in Sicht.